Schalke 04 sucht neue Eurofighter. Gewinnt das königsblaue League-of-Legends-Team am Sonntag die europäische Top-Liga EU LCS, ist es erstmals bei der WM dabei.
Wenn bei Maurice Stückenschneider am Wochenende wieder die Freudentränen fließen, dann hat Schalke 04 neue Eurofighter. Wie die Fußballer beim UEFA-Cup-Triumph 1997 würde das königsblaue League-of-Legends-Team um den deutschen Führungsspieler sensationell den Pokal in die Höhe recken. Und ganz nebenbei hätte S04 erstmals das WM-Ticket gelöst. Doch dafür müssen Schalkes eSportler am Sonntag (17:00 Uhr) in Madrid das Finale der europäischen Top-Liga EU LCS gegen Titelverteidiger Fnatic gewinnen.
"Wir haben gerade einen Erfolg, der so nicht erwartet wurde. Ich glaube, dass kann man von den Eurofightern 97 genauso behaupten. Da hat auch keiner vorher den Titel erwartet", sagte Schalkes eSport-Chef Tim Reichert. Aber der 38-Jährige, der lange Jahre aktiv Fußball gespielt hat, warnt vor Übermut: "In dem Spiel sind wir krasser Außenseiter. Wir haben schon mehr erreicht, als wir uns vor der Saison erhofft haben. Und jetzt spielen wir gegen das mit Abstand beste Team der Liga."
Trotzdem muss sich Schalke nicht verstecken. Nach der Gründung der eSport-Sparte 2016 und einem zwischenzeitlichen Abstieg in die Zweitklassigkeit ging es in der laufenden Sommersaison zum ersten Mal in die Playoffs der EU LCS - und gleich ins Finale. Kein Wunder, dass beispielweise der 24-jährige Stückenschneider nach dem Halbfinal-Erfolg in der Vorwoche gegen das französische Top-Team Vitality vor Glück hemmungslos losheulte. Sollte sich Schalke wirklich für die Weltmeisterschaft in Südkorea (1. Oktober bis 3. November) qualifizieren, würden wohl alle Dämme brechen.
WM-Teilnahme in Aussicht
Doch nicht nur der Turniersieg in der EU LCS bringt Schalke zur WM. Bereits die Finalteilnahme reicht, sofern Vitality am Samstag im Spiel um Platz drei dem Team Misfits unterliegt. Dann hätte S04 mehr Meisterschaftspunkte. Und sollten alle Stricke reißen, gibt es bei den Regional Finals Mitte September die Chance auf das dritten Europa-Startplatz zur WM.
"Das wäre nicht nur für die eSport-Sparte, sondern auch für den gesamten Verein tatsächlich massiv. League of Legends hat gerade in Asien noch mal einen ganz anderen Stellenwert", sagte Reichert. Zum Vergleich: Beim LCS-Finale am Wochenende in Madrid schauen laut Reichert online ungefähr 750.000 bis eine Million Menschen zu und live in der Arena 13.000. "Wenn wir über die Weltmeisterschaften reden, multiplizieren wir diese Zahlen mit 20 oder 30", sagt Reichert.
Zu den möglichen WM-Aussichten gibt sich der Chef zurückhaltend. Schließlich ist Asien der Mutterkontinent des eSports. "Gegen die Top-Mannschaften aus China und Südkorea wären unsere Chancen sehr gering", sagte Reichert: Gegen die amerikanischen Teams und alle anderen aus dem Rest der Welt hätten wir gute Chancen. Wenn wir die Gruppenphase überstehen würden, wäre das ein riesiger Erfolg."