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Neun Festnahmen: Doping-Razzia bei der Ski-WM

In Seefeld soll es Polizeieinsätze gegen das organisierte Doping geben
In Seefeld soll es Polizeieinsätze gegen das organisierte Doping geben
Foto: © getty, Lars Baron
27. Februar 2019, 14:21

Das österreichische Bundeskriminalamt hat bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld sieben Personen, darunter fünf Sportler festgenommen.

"Bei den festgenommenen Athleten handelt es sich um zwei österreichische, einen kasachischen und zwei estnische Spitzensportler", teilte das BKA in einer Mitteilung mit. Es handle sich der Mitteilung zufolge um ein "weltweit agierendes Dopingnetzwerk", das man zerschlagen habe.

Zudem wurde ein deutscher Sportmediziner sowie ein weiterer mutmaßlicher Komplize aus Deutschland festgenommen. Zuvor hatten die ARD-Dopingredaktion sowie die "Süddeutsche Zeitung" von Razzien im WM-Ort in Tirol über die insgesamt neun Festnahmen berichtet. Außerdem wurden 16 Hausdurchsuchungen vollzogen

"Im Rahmen von seit mehreren Monaten andauernden internationalen Ermittlungen wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Sportbetruges sowie der Anwendung von unerlaubten Wirkstoffen und Methoden zu Dopingzwecken" sei eine in Deutschland ansässige kriminelle Organisation um einen Sportmediziner ausgeforscht werden, schrieb das BKA in der Mitteilung.

"Operation Aderlass"

"Diese aus Erfurt agierende kriminelle Gruppierung ist dringend verdächtig, seit Jahren Blutdoping an Spitzensportlern durchzuführen, um deren Leistung bei nationalen und internationalen Wettkämpfen zu steigern" und illegale Einkünfte zu generieren, hieß es weiter.

Unter dem Titel "Operation Aderlass" verbreitete das Bundeskriminalamt die Mitteilung. Um 15:00 Uhr sollen Vertreter des Bundeskriminalamtes und der Staatsanwaltschaft Innsbruck bei einer Pressekonferenz in Innsbruck über die ersten Ermittlungsergebnisse zu präsentieren.

Das BKA bezeichnete das Vorgehen als "koordiniertes Einschreiten unter Beisein des deutschen Oberstaatsanwaltes". Insgesamt wurden im Zusammenhang mit den Ermittlungen neun Personen festgenommen.

DSV wohl nicht betroffen

Der Deutsche Skiverband ist eigenen Angaben zufolge nicht von der derzeit laufenden Anti-Doping-Aktion bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld betroffen.

"Ich kann bestätigen, dass bei uns die Lage ruhig ist. Es fanden keine Untersuchungen statt, weder im Teamhotel noch in Deutschland bei Institutionen, die den DSV vertreten", sagte DSV-Sprecher Stefan Schwarzbach dem "SID": "Nach unseren Erkenntnissen ist auch keiner aus unserem medizinischen Bereich in die Untersuchungen involviert. Wir haben nichts, was uns Anlass gegeben hätte zu denken, dass der DSV involviert ist."

Max Hauke und Luis Stadlober involviert?

Die Maßnahmen basieren offenbar auf Erkenntnissen, die Ermittlungen im Anschluss an die "ARD"-Dokumentation über den österreichischen Skilangläufer Johannes Dürr gebracht haben.

Die Maßnahmen wurden rund zwei Stunden vor dem Start der Entscheidung im 15-km-Skilanglauf der Männer bekannt, dabei sollten unter anderem die beiden Österreicher Max Hauke und Luis Stadlober sein.

Hauke war gemeinsam mit Dürr Teil von Österreichs Langlauf-Team bei den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi, als Dürr positiv getestet wurde. Auswirkungen der Polizeieinsätze waren rund um das WM-Langlaufstadion zunächst nicht zu spüren.

Dürrs Doping-Geständnis sorgt für Aufsehen

Die "ARD"-Dopingredaktion meldete, dass in Erfurt ein Einsatz in der Praxis eines Sportmediziners laufe, an dem Zollbeamte beteiligt seien. Der Arzt habe Verbindungen in den Hochleistungssport, auch in den Nordischen Skisport.

Der 2014 überführte Dürr hatte im Januar umfassend über seinen jahrelangen Betrug ausgepackt und dabei auch angedeutet, beim Epo-Missbrauch Hilfe von Verbandsvertretern gehabt zu haben. "Verbandsdoping gibt es nicht", sagte daraufhin ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel.

Zudem berichtete Dürr in dem Film, er habe unter anderem in Oberhof, München und Irschenberg Blut abgenommen und später zurückgeführt bekommen. Seine Hintermänner wollte er allerdings nicht verraten. Die Staatsanwaltschaft München I leitete daraufhin ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt ein.

Dürr war der erste Wintersportler, der über Eigenblutdoping auf deutschem Boden auspackte. Ehe er 2014 bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi mit Epo im Blut erwischt und für zwei Jahre gesperrt wurde, habe er auch mit Wachstumshormon-Doping experimentiert. Vor allem aber habe er sich regelmäßig Blut abzapfen und später mit erhöhter Konzentrationen von roten Blutkörperchen wieder zurückführen lassen.

 

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