Was lange währt, wird endlich gut: Nach einem zähen Transferpoker hat der FC Bayern München den französischen Abwehrspieler Lucas Hernández von Atlético Madrid verpflichtet. Stolze 80 Millionen Euro nimmt der deutsche Fußball-Rekordmeister in die Hand, um den 23-Jährigen an die Säbener Straße zu holen. Ist das Geld gut angelegt? sport.de macht den Check!
Wer ist Lucas Hernández?
Der flexibel einsetzbare Verteidiger wurde am 14. Februar 1996 in Marseille geboren, wo sein Vater Jean-François für Olympique spielte.
2007 wechselte Lucas Hernández in die Jugend von Atlético Madrid. Dort feierte die Nachwuchshoffnung 2014 ihr Profi-Debüt. Unter Trainer Diego Simeone entwickelte sich der heute 23-Jährige im Laufe der Jahre zu einem unverzichtbaren Leistungsträger.
Seinen größten Erfolg feierte Hernández im vergangenen Sommer mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft in Russland. Zudem durfte er 2018 die Europa-League-Trophäe und den Triumph im UEFA Supercup bejubeln.
In seiner Freizeit ist der Les-Bleus-Star gerne bei Instagram unterwegs, 1,2 Millionen Fans folgen ihm dort. Im Bayern-internen "Influencer-Ranking" schafft er es damit allerdings nicht einmal in die Top Ten. Spitzenreiter ist James Rodríguez mit 41 Millionen Followern.
Zu welchen Konditionen wechselt Hernández zum FC Bayern?
Der Weltmeister besaß bei Atlético Madrid ursprünglich einen Vertrag bis 2024, verlässt seinen Noch-Arbeitgeber allerdings dank einer Ausstiegsklausel für festgeschriebene 80 Millionen Euro.
Für den Youngster pulverisieren die Bayern ihren bisherigen Ablöserekord: Corentin Tolisso kostete 2017 mit 41,5 Millionen Euro nur etwa halb so viel wie Lucas Hernández, der knapp hinter Liverpools Virgil van Dijk (84,65 Mio. Euro) zum zweitteuersten Verteidiger aller Zeiten aufsteigt.
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Was verspricht sich der FC Bayern von Lucas Hernández?
Der deutsche Rekordmeister besitzt den zweitältesten Kader der Bundesliga. Mit Mats Hummels und Jérôme Boateng haben zwei Innenverteidiger bereits die 30 geknackt.
Zuletzt kündigten die Bayern-Bosse eine Verjüngung der Mannschaft an. Durch die Transfers von Hernández, der sowohl im Abwehrzentrum als auch als Linksverteidiger auflaufen kann, und Benjamin Pavard vom VfB Stuttgart stellen die Bayern die Weichen für die Zukunft.
"Ich bin sehr glücklich, dass wir in Lucas Hernández einen der besten Defensivspieler der Welt und Weltmeister verpflichten konnten", frohlockt FCB-Sportdirektor Hasan Salihamidzic. Trainer Niko Kovac äußert sich ähnlich: "Er ist ein Spieler, der jung ist, viele Positionen spielen kann und eine gute Mentalität mitbringt."
Auch Ex-Weltmeister Christophe Dugarry schwärmte bereits von seinem Landsmann und nannte ihn die "Zukunft des Weltfußballs".
Der Neuzugang muss sich jedoch zunächst einer Operation im rechten Knie unterziehen. Bei der sportmedizinischen Untersuchung hatte die Vereinsärzte eine Schädigung des Innenbandes festgestellt.
Wo liegen Hernández' Stärken?
Trotz seines jungen Alters ist der Linksfuß bereits extrem erfahren. Mit 23 Jahren kommt Hernández auf 67 Einsätze in der Primera División. Darüber hinaus absolvierte er 16 Partien in der Champions League und stand in allen sieben WM-Spielen für Frankreich in der Startelf.
Auf dem Platz überzeugt der Allrounder durch Zweikampfhärte und Laufstärke. In diesen Kategorien gehört Hernández zu den besten Akteuren der spanischen Liga.
"Gegen Messi, Suárez oder Neymar zu spielen, ist ein Kindheitstraum", sagte er einmal, "aber auf dem Platz gibt es keine Träume, da ist Krieg."

Woran muss Lucas Hernández arbeiten?
Mit einer Körpergröße von 1,82 Metern und einem Gewicht von 76 Kilogramm ist der Atlético-Profi für einen Innenverteidiger recht schmächtig - ein "kleiner" Nachteil in Kopfballduellen. Zudem werden dem Abwehrspieler noch Defizite im Passspiel nachgesagt.
Überdies sorgt er abseits des Rasens hin und wieder für Negativschlagzeilen. 2017 hatte Hernández einen handfesten Streit mit seiner Freundin Amelia, die Polizei musste eingreifen, verhängte Sozialstunden und gar ein vorübergehendes Kontaktverbot. Vier Monate später war alles vergessen, Lucas und Amelia schworen sich die ewige Treue und haben inzwischen ihren gemeinsamen Sohn Martin.
Was bedeutet der Hernández-Transfer für die Kaderplanung?
Durch die Verpflichtung des Franzosen haben die Münchner zusammen mit Mats Hummels, Jérôme Boateng und Niklas Süle vier Innenverteidiger in den eigenen Reihen.
Da Hummels und Boateng unter Coach Kovac in dieser Saison nicht immer gesetzt sind, könnte (mindestens) einer von beiden im Sommer gehen.
Mehr dazu: Hummels vs. Boateng: Wem gibt der FC Bayern den Laufpass?
Beim FC Bayern dürfte Hernández als neuer Partner von Niklas Süle in der Innenverteidigung eingeplant werden. Alternativ könnte er auch die Linksverteidiger-Position bekleiden. Allerdings gilt dort David Alaba als gesetzt. Eine Degradierung des Österreichers ist nahezu ausgeschlossen.
Jannik Kube


























