Mittlerweile trägt Khalil Mack das Trikot der Chicago Bears, doch der Streik des Linebackers war eine der größten NFL-Geschichten des Sommers und erinnerte stark an das Gehabe des Fußball-Profis Ousmane Dembélé, der sich Mitte 2017 vom Bundesligisten Borussia Dortmund zum FC Barcelona streikte. Nun giert der 27-jährige Football-Profi nach Erfolg bei seinem neuen Arbeitgeber. Möglicherweise könnte es gar zum Super Bowl reichen.
Von vorn: Es dauerte keinen Tag, da war Defensive Tackle Aaron Donald, der bei den Los Angeles Rams gerade erst einen 135 Millionen Dollar schweren Kontrakt über sechs Jahre unterschrieben hatte, seinen Titel als bestbezahlter Verteidiger der NFL-Geschichte schon wieder los.
Denn am 1. September entschieden sich die Chicago Bears, Khalil Mack für 141 Millionen Dollar unter Vertrag zu nehmen und zwar für die gleiche Vertragslaufzeit wie Donald. Ein echter Monster-Deal und gleichzeitig das späte Ende eines monatelangen Tauziehens.
Was war passiert? Mack konnte sich mit seinem bisherigen Team, den Oakland Raiders, nicht auf eine Vertragsverlängerung einigen. Das Angebot der Franchise soll weit von den Vorstellungen des Verteidigers entfernt gewesen sein.
Also streikte der 27-jährige Linebacker kurzerhand, blieb der gesamten Saison-Vorbereitung fern und pochte auf einen Trade inklusive neuem Vertrag - ein Verhalten, das unter anderem die Fußball-Fans des BVB aus dem letzten Sommer nur allzu gut kennen.
Trade entfacht Super-Bowl-Euphorie
Mit Erfolg. Die Chicago Bears machten mit zwei Erstrundenpicks (2019 und 2020) sowie zwei weiteren späteren Draftpicks das Rennen und stachen zudem mit dem anschließenden Mega-Vertrag eine Vielzahl von Interessenten aus. Prompt entfachte Chicago nach drei letzten Plätzen in der NFC North Division von heute auf morgen wieder Super-Bowl-Euphorie.
Diese wurde gleich bei Macks erstem Training deutlich. "Als ich Khalil der Mannschaft vorstellte gab es tosenden Applaus", erzählte Head-Coach Matt Nagy, selbst erst seit diesem Sommer in Chicago. "Jeder hier ist begeistert, dass wir so einen besonderen Spieler im Team haben."
In den vergangenen drei Jahren schaffte er 36,5 Sacks, ist sowohl gegen den Pass als auch gegen den Lauf eine Waffe und dazu einer der wenigen Spieler, der mit seiner Präsenz den gesamten Spielplan der gegnerischen Offensive zunichte machen kann.
Mack ist Chicagos neues Aushängeschild
Mack ist außerdem genau der Anführer, den die junge Bears-Verteidigung gebraucht hat. In der vergangenen Saison schafften Chicagos Gegner im Schnitt 319,1 Yards, NFL-Rang zehn und eine ordentliche Quote für die jungen Bären. Mit ihrem neuen Superstar könnten sie allerdings ab sofort wieder zu den absoluten Elite-Verteidigungen zählen.
Gerade die Linebacker-Riege um Mack, Leonard Floyd, Danny Trevathan und Top-Draft-Pick Roquan Smith hat alles, was im modernen American Football benötigt wird – Speed, Power, Athletik und Spielverständnis. Ein potenzieller Albtraum für jeden gegnerischen Quarterback.
"Es ist eine Ehre für eine so traditionsreiche Franchise zu spielen, gerade was die Verteidigung angeht", weiß auch Mack, dass sich kaum ein anderes NFL-Team so sehr über seine Defense identifiziert wie die Bears. "Ich werde den Fans durch Arbeit, Einstellung und Einsatz beweisen, dass ich mein Geld wert bin."
Ein klares Saisonziel formuliert er ebenfalls: "Ich bin hier, um zu gewinnen. Ich will Meisterschaften nach Chicago holen."
Offense könnte zum Stolperstein werden
Die Defense der Bears ist für dieses große Ziel durchaus bereit, doch selbst wenn Mack und seine Kollegen den größten Teil der Aufmerksamkeit auf sich ziehen werden, entscheidend für den Erfolg des Teams dürfte ausgerechnet die Offensive werden. Denn hier gibt es bei den Bears die weitaus größeren Fragezeichen.
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Im letzten Jahr schaffte Chicago nur 287,4 Yards pro Spiel, hatte die schlechteste Pass-Offense der NFL und Quarterback-Youngster Mitchell Trubisky geht gerade mal in seine zweite Saison. Der 24-Jährige muss sich in der Liga erst beweisen. Seine Unerfahrenheit könnte den Träumen der Bears ein jähes Ende setzen.
Doch erst einmal regiert die Hoffnung in der Windy City. So auch im ersten Saisonspiel gegen den Erzrivalen Green Bay Packers (Montag, 2:20 Uhr MESZ). Dann wird auch Khalil Mack trotz Trainingsrückstandes das erste Mal auflaufen.
Moritz Wollert