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Transfer-Zwischenzeugnis der Bundesligisten

Kader von Eintracht Frankfurt: Umbruch wider Willen

Auch Kevin-Prince Boateng kehrte Eintracht Frankfurt den Rücken
Auch Kevin-Prince Boateng kehrte Eintracht Frankfurt den Rücken
Foto: © getty, Matthias Hangst
19. Juli 2018, 19:28
sport.de
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Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt verlor nach dem DFB-Pokalsieg gleich mehrere Leistungsträger sowie Trainer Niko Kovac - und muss nach seiner starken WM auch noch den Abgang von Ante Rebic fürchten. Schwere Zeiten und eine Herkulesaufgabe für Sportvorstand Fredi Bobic, Sportdirektor Bruno Hübner und den neuen Coach Adi Hütter. Das Transfer-Zwischenzeugnis.

Das Tor: Kuriose Nachfolgeregelung

Vom Frankfurter Keeper-Trio der vergangenen Saison ist nur noch Jan Zimmermann übrig. Der junge Leon Bätge versucht sein Glück bei den Würzburger Kickers. Stammtorhüter Lukás Hrádecky verlängerte seinen auslaufenden Vertrag nicht und heuerte bei Bayer Leverkusen an.

Die bessere sportliche Perspektive, aber auch ein üppig dotierter Fünfjahreskontrakt lockten den 28-Jährigen ins Rheinland. Sein Abgang reißt in Frankfurt eine große Lücke.

Hrádecky gehörte sportlich zu den Stützen der Mannschaft, überzeugte auch abseits des Platzes als meinungsstarker Führungsspieler. Immerhin: Die Verantwortlichen wussten bereits im Frühjahr Bescheid, wohin die Reise Hrádeckys gehen würde.

Dementsprechend konnten die Verantwortlichen vorsorgen. Mit Frederik Rönnow wechselte die Nummer zwei der dänischen Nationalmannschaft an den Main. Für den 25-Jährigen, bei der WM in Russland ohne Einsatz, überwies Frankfurt rund 2,8 Millionen Euro an Bröndby IF.

Kurios: Rönnow beerbt Hrádecky bereits zum dritten Mal in seiner Karriere. 2013 bei Esbjerg FB sowie zwei Jahre später bei Bröndby war der 1,90-Meter-Mann ebenfalls Nachfolger des Finnen.

Dritter im Bunde der Eintracht-Torhüter ist mit Felix Wiedwald ein alter Bekannter. Der mittlerweile 28-Jährige stand bereits von 2013 bis 2015 bei der Eintracht unter Vertrag. Nach Stationen bei Werder Bremen und zuletzt Leeds United ist er nun als neue Nummer zwei zurück in Frankfurt.

Die Abwehr: Arrivierte Kräfte und ein teurer Youngster

Das defensive Gerüst der vergangenen Saison um Kapitän David Abraham, den inzwischen fest verpflichteten Carlos Salcedo, Jetro Willems und Danny da Costa steht.

Dazu kommen weitere arrivierte Kräfte wie Marco Russ und Timothy Chandler. Auch der gelernte Mittelfeldspieler Makoto Hasebe kam unter Kovac regelmäßig in der Abwehr zum Einsatz.

Große Hoffnungen setzen die Frankfurter Verantwortlichen in Evan N'Dicka. Der erst 18 Jahre alte Innenverteidiger, der auch auf der linken Abwehrseite sowie im defensiven Mittelfeld zum Einsatz kommen kann, gilt in seiner französischen Heimat als großes Talent. N'Dicka sei "sehr reif für sein Alter", schwärmt Bobic: "Er ist fußballerisch gut, sehr schnell und kopfballstark."

Satte 5,5 Millionen Euro kostete der 1,92 Meter große Youngster vom Zweitligisten AJ Auxerre, die zweithöchste Ablösesumme der Frankfurter Vereinsgeschichte.

Noel Knothe, Taleb Tawatha sowie der erst im vergangenen Sommer verpflichtete Simon Falette könnten die Hessen noch verlassen.

Das Mittelfeld: Ausgedünnte Schaltzentrale

Mit Marius Wolf und Kevin-Prince Boateng verließen zwei unumstrittene Stammspieler aus diesem Mannschaftsteil die Eintracht.

