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"Hatten höhere Erwartungen"

Viel Arbeit für Buschreiter auf dem Weg nach Tokio

Ingrid Klime holte Bronze bei der WM in den USA
Ingrid Klime holte Bronze bei der WM in den USA
Foto: © getty, Martin Rose
18. September 2018, 10:46

Trotz der verpassten Team-Medaille haben die deutschen Vielseitigkeitsreiter die Qualifikation für die Olympischen Spiele geschafft. Auf dem Weg nach Tokio bleibt aber viel Arbeit.

Dass Ingrid Klimke am letzten Hindernis auch noch das sicher geglaubte Gold verlor, passte ins Bild. Für die deutschen Vielseitigkeitsreiter lief es bei den Weltreiterspielen in Tryon alles anders als rund. Während sich die Europameisterin im Einzel zumindest mit Bronze trösten durfte, musste sich das Team mit dem Minimalziel Olympia-Qualifikation zufriedengeben. "Wir haben uns natürlich mit der Mannschaft mehr ausgerechnet", sagte Andreas Dibowski nach dem fünften Platz in der Nationenwertung und versuchte gar nicht erst, die enttäuschende Leistung schönzureden.

Bei der WM in North Carolina wurde offensichtlich, dass auf die Equipe von Bundestrainer Hans Melzer in den zwei Jahren bis Tokio noch viel Arbeit wartet. Darüber täuschte auch die Medaille von Klimke auf Hale Bob nicht hinweg, die bis zum letzten Sprung noch golden geglänzt hatte. Doch nach drei Stangenwacklern zuvor war ihr Glück im Parcours aufgebraucht. "Ich bin trotzdem happy. Hauptsache, wir haben eine Medaille", sagte sie, ehe sie sich in Richtung Flughafen davonmachte.

Jung-Ausfall wiegt schwer

"Wir hatten natürlich höhere Erwartungen", sagte Hagen Melzer. Vor allem der Ausfall des dreimaligen Olympiasiegers Michael Jung zwei Wochen vor WM-Start wog schwer, merkte der Bundestrainer an. Deshalb habe sich das Team fast von alleine aufgestellt.

"Michi ist nicht zu ersetzen", sagte Melzer über den 36 Jahre alten Ausnahmereiter, der seit 2009 bei jedem Championat Medaillen gewonnen hatte: "Das war schon ein großes Loch." Ein Loch, das die verbliebenen Reiter bis auf Klimke nicht zu stopfen vermochten.

Ist Ex-Trainer Bartle der Titel-Faktor?

Die Medaillenchancen hatte die deutsche Equipe mit einer schwachen Leistung im Gelände verspielt. Da war es fast schon Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet Großbritannien die Goldmedaillen im Team und Einzel bejubelte. Trainer der Briten ist Christopher Bartle - bis 2016 noch Disziplintrainer der deutschen Equipe für das Gelände und damit unter anderem verantwortlich für fünf olympische Goldmedaillen, davon zwei im Team.

Doch auf das Fehlen Bartles wollte Melzer, der die deutschen Vielseitigkeitsreiter seit 17 Jahren betreut, die enttäuschende Leistung beim Geländeritt nicht schieben. Stattdessen wies er auf die "viel größere Basis an Reitern" hin, auf die der britische Coach bauen konnte. Eine breite Basis, wie sie auch der Bundestrainer 2020 in Tokio wieder zur Verfügung haben will. Schließlich seien "zwei Jahre Zeit, in denen wir ein Team aufbauen können", sagte er.

Hoffnungen auf EM 2019

Neben Jung soll dann auch wieder die entthronte Weltmeisterin Sandra Auffarth Teil der Mannschaft sein, die in Tryon nur als Einzelreiterin auf ihrem Nachwuchspferd Viamant du Matz gestartet war. Dem neunjährigen Hengst bescheinigte Melzer "großes Potenzial".

Große Hoffnungen setzt Melzer auch in die EM im kommenden Jahr. Da diese im niedersächsischen Luhmühlen stattfindet, darf das deutsche Team als Gastgeber zwölf Reiter an den Start bringen - möglicherweise ein entscheidender Vorteil auf dem Weg nach Tokio, meint Melzer.

"Da werden ein paar junge Reiter dabei sein können und wichtige Erfahrungen sammeln", prophezeite der Bundestrainer, denn es sei "wichtig, dass jemand Championate geritten ist, wenn man ihn zu Olympia mitnimmt". Und dort soll es dann auch wieder mit der Team-Medaille klappen.

 

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