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Mi, 04.02. - So, 22.02.

Erneutes DESG-Desaster: Ihle bleibt letzte Hoffnung

Nico Ihle ist die letzte verbliebene deutsche  Eisschnelllauf-Hoffnung
Nico Ihle ist die letzte verbliebene deutsche Eisschnelllauf-Hoffnung
Foto: © getty, Harry How
20. Februar 2018, 10:52

Die Deutsche Eisschnelllauf-Gemeinschaft muss sich auf ein erneutes Scheitern wie in Sotschi einstellen. Nur Nico Ihle kann das Debakel noch verhindern.

Robert Bartko hat eine Vision. Deutschland, erklärte der Sportdirektor der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) schon bei seiner Amtsübernahme im Dezember 2014, müsse angesichts der sportlichen Infrastruktur und mit Blick auf die erfolgreiche Vergangenheit weltweit eigentlich "Eisschnelllauf-Nation Nummer zwei" hinter den Niederlanden sein.

Bis 2026 soll das Ziel annähernd erreicht sein, die anspruchsvolle Agenda ist langfristig angelegt. Dreieinhalb Jahre nach der Ankündigung sind die deutschen Kufen-Spezialisten davon aber so weit entfernt wie der FC Bayern vom Abstieg aus der Fußball-Bundesliga.

Die ernüchternde Bilanz nach neun von 14 Entscheidungen bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang: Enttäuschende Leistungen, viel Frust, keine Medaillen. Japan, Kanada, Südkorea und selbst Eisschnelllauf-Zwerg Italien - sie alle stehen im Medaillenranking besser da als die einst ruhmreiche DESG.

Mittelmaß statt Weltspitze

Wie schon vor vier Jahren in Sotschi steht der Verband vor einem Abschneiden ohne Edelmetall. Die einzelnen Ergebnisse sind weitgehend sogar schlechter als in Russland. Sprinter Nico Ihle besitzt als letzter deutscher Läufer am Freitag über 1000 m (19:00 Uhr OZ/11:00 Uhr MEZ) zwar noch die Chance auf einen Podestplatz. Das Gesamtfazit kann unabhängig von Ihles Abschneiden nur negativ ausfallen.

Ein erneutes Beben wie nach Sotschi wird deshalb nicht durch den Verband gehen, zu stark hat sich die DESG gerade erst erneuert. Der knorrige Präsident Gerd Heinze, eher ein Verwalter früherer Erfolge als Visionär, räumte seinen Posten und wurde durch Ex-Eisschnellläuferin Stefanie Teeuwen ersetzt. Für den öffentlich und intern demontierten Günter Schumacher setzte die DESG etwas überraschend den zweimaligen Bahnrad-Olympiasieger Bartko ein. Dieser lotste den Niederländer Jan van Veen als neuen Chef-Bundestrainer nach Deutschland. "Keinen in der DESG hat das Ergebnis von Sotschi unberührt gelassen", sagt Bartko.

Es ist nicht so, dass der 42-Jährige keine Erfolge vorzuweisen hat. Im Weltcup oder bei Weltmeisterschaften erzielten die deutschen Eisschnellläufer zuletzt immer wieder Podestplatzierungen. Doch ausgerechnet zum Saisonhöhepunkt rief fast keiner der Athleten sein Top-Niveau ab. "Wir wollen Weltspitze", hatte Bartko vor dem Saisonstart gesagt. Was er bislang in Pyeongchang sah, war biederes Mittelmaß.

"Sieht im Damenbereich nicht positiv aus"

Daran wird sich mittelfristig wohl nicht viel ändern. Derzeit scheint unklar, wer in Peking 2022 für die Wende sorgen soll. Die personellen Probleme der DESG dürften sich in den kommenden vier Jahren eher verstärken. Gerade im Frauenbereich klafft eine Lücke. "Es sieht im Damenbereich nicht unbedingt positiv aus", sagte auch van Veen. Es müssten "Mädels von unten ein bisschen Druck machen." Derzeit findet dies jedoch nicht statt.

Wer trägt die Hoffnungen? Claudia Pechstein? Die fünfmalige Olympiasigerin kündigte zwar an, vier weitere Jahre laufen zu wollen. Ob sie mit dann fast 50 Jahren überhaupt noch zu olympischen Top-Leistungen fähig ist, bleibt abzuwarten. Sie ist auf jeden Fall die Letzte, die das Zukunftspotenzial verkörpert, das der Deutsche Olympische Sportbund und das Innenministerium sehen wollen, bevor sie Fördergelder fließen lassen.

"Viele Dinge verändert"

Ob der zweifache Familienvater Ihle (32) bis Peking durchzieht, hängt wohl auch vom 1000-m-Ergebnis in Pyeongchang ab. Von den derzeitigen Hoffnungsträgern scheint nur Langstreckler Patrick Beckert (27) eine Medaillenoption für 2022 zu sein.

Bartko ist das Problem bewusst. Er erarbeitete ein Nachwuchskonzept, das stärker als bislang auf Leistung ausgerichtet ist. Früchte tragen soll und kann dies aber eben erst zu den Spielen 2026 und 2030. "Wir haben viele Dinge verändert und angepackt", sagte er. Bis Deutschland zweite Kraft hinter den Niederlanden ist, ist es noch ein weiter, weiter Weg.

1000 m 2018

1NiederlandeKjeld Nuis1:07.950m
2NorwegenHåvard Lorentzen+0.040s
3SüdkoreaTae-Yun Kim+0.270s
4USAJoey Mantia+0.610s
5JapanTakuro Oda+0.610s

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