Der Traum vom Halbfinale lebt: Die deutschen Handballerinnen haben bei ihrem EM-Abenteuer in Frankreich zum Auftakt der Hauptrunde einen Traumstart hingelegt. Die Mannschaft von Bundestrainer Henk Groener gewann am Freitagabend in Nancy mit 29:23 (17:9) klar gegen den EM-Elften Spanien und ist vor den beiden ausstehenden Spielen der zweiten Turnierphase ein ernster Kandidat für den Sprung ins Halbfinale.
"Wir haben eine wahnsinnig gute erste Halbzeit gesehen, das hat keiner erwartet, die Mädels haben sich in einen Rausch gespielt", sagte Bundestrainer Groener: "Auch die Abwehr stand super. In der zweiten Hälfte haben wir gesehen, dass die Spanier gleich wieder da sind, wenn wir nachlassen. Aber wir haben uns durchgekämpft."
"Das ist ein geiles Gefühl, hier spielen zu dürfen, es trägt die Mannschaft, dass wir so viel Freude ausstrahlen", sagte die überzeugende Torhüterin Dinah Eckerle. Sie wurde dank ihrer bärenstarken Paraden in der ersten Halbzeit als Spielerin des Spiels ausgezeichnet.
Letztes EM-Halbfinale mit DHB-Beteiligung 2008
Top-Talent Emily Bölk sowie Meike Schmelzer und Angie Geschke waren mit je vier Treffern die besten Torschützinnen der Auswahl des Deutschen Handballbundes, die dank einer bärenstarken ersten Hälfte gegen die weiterhin punktlosen Spanierinnen nun bei 4:2 Zählern steht - und damit den Einzug unter die vier besten Teams in der eigenen Hand hat.
Mit zwei Siegen in den ausstehenden Begegnungen der Hauptrunden-Gruppe II am Sonntag (15 Uhr) gegen den EM-Zwölften Ungarn und am Mittwoch (21 Uhr) gegen Vize-Europameister Niederlande wäre Deutschland das Halbfinale nicht zu nehmen. Die besten beiden Mannschaften der zwei Sechsergruppen qualifizieren sich für die Finalrunde.
2008 hatte die deutsche Mannschaft bei der Endrunde in Mazedonien letztmals in einem EM-Halbfinale gestanden, dieses damals aber gegen Spanien mit 29:33 verloren und am Ende Rang vier belegt. Die letzte und bisher einzige EM-Medaille gab es mit Silber bei der EM-Premiere 1994 im eigenen Land.
Spanien verzweifelt an Dinah Eckerle
Groeners Mannschaft ging ohne Druck in die Partie gegen den Olympia-Dritten von 2012. Sie hatte mit dem Einzug unter die besten zwölf Teams des Turniers ihr erstes Ziel bereits erreicht, und das war dem jungen Team nach dem zuletzt wackligen Auftritt am Mittwoch gegen Tschechien (30:28) anzumerken. Deutschland spielte zu Beginn unbekümmert und zog früh auf 4:1 (7.) weg.
Die Spanierinnen, die von bisher drei Duellen gegen Deutschland in diesem Jahr zwei gewonnen hatten, scheiterten bei ihren Offensivbemühungen hingegen immer wieder an Dinah Eckerle. Die Torhüterin der SG BBM Bietigheim fand mit mehreren Paraden hervorragend in die Partie, die Spielerinnen in Rot strahlten aus dem Rückraum kaum Gefahr aus und blieben neun Minuten ohne eigenen Treffer.
DHB-Team zur Pause uneinholbar vorn
Die DHB-Auswahl bestrafte das: Zwar nutzte sie nicht all ihre teilweise hochkarätigen Chancen, doch es genügte, um beim 13:6 (27.) zwischenzeitlich mit sieben Treffern in Führung zu gehen. Spanien fand in der Deckung bis zur Pause gegen die variable Offensive des Groener-Teams keine Mittel und ging mit einem Acht-Tore-Rückstand in die Kabine.
Nach der Pause verlor die deutsche Mannschaft etwas ihre Kaltschnäuzigkeit, auch die Deckung stand nicht mehr so sicher. Spanien erzielte innerhalb von 19 Minuten schon so viele Treffer wie in Abschnitt eins, konnte den Rückstand zunächst aber nicht wesentlich verkürzen.
Die deutsche Mannschaft ging mit einer Sechs-Tore-Führung in die letzten zehn Minuten, in denen sie körperlich stark und leidenschaftlich die Führung verteidigte.
Ergebnisse und Tabelle der Handball-EM im Überblick
Spanien - Deutschland 23:29 (9:17)
Tore: Martin Berenguer (7), Rodriguez (5), Fernandez Fraga (4), Lopez Jimenez (3), Gonzalez Alvarez (2), Hernandez Serrador (1), Pena Abaurrea (1) für Spanien - Bölk (4), Geschke (4/4), Schmelzer (4), Großmann (3), Smits (3), Zapf (3), Behnke (2), Stolle (2), Berger (1), Grijseels (1), Müller (1), Schulze (1) für Deutschland
Zuschauer: 2217