Es sind noch zehn Spieltage, doch beim HSV herrscht Endzeitstimmung. Kurz-Trainingslager, Diskussionen um die komplette sportliche Führung, Angst vor den eigenen Fans - vor dem Heimspiel gegen den Mainz 05 am Samstag (15:30 Uhr) findet man alle Anzeichen eines Abstiegsszenarios.
Sieben Punkte liegen die Norddeutschen bereits hinter dem Relegationsplatz zurück, den derzeit Mainz innehat. Heißt: Eine Niederlage gegen die 05er und auch das letzte Fünkchen Hoffnung auf eine erneute Rettung ist erloschen.
Um mehr als Platz 16 geht es für den HSV schon lange nicht mehr, spätestens die Niederlage im Nordderby bei Werder Bremen vor einer Woche hat die Hoffnungen auf den direkten Klassenerhalt zerstört. In Hamburg und auch beim punktgleichen Tabellenletzten aus Köln würde man alles dafür tun, um noch auf Rang 16 zu klettern.
Wobei die Stimmung bei den Kölnern angesichts einer bislang sehr passablen Rückrunde sogar deutlich besser ist als beim HSV. Mainz, Wolfsburg, Bremen und Freiburg kämpfen dagegen um die direkte Rettung - die Relegation wäre für sie eine Enttäuschung.
Hollerbach schon jetzt unter Druck
"Ich konzentriere mich auf das, was ich beeinflussen kann", sagte der einstige Verteidiger, der keinen Ball verloren gab, der nie aufsteckte: "Wir werden kämpfen bis zum Schluss und brauchen jetzt ein Erfolgserlebnis. Am Samstag haben wir die Chance, wieder in die Spur zu finden."
Für den Coach ist die Situation alles andere als dankbar, doch Jammern ist seine Sache nicht. Natürlich blickt alles auf Hollerbachs Negativlauf, der schon bei den Würzburger Kickers begann und sich nun mit fünf sieglosen Partien bei den Hanseaten fortsetzte. Insgesamt wartet der HSV sogar schon seit elf Partien auf einen Sieg. Vieles haben sein Vorgänger Markus Gisdol und er versucht, doch der schwache Offensivmotor stottert noch immer. 18 Tore nach 24 Spielen - hier zeigten sich die Rothosen bislang nicht bundesligatauglich.
"Wir müssen nach vorne noch mehr Gier entwickeln", sagte der frühere Profi: "Wir haben 105 Prozent gegeben. Jetzt müssen wir mal 120 Prozent geben." Herauskitzeln will er die fehlenden Prozente nun vor allem in Gesprächen im Kurztrainingslager im Hotel Treudelberg, in dem Hollerbach das Team vom Trubel in Hamburg abschirmt. Seit Wochen geht es an der Elbe höchst emotional zu, der drohende erste Abstieg bewegt die Gemüter.
Statistiken machen dem HSV Mut
"Wir sind noch lange nicht abgestiegen - auch wenn es einige glauben", sagte Hollerbach wieder und wieder. Doch er weiß auch, dass die Hoffnung an der Elbe wohl nur mit einem Sieg gegen die Rheinhessen wieder aufkeimt. Danach müssen die Norddeutschen zum Auswärtsspiel zu Bayern München.
Die Rettercamps des HSV haben sich in den schon schwierigen Vorjahren stets als wirksam erwiesen. Egal, ob es 2015 nach Malente, 2016 nach Barsinghausen oder 2017 nach Rotenburg ging - in den anschließenden Partien punkteten die Rothosen immer. Doch die Ausgangsposition ist nun noch dramatischer, so schlecht war der HSV in 55 Jahren Liga-Zugehörigkeit zehn Spiele vor dem Saisonende noch nie.
Und doch gibt es auch noch Statistiken, die Hollerbach bestärken und den HSV-Anhängern Mut machen. 2009/10 hatte Hannover 96 zum gleichen Zeitpunkt ebenfalls 17 Zähler auf dem Konto und rettete sich. 2012/13 hatte 1899 Hoffenheim sogar nur 16 Punkte und schaffte den Klassenerhalt.



























