Der Wechsel des belgischen Fußball-Nationalspielers Axel Witsel zum Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund ist perfekt. Für die Schwarzgelben ist die Verpflichtung ein echter Transfercoup, doch welche Rolle soll der WM-Star beim Revierklub eigentlich übernehmen? sport.de blickt auf die Möglichkeiten beim BVB.
Axel Witsel musste sich in seiner Karriere schon mit vielen Vorurteilen auseinandersetzen, vor allem aber mit einem: Das Label des "Fußball-Söldners" haften ihm Kritiker seit Jahren an. Das eines Spielers, dem es mehr ums Gehalt geht als um den sportlichen Erfolg.
Vor allem 2017 nach seinem Wechsel von Zenit St. Petersburg zu Tianjin Quanjian in China echauffierte sich die Fußball-Welt über den belgischen Mittelfeldspieler. Immerhin entschied er sich abermals für den Ruf des großen Geldes und nicht für eine europäische Top-Liga. "Es war eine sehr schwierige Entscheidung", gab Witsel hinterher zu: "Auf der einen Seite ein Top-Klub wie Juventus, auf der anderen ein Angebot, das ich für meine Familie nicht ablehnen konnte."
Schon als Teenager im Dress von Standard Lüttich wurde ihm eine Zukunft auf den großen Fußballbühnen Europas prophezeit. Doch statt für den FC Chelsea, Manchester United oder Juventus Turin lief Witsel für den Lissaboner Klub Benfica, Zenit St. Petersburg und zuletzt eben Tianjin Quanjian auf.
Nun zieht es den bekennenden Familienmenschen zurück nach Europa, zu Borussia Dortmund. Das Geld ist hier sicherlich nicht der Hauptgrund, denn der BVB wird nicht annähernd die 18 Millionen Jahresgehalt stemmen, die Witsel derzeit in China verdient. Laut "Bild" dürfte sich sein Salär im Bereich von zehn Millionen Euro bewegen.
Die Nähe zu seiner belgischen Heimat spielt wohl eher eine Rolle für den zweifachen Vater und auch über die frenetische Atmosphäre im Signal Iduna Park wird ihn sein Nationalmannschaftskollege Michy Batshuayi bestens informiert haben.
Der Königstransfer
Welche Motivation Witsel auch immer im Hinterkopf hat, für den BVB ist es ein echter Königstransfer. Mit Belgien wurde er bei der WM in Russland Dritter und bewies, dass er noch immer auf höchstem Niveau Akzente setzen kann. Dazu passt er perfekt, nicht zuletzt dank seiner großen internationalen Erfahrung (96 Länderspiele), in das Anforderungsprofil der Schwarz-Gelben.
Keiner weiß das besser als Belgiens Ex-Nationalcoach Marc Wilmots. "Er war mein Chef auf dem Platz", verrät der Bundesliga-Profi, der Witsel vier Jahre lang trainierte. "Ein Blick zu ihm genügte und schon organisierte er das Team, wie ich es wollte."
Der 29-Jährige bringt zudem viele Qualitäten mit, welche den Dortmundern im Mittelfeld in der jüngsten Vergangenheit abgingen. Er ist ein robuster Spieler, der sowohl vor der Abwehr abräumen als auch das Spiel nach vorne ankurbeln kann. Erst 2011, während seiner Zeit bei Benfica, rückte Witsel von der Zehn ins zentrale, defensive Mittelfeld.
Mit den Jahren reifte er schließlich zum ballsicheren Verteiler und verfügt nun über eine starke Technik, die er mit einer besonnenen und vorausschauenden Übersicht kombiniert.
Mannschaftsdienlicher Verbindungsspieler
Erst dank seiner, meist unauffälligen, Rückendeckung können sich offensive Spieler wie Eden Hazard oder Kevin De Bruyne in der Nationalmannschaft voll entfalten. "Axel ist ein sehr mannschaftsdienlicher Spieler mit großen Qualitäten, der die Struktur einer Mannschaft komplett macht", so Wilmots.

Neben seiner individuellen Klasse bringt Witsel taktische Variabilität mit. In Dortmund könnte er mit Neuzugang Thomas Delaney eine Doppel-Sechs bilden, ein physisch starkes Abräumer-Duo vor der Viererkette. Witsel hätte hierbei auch offensive Freiheiten, ohne dabei in der Formation festgelegt zu sein.
Als alleiniger defensiver Mittelfeldspieler passt Witsel ebenfalls in verschiedene Systeme. Hier wäre ein Zusammenspiel mit Mahmoud Dahoud denkbar, der in der vergangenen Saison immer wieder defensive Probleme offenbarte.
Ähnliches gilt mitunter auch für Mario Götze, der unter Lucien Favre durchaus auch im zentralen Mittelfeld Einsatzzeit bekommen könnte.
Perfekte Ergänzung für Favres Visionen
Eines steht fest: Axel Witsel passt perfekt zu den Ansprüchen von Favre, der sehr großen Wert auf taktische Flexibilität und vielseitige Formationen legt. Die Ablösesumme, die laut "Bild" bei 20 Millionen Euro liegt, ist für die Borussia mehr als erschwinglich. Ein Risiko trägt der BVB in finanzieller Hinsicht kaum.
Im Moment ist der Dortmunder Kader gerade im zentralen Mittelfeld allerdings relativ aufgebläht. Spieler wie Sebastian Rode oder Nuri Sahin dürften in den Plänen des BVB kaum noch eine Rolle spielen. Ihre Zukunft ist nun offener denn je.
Moritz Wollert
























