Windsurf-Ass Philip Köster greift vor Sylt nach seinem fünften WM-Titel. Die Konstellation vor dem letzten Weltcup der Saison verspricht Hochspannung.
Philip Köster schlottern schon ein wenig die Knie. Wenn der Wind vor der Nordseeinsel Sylt in den kommenden Tagen aufzieht, fallen die Temperaturen, teilweise sind nur zehn Grad Celsius angesagt. Das ist ziemlich frisch für das Windsurf-Ass mit Heimat auf der Sonneninsel Gran Canaria. "Die Hände und Füße tun dann weh, und das Gefühl für das Material wird schwieriger", sagte Köster vor dem Event, das am Freitag eröffnet wurde (bis 7. Oktober).
Doch der 24 Jahre alte Star der Szene mit Hamburger Wurzeln muss da durch, und er lässt keinen Zweifel daran, dass er dem Wetter trotzen wird. "Ich will meinen fünften Titel gewinnen und alles zeigen", sagte Köster im Gespräch mit dem "SID". Seine etwas knifflige Ausgangsposition vor dem Wettkampfstart bremste ihn nicht in seinem Optimismus.
Köster muss beim bedeutendsten Stopp der Weltcup-Serie, seinem "Heimspiel" vor großem Publikum am Brandenburger Strand, den Dauerrivalen Victor Fernandez Lopez hinter sich lassen. Wird er dabei nicht mindestens Zweiter, könnte sich auch noch der Brasilianer Ricardo Campello in das Titelrennen einmischen. Die Rechenspiele beschäftigen den deutschen Topathleten aber nicht: "Im Heat bin ich immer sehr entspannt. Unruhig werde ich eigentlich nur, wenn es keinen Wind gibt."
"Ich sehe viele Punkte, die noch zu verbessern sind"
Dann schnappt sich Köster ein Fahrrad und düst über die Insel, um den Kopf frei zu bekommen. Sylt ist für ihn jedes Jahr aufs Neue ein besonderes Event - auch ein besonders anstrengendes. Sponsoren, Medien und Fans wollen allesamt zu ihrem Recht kommen. "Das sind zehn Tage, die auch Arbeit für mich sind", sagte Köster, der mittlerweile seit mehr als zehn Jahren im Weltcup-Zirkus unterwegs ist.
Am Limit wähnt er sich trotz der Titelgewinne in den Jahren 2011, 2012, 2015 und 2017 noch lange nicht. "Ich sehe viele Punkte, die noch zu verbessern sind", sagte Köster: "Ich habe zuletzt den dreifachen Loop fast geschafft, und man kann immer noch höher und extremer springen."
Im vergangenen Jahr spukten ihm dabei noch ein wenig die Nachwirkungen seiner schweren Knieverletzung im Kopf herum. Nun ist Köster in der Hinsicht einen Schritt weiter, hat die Schiene zur Seite gelegt und setzt zum nächsten Höhenflug an. "Sylt ist immer ein schwieriger Spot", sagte er: "Man braucht auch etwas Glück. Aber ich fühle mich gut und bin bereit."