Christian Pulisic vom Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund hat in seiner jungen Karriere schon viele Höhepunkte erlebt. Mit gerade einmal 20 Jahren absolvierte der US-Amerikaner schon über 100 Pflichtspiele für den BVB. In der vergangenen Saison war er nahezu gesetzt. Doch aktuell stehlen Pulisic in Dortmund andere Youngster die Show.
Eigentlich ist er das Gesicht der jungen Garde beim BVB: Christian Pulisic, der im zarten Alter von 17 Jahren und 218 Tagen schon zwei Bundesliga-Tore erzielt hatte - als jüngster Spieler aller Zeiten.
Der in seiner Heimat USA bereits jetzt als bester Fußballer aller Zeiten gilt. Der von der italienischen Fachzeitung "Tuttosport" in diesem Jahr für den Golden-Boy-Award als bestes U21-Talent der Welt nominiert ist.
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"Man hält mich für die Zukunft", erklärte der Youngster im Sommer gegenüber "ussoccer.com", stellte aber klar: "Ich möchte als die Gegenwart gesehen werden." Pulisic will in Verein und Nationalmannschaft vorangehen, Verantwortung übernehmen.
Doch die von ihm angesprochene Gegenwart gestaltet sich beim BVB unter Trainer Lucien Favre dieser Tage schwierig.
Zwar gehört auch Pulisic zum Kreise der 15 Spieler des Revierklubs, die in der laufenden Saison bereits ein Tor erzielt haben. In Topform ist er jedoch nicht, anders als seine direkten Konkurrenten im Kader.
Christian Pulisic bei BVB-Galas zuletzt außen vor
Wenn die Borussia derzeit in Bundesliga und Champions League mit bestechendem Offensivfußball für Furore sorgt, ist der Anteil des Rechtsaußens überraschend gering.
Beim 4:0 in der Königsklasse gegen Atlético Madrid ging die Gala-Vorstellung nach der Auswechslung von Pulisic - und mit der Einwechslung von Jadon Sancho - erst richtig los.
Der BVB wackelte zu dieser Zeit trotz 2:0-Führung beträchtlich. Aber drei Minuten später klingelte es zum dritten Mal im Kasten der Spanier. Torschütze war Sancho. Die Partie kippte wieder zugunsten der Schwarzgelben.

"Die Einwechslungen haben uns erneut geholfen", bestätigte Sebastian Kehl, Leiter der Dortmunder Lizenzspielerabteilung, nach der Partie.
In den letzten Bundesligaspielen gegen den VfB Stuttgart (4:0) und Hertha BSC (2:2) setzte Favre fast schon folgerichtig von Beginn an auf Sancho.
Dieser erzielte prompt drei Treffer in den beiden Partien. Insgesamt sammelte der 18 Jahre alte Engländer wettbewerbsübergreifend schon satte 13 Scorerpunkte. Eine Ausbeute, von der Pulisic (vier Scorerpunkte) weit entfernt ist.
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Leichtigkeit von Christian Pulisic beim BVB scheint verloren
Vor allem die Leichtigkeit, mit der Pulisic die BVB-Fans in der jüngeren Vergangenheit oft zum Schwärmen brachte, ist ihm abhanden gekommen. Immer wieder verzettelt sich der Angreifer, seine Aktionen sind überhastet und unsauber.
Pulisic wirkt zudem bisweilen überspielt - eine Tendenz, die bereits in der letzten Saison ihren Anfang nahm.
Dem US-Boy gelang unter den Trainern Peter Bosz und Peter Stöger zwar vollends der Durchbruch beim BVB. In beeindruckenden 32 Bundesliga-Partien stand er auf dem Feld, 27 Mal von Beginn an.
Zwischenzeitlich wartete das Riesentalent jedoch auch damals schon zehn Liga-Spiele auf eine direkte Torbeteiligung.
Ohnehin war das letzte Jahr für Pulisic eines, das auch von Rückschlägen geprägt war: Mit der Nationalmannschaft verpasste er seinen großen Traum von der ersten Teilnahme an einer Weltmeisterschaft.
Mit dem BVB gab es, mit Ausnahme eines zwischenzeitlichen persönlichen Formhochs im Frühjahr, bekanntlich nicht viel zu feiern.
Christian Pulisic beim BVB im Lernprozess
"Es ist alles sehr schnell gegangen", blickte Pulisic jüngst im Interview mit "bvb.tv" zurück. Er wolle dennoch versuchen, "jedes Spiel zu genießen". Unter dem dritten Dortmunder Trainer binnen weniger Monate will er nun den nächsten Schritt in der Entwicklung gehen. "Mehr dazulernen ist immer gut."
Zu diesem Lernprozess gehört wohl auch, die neuen Dortmunder Überflieger mit seiner Erfahrung zu unterstützen.
Dass Sancho zu seinem Kollegen aufblickt und das Selbstbewusstsein von Pulisic im Eins-gegen-Eins als "eine Inspiration" bezeichnet, zeigt den immer noch vorhandenen Stellenwert des 1,73 Meter kleinen Dribblers im BVB-Kader.
Zu erwarten ist außerdem, dass Sancho und Jacob Bruun Larsen (20), ebenfalls unter Favre durchgestartet, ihrerseits auch Rückschläge erleiden werden.
Da der Schweizer großen Wert auf Rotation legt, sind darüber hinaus Pulisics Qualitäten als Joker gefragt.
Eindrucksvoll lieferte er in dieser Rolle beim Champions-League-Auftakt gegen den FC Brügge ab, als er nach seiner Einwechslung den dringend benötigten Schwung in die Partie brachte und das späte Siegtor erzwang.
Bringt Pulisic bald wieder die nötige Konstanz in sein Spiel, kann er also trotz der aktuellen Durststrecke sein Ziel erreichen und in Dortmund wieder zur "Gegenwart" gehören. Pulisic würde dann auch wieder aus dem Schatten der Anderen hervortreten.
Gerrit Kleiböhmer





