Wolf erlag den Lockrufen von Borussia Dortmund. Aufgrund einer Ausstiegsklausel kassieren die Frankfurter nur fünf Millionen Euro für einen der Shooting-Stars der abgelaufenen Saison.

Boateng reizte bei seinem ablösefreien Wechsel zum italienischen Erstligisten US Sassuolo vor allem die Nähe zu seiner Familie, die in Mailand lebt.

Auch den Kampf um Omar Mascarell verloren Bobic und Co. Der Spanier war in der abgelaufenen Spielzeit wegen mehrerer Verletzung zwar nur Nebendarsteller. Zukünftig war ihm in Frankfurt jedoch wieder eine deutlich wichtigere Rolle zugedacht.

Nachdem sein Ex-Klub Real Madrid aber zunächst von einer Rückkaufklausel im Vertrag des 25-Jährigen Gebrauch machte und anschließend Schalke 04 zehn Millionen Euro an die Königlichen zahlte, haben sich diese Planungen nun erledigt.

Marius Wolf verließ die Eintracht in Richtung BVB
Marius Wolf verließ die Eintracht in Richtung BVB

Einziger echter Neuzugang für die Schaltzentrale ist bislang Lucas Torró, einmal mehr ein ehemaliger Real-Spieler in Reihen Frankfurts. Der 23 Jahre alte frühere spanische Juniorennationalspieler ist als Mascarell-Nachfolger im defensiven Mittelfeld eingeplant.

Marco Fabián und das "ewige Talent" Marc Stendera sind dem Vernehmen nach Verkaufskandidaten, auch Max Besuschkow und Daichi Kamada haben wohl keine Zukunft bei der SGE.

Der Angriff: Geht nach dem "Fußballgott" auch Ante Rebic?

14 Jahre dauerte die Ära von Alexander Meier bei der Eintracht, doch für die anstehende Saison erhielt der inzwischen 35-Jährige keinen neuen Vertrag.

Sein Nachfolger ist der Portugiese Goncalo Paciência, ebenso wie Meier ein wuchtiger Mittelstürmer, der allerdings auch über spielerische Qualitäten verfügt. Drei Millionen Euro kassierte sein Ex-Klub FC Porto.

Angesichts der Paciência-Verpflichtung wird die Luft im Angriffszentrum dünn. Luka Jovic und Sébastien Haller streiten sich mit dem Neuzugang um die Stammplätze, Branimir Hrgota spielt in den Planungen Hütters wohl keine Rolle.

Ein kleiner Coup gelang den Frankfurtern mit der Verpflichtung von Nicolai Müller. Der frühere Nationalspieler ließ seinen Vertrag beim Hamburger SV auslaufen und war dementsprechend ablösefrei zu haben.

"Fußballgott" Alex Meier ist nicht länger bei der Eintracht

Ein dickes Fragezeichen steht noch hinter der Zukunft von Ante Rebic: Der kroatische Flügelstürmer schwimmt aufgrund seines Doppelpacks im Pokalfinale und seiner überragenden Leistungen bei der WM auf einer Hype-Welle.

In England ist der 24-Jährige heiß begehrt, auch Ex-Coach Kovac und der FC Bayern sollen sich mit Rebic beschäftigen. Der Eintracht winkt eine Ablösesumme jenseits der 50-Millionen-Euro-Grenze.

Das Fazit: Viel zu tun für Fredi Bobic und Co.

Der Kader der Eintracht gleicht einen Monat vor dem Saisonstart vor allem in Mittelfeld und Angriff einer Großbaustelle.

Die Abgänge von Schlüsselspielern wie Hrádecky, Boateng und Wolf schmerzen ungemein. Die Neuzugänge, bis auf Müller allesamt ohne Bundesligaerfahrung, müssen ihre Eignung erst noch beweisen.

Rebic wird wohl kaum zu halten sein, die Nachfolgesuche trotz (oder gerade) wegen der horrenden Ablöse alles andere als leicht. Erschwerend kommt der Trainerwechsel hinzu.

Wenn Bobic und Co. auf dem Transfermarkt nicht wieder mehrere absolute Glücksgriffe landen, droht Frankfurt eine ganz schwierige Saison.

Tobias Knoop

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