Sebastian Vettel droht in Spielberg die nächste schallende Ohrfeige im WM-Duell mit Titelverteidiger Lewis Hamilton. Der Ferrari-Star musste sich im Qualifying zum Großen Preis von Österreich als Dritter beiden Mercedes-Piloten geschlagen geben, Valtteri Bottas sicherte sich schon seine zweite Spielberg-Pole vor WM-Spitzenreiter Hamilton.
"Es hat heute einfach nicht gereicht", sagte Vettel, "wir hatten nicht die nötige Geschwindigkeit, um eine Bedrohung für Mercedes darzustellen. Wir sollten von Rang drei trotzdem gute Chancen haben."
Allerdings riskierte der Deutsche zu allem Überfluss durch reine Schlafmützigkeit einen weiteren Rückschlag schon vor dem Rennen am Sonntag. Im zweiten Qualifying-Abschnitt blockierte er Renault-Pilot Carlos Sainz jr. auf dessen schneller Runde, die Rennleitung nahm eine Untersuchung auf. "Ich habe ihn im Rückspiegel nicht gesehen, im Funk wurde mir nichts gesagt", so Vettel, "ich kann mich nur bei ihm entschuldigen."
"Valtteri hat es komplett verdient"
An der Spitze hatte Bottas die Nase vorn, die fünfte Pole Position seiner Karriere war schon seine zweite in Österreich. Im vergangenen Jahr gewann er in der Steiermark von Rang eins. Nur 19 Tausendstel dahinter wurde Hamilton Zweiter, es war damit das engste Qualifying der bisherigen Saison.
Der Engländer freute sich über "ein großartiges Ergebnis für das Team. Valtteri hat es komplett verdient." Der Finne peilt nun seinen ersten Erfolg im Jahr 2018 an: "Ich garantiere, dass niemand im Feld hungriger auf diesen Sieg ist."
Vettels Teamkollege Kimi Räikkönen (Finnland) wurde Vierter, Red Bull konnte beim Heimspiel indes nicht wie erhofft zumindest die zweite Startreihe angreifen. Max Verstappen (Niederlande) wurde immerhin noch Fünfter, Daniel Ricciardo (Australien) musste sich noch hinter dem überraschend starken Haas-Piloten Romain Grosjean (Frankreich) mit Rang sieben begnügen. Nico Hülkenberg (Emmerich) im Renault kam nicht über den zehnten Startplatz hinaus.
Nach Hamiltons Sieg am vergangenen Sonntag in Frankreich hat der Engländer 14 WM-Punkte Vorsprung auf Vettel. In Österreich ist Mercedes nach vier Spielberg-Siegen in Serie klarer Favorit.
Ferrari überzeugt bei den Longruns
Am Freitag dominierte Silber dann auch schon das freie Training, allerdings lag Ferrari nur relativ knapp zurück - und Vettel ließ am Samstagmittag mit der Bestzeit im dritten Training auf einen spannenden Kampf um die Pole hoffen. Im Qualifying fehlten dann aber doch rund drei Zehntel auf die Spitze.
Am Rennsonntag könnte es enger werden. Mercedes hat ein umfangreiches Aerodynamik-Upgrade mit nach Spielberg gebracht, dieses scheint sich auszuzahlen. Hamilton und Bottas berichten von erhöhter Stabilität. Auch Ferrari hatte bei den Rennsimulationen im Freitagstraining aber einen guten Eindruck hinterlassen und könnte sich am Sonntag auf Augenhöhe präsentieren.
Neue DRS-Zone in Spielberg
Zudem nahmen die Regelhüter eine weitere Veränderung vor, um das Überholen auf der mit Blick auf die Rundenzeit kürzesten Strecke im Rennkalender zu erleichtern: In diesem Jahr "schenkten" sie den Fahrern eine weitere DRS-Zone, in der der Klappflügel als Überholhilfe genutzt werden darf.
Bei den Piloten kommt dieser Eingriff in das Renngeschehen allerdings nicht sonderlich gut an. "Die halbe Strecke ist DRS-Zone", sagte Räikkönen abschätzig, und Vettel verglich die Formel 1 in Spielberg mit dem Computerspiel Mario Kart. "Es sollte nicht zu künstlich werden", sagte der Heppenheimer.


