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FINA unter Druck: Elite-Wettbewerb soll Wogen glätten

Der Schwimm-Weltverband FINA sieht sich einer Klage ausgesetzt
Der Schwimm-Weltverband FINA sieht sich einer Klage ausgesetzt
Foto: © getty, Lintao Zhang
14. Dezember 2018, 11:50

Das ging schnell: Kaum sieht sich der Schwimm-Weltverband FINA einer Klage ausgesetzt, öffnet er seine Kassen. Ob der Elite-Wettbewerb die Wogen glätten kann, ist fraglich.

Die Schwimmer begeistern bei der Kurzbahn-WM mit Topzeiten, doch auch der Weltverband schlägt hinter den Kulissen ein bislang unbekanntes Tempo an. Unter dem Druck einer Klage gegen das Wettbewerbsmonopol und der Konkurrenz durch die Profiserie International Swimming League (ISL) zauberte die FINA in Hangzhou kurzerhand einen neuen Elite-Wettkampf aus dem Hut. Es winkt ein Preisgeld von 3,9 Millionen Dollar (3,43 Millionen Euro).

Bei dem Einladungswettbewerb "FINA Champions Swim Series", der im kommenden Jahr zwischen März und Mai an drei noch nicht näher genannten Stationen abgehalten wird, sollen in den ausgewählten Einzelrennen jeweils nur der Olympiasieger, der Weltmeister, der Weltrekordler und der Jahres-Weltbeste gegeneinander antreten.

Hört sich spektakulär an, ist in der Realität aber nicht umsetzbar. Über 100 m Brust müsste nämlich der Olympiasieger Adam Peaty gegen Weltmeister Adam Peaty, gegen Weltrekordler Adam Peaty und gegen den Weltranglistenersten Adam Peaty antreten. Außerdem ist der fünffache Rio-Olympiasieger Michael Phelps zum Beispiel gar nicht mehr aktiv.

2,5 Millionen Dollar Preisgeld

An diesen Feinheiten stört sich die FINA zunächst nicht, der Weltverband betont lieber sein Entgegenkommen an die Athleten - vor allem in finanzieller Hinsicht: Den Startern werden alle Unkosten erstattet, und das Preisgeld ist üppig. Allein in den Einzelrennen sind knapp 2,5 Millionen Dollar (2,2 Millionen Euro) zu gewinnen.

Eine Innovation, sagt die FINA. Eine Kopie der ISL-Idee, sagen Kritiker. Eine Beruhigungspille, sagen die meisten. "Es ist eher der Versuch, die Topschwimmer, die die Klage eingereicht haben, ruhigzustellen. Denn die wissen, dass sie eingeladen werden", sagte der Olympiasechste Philip Heintz dem SID. Es profitiert nur ein sehr elitärer Kreis, kaum ein deutscher Schwimmer dürfte eine Einladung erhalten. Heintz: "Die ISL war wesentlich breiter aufgestellt."

Ein von der ISL koordinierter Wettkampf in Turin war jedoch von der FINA aus formalrechtlichen Gründen untersagt worden. Danach hatten die ISL und Topschwimmer wie die dreimalige Olympiasiegerin Katinka Hosszu in den USA Klage eingereicht. Die FINA soll Sportlern bei einem Start mit harten Sanktionen drohen und von der ISL eine unverhältnismäßig hohe Gebühr von 50 Millionen Dollar verlangen.

118 Millionen Dollar Einnahmen, 15 Millionen Preisgeld

Laut Anklageschrift hat der Weltverband in den Jahren 2016 und 2017 insgesamt 118 Millionen Dollar eingenommen, davon aber nur 15 Millionen als Preisgeld an die Athleten ausgeschüttet. Ein Missverhältnis, das vor allem internationale Stars wie Hosszu und Peaty immer wieder anprangern.

Ob der neue Elite-Wettbewerb die Stars wirklich besänftigt, bleibt abzuwarten. Die für Schwimmverhältnisse gut dotierte Weltcup-Serie der FINA im Herbst wird von den meisten Topathleten gemieden. Für die kommende Woche hat zudem die ISL in London zu einem Gipfeltreffen mit elf Olympiasiegern und 18 Weltmeistern aus zehn Nationen geladen. Sie sollen mithelfen, "eine neue Ära in ihrem Sport einzuleiten", heißt es in einer ISL-Mitteilung.

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