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Mi, 04.02. - So, 22.02.

"Dann kam Claudia": Pechsteins Eis-Schlacht zu Gold

Claudia Pechstein holte 1998 Gold in Nagano
Claudia Pechstein holte 1998 Gold in Nagano
Foto: © getty, Alexander Hassenstein
14. Februar 2018, 11:12

Vor 20 Jahren lieferten sich Gunda Niemann-Stirnemann und Claudia Pechstein bei den Winterspielen in Nagano ein legendäres 5000-m-Duell. In Pyeongchang greift Pechstein über die längste Frauen-Distanz erneut nach einer Medaille. Ihre Ex-Rivalin drückt die Daumen.

Gunda Niemann-Stirnemann hatte gerade Historisches erreicht, da musste sie ihren Blick besorgt auf die Anzeigetafel richten. Ausgepumpt saß die erfolgreiche Eisschnellläuferin auf einer Bank, an ihren Füßen trug sie noch immer die Schlittschuhe, die sie gerade in neue Sphären getragen hatten. "Ich bin unter sieben Minuten gelaufen. Darauf haben wir Langstrecken-Spezialisten lange hingearbeitet. Meine Freude war riesengroß", erinnert sich Niemann-Stirnemann im Gespräch mit dem "SID": "Dann kam Claudia."

Claudia Pechstein kam - und wie. Schnell, gleichmäßig, stilistisch sauber und getrieben vom Siegeswillen sowie den lauten Rufen ihres Trainers Joachim Franke machte Pechstein das 5000-m-Rennen der Olympischen Winterspiele 1998 in Nagano zu einem der legendärsten Duelle der deutschen Eisschnelllauf-Geschichte. "Es wurde ein Krimi", sagte Niemann-Stirnemann.

Hundertstel entscheiden über Gold

In 6:59,65 Minuten hatte die Thüringerin den bis dahin besten 5000-m-Lauf ihrer ruhmreichen Karriere gezeigt. Weltrekord. Die magische Sieben-Minuten-Grenze war unterschritten worden. Gold schien ihr sicher. "Aber oft hält ein Rekord nicht sehr lange", sagt Niemann-Stirnemann.

Ihrer hielt nur wenige Minuten. Pechstein startete direkt nach ihrer Rivalin, sie konnte sich an der vermeintlichen Siegerzeit orientieren - und blieb vor Niemann-Stirnemann. 6:59,61 Minuten. Vier Hundertstelsekunden machten den Unterschied zwischen Gold und Silber, zwischen Pechstein und Niemann-Stirnemann.

Fast auf den Tag genau 20 Jahre ist die "Eis-Schlacht" von Nagano nun her. Rekord-Weltmeisterin Niemann-Stirnemann, deren Namen mittlerweile die Eishalle in Erfurt trägt, hat sich längst zur Ruhe gesetzt. Pechstein läuft noch immer. In Pyeongchang bestreitet die Berlinerin, die schon 1992 in Albertville hinter der siegreichen Niemann-Stirnemann Bronze über 5000 m gewann, ihre siebten Winterspiele.

"Claudia ist unvorstellbar"

Am Freitag startet Pechstein wieder über den "langen Kanten" - und hat gute Chancen, ein zehntes Mal auf dem Olympia-Podest zu stehen. Ihre Gegnerinnen heißen Martina Sáblíková statt Niemann-Stirnemann, Ivanie Blondin statt Anni Friesinger-Postma. Pechsteins Ambitionen sind dieselben wie früher.

Niemann-Stirnemann flößt das Respekt ein. "Claudia ist unvorstellbar. Ich weiß nicht, woher sie die Kraft und Energie nimmt. Es ist nur zu bewundern", sagt die 51-Jährige: "Ich wünsche ihr die zehnte Medaille." Dass Pechstein in der laufenden Saison schon zwei Weltcupsiege gefeiert hat, bezeichnete Niemann-Stirnemann als "phänomenal."

Harte Konkurrenz

Nicht immer war das Verhältnis der beiden ehemaligen DDR-Athletinnen so entspannt wie heute. Die Rivalität zwischen den Eisschnelllauf-Zentren Berlin und Erfurt war seit jeher groß. Niemann-Stirnemann und Pechstein füllten sie in den 90er Jahren mit Leben.

"Nicht immer stimmt die Chemie. Nicht immer sagt man: 'Jawoll, sie ist komplett sympathisch.' Das ist im Sport nun einmal so", sagt Niemann-Stirnemann rückblickend: "Wir hatten immer eine harte Konkurrenz miteinander. Die Hochachtung und Anerkennung war von meiner Seite aus für Claudia immer gegeben." Denn, da ist sich die dreimalige Olympiasiegerin sicher, viele ihrer Erfolge hat sie letztlich auch Pechstein zu verdanken. "Sie hat mich nie ruhen lassen. Sie war immer präsent", sagt Niemann-Stirnemann.

Pechsteins Weltrekord von Nagano hielt nur 48 Tage. Bei der Einzelstrecken-WM in Calgary 1998 holte sich Niemann-Stirnemann Titel und Bestzeit (6:58,63) zurück. Ihr Gold von Nagano hat Pechstein dagegen noch heute im Schrank. Am Freitag kann sie ihre umfangreiche Sammlung um ein wertvolles Teil erweitern.

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