Der viermalige Weltmeister Tony Martin hat bei der Straßenrad-WM in der britischen Grafschaft Yorkshire im Einzelzeitfahren erwartungsgemäß eine Medaille verfehlt. Noch mit den Folgen seines schweren Sturzes bei der Spanien-Rundfahrt kämpfend musste sich der Lausitzer mit dem neunten Platz zufriedengeben.
"Ich bin zufrieden, dass es keine totale Nullnummer geworden ist. Es hätte von Medaille bis Totalausfall alles werden können. Jetzt ist es irgendwo im Mittelfeld geworden", sagte Martin im "ZDF": "Ich hatte mit meinem Brustkorb zu kämpfen und habe gehofft, dass wir es in den Griff kriegen und dass die Form von der Vuelta zündet. Dem war nicht so, aber dennoch bin ich solide durchgekommen. Mit der Vorgeschichte und der Vorbereitung kann ich zufrieden sein."
WM-Gold ging an den Australier Rohan Dennis, der in 1:05:05 Stunden seinen Titel aus dem Vorjahr erfolgreich verteidigte. Das Podium komplettierten das 19 Jahre alte belgische Top-Talent Remco Evenepoel (+ 1:09 Minuten) sowie der Italiener Filippo Ganna (+ 1:55).
"Mit 19 so eine Leistung zu bringen, ist unglaublich. Wahrscheinlich haben wir da den neuen Eddy Merckx", lobte Martin den Silbermedaillen-Gewinner. Im Sommer hatte Evenepoel bereits die stark besetzte Clasica San Sebastian gewonnen und war bei der Deutschland-Tour mit einer furiosen Attacke 100 Kilometer an der Spitze gefahren. Nicht wenige Experten trauen dem Youngster zu, dass er die Radsport-Szene schon bald dominieren wird.
Martin sichert zweiten Olympia-Startplatz
Nach 54 welligen Kilometern zwischen Northallerton und Harrogate kam Martin auf eine Zeit von 1:07:32 Stunden, 2:27 Minuten langsamer als der neue, alte Weltmeister. Der Kölner Nils Politt (1:09:15) blieb als 22. im Rahmen seiner Möglichkeiten.
Martin ging konzentriert ins Rennen und war zunächst auch gut unterwegs. Nach der ersten Zwischenzeit lag er als Fünfter in der Nähe der Medaillen. Dennis aber hatte da schon eine eindrucksvolle Marke gesetzt und auch das belgische Wunderkind Evenepoel klar hinter sich gelassen.
Mit zunehmender Dauer erhöhte sich der Rückstand von Martin, die Medaillen gerieten außer Reichweite. Seiner Karrierebilanz von vier WM-Titeln im Einzelzeitfahren und insgesamt 13 Podiumsplatzierungen konnte Martin kein weiteres Highlight hinzufügen. Dennis dagegen fuhr in einer eigenen Liga.
Martin sicherte mit dem neunten Rang für den Bund Deutscher Radfahrer zumindest einen zweiten garantierten Startplatz für das Olympia-Einzelzeitfahren nächstes Jahr in Tokio. Für Martin allerdings kein wirklicher Trost. "Olympia ist nicht in meinem Kopf. Das bringt auch keine Extra-Motivation", sagte der Wahl-Schweizer.
Der BDR steht nach Ende der WM-Zeitfahren bei einer Silber- und einer Bronzemedaille und liegt bereits über der Bilanz der Vorjahres-Titelkämpfe. Am Donnerstag beginnen in Yorkshire die Straßenrennen mit dem Wettbewerb der Junioren. Der Ansbacher Marco Brenner (17) gilt als Podestkandidat.



