Bei der Hallen-WM in Berlin kämpfen die deutschen Hockey-Teams ab Mittwoch um den Titel. Obwohl die DHB-Mannschaften trotz renommierter Namen wenig internationale Hallen-Erfahrung vorweisen, ist die Erwartungshaltung groß.
Hallenhockey-Events bekommen normalerweise wenig Beachtung geschenkt - auch von den Nationalspielern. Doch die Hallen-WM in der Berliner Max-Schmeling-Halle lockt ab Mittwoch alleine sechs olympische Bronzemedaillen-Gewinner von Rio 2016 zur Mannschaft des Deutschen Hockey-Bundes.
So verfügen die Gastgeber über ein Team mit viel internationaler Erfahrung - doch nicht unterm Hallendach. "Die Hälfte der Jungs hat kein internationales Indoor-Spiel vorzuweisen", sagte Bundestrainer Stefan Kermas.
Denn die Paradedisziplin ist und bleibt Feldhockey. Terminkollisionen mit der priorisierten Kunstrasen-Variante sind der häufigste Grund für die Abwesenheit von Nationalspielern bei internationalen Hallen-Events. Deutsche Mannschaften wurden deswegen in der Vergangenheit oft und meist auch erfolgreich mit Bundesligaspielern aufgestockt, die durch gute Leistungen während der Saison aufgefallen waren.
Hockey-Elite reizt die Hallen-WM
Das bevorstehende WM-Spektakel in der eigenen Hauptstadt aber reizte auch die etablierte deutsche Hockey-Elite. "Wir haben alle richtig Bock auf ein Endspiel vor ausverkaufter Halle", sagte Mats Grambusch zur Motivation.
Das Ausnahmetalent war wegen seiner Leistungen auf dem Feld am Montagabend bei der Einstimmung auf die WM ein Kandidat für die Wahl zum Welthockeyspieler, gibt bei der WM aber erst noch sein internationales Hallen-Debüt. Kermas erhofft sich "eine Vorfreude auf etwas, das die meisten von den Jungs bisher noch nicht erlebt haben".
Die Erwartungshaltung an deutsche Teams bei Hallenturnieren ist grundsätzlich hoch. Denn im Gegensatz zu anderen Nationen hat Hallenhockey in Deutschland eine lange Tradition. Die männliche DHB-Auswahl gewann bis auf eine Ausnahme jedes der seit 2003 ausgetragenen WM-Turniere. In Berlin soll der fünfte WM-Triumph folgen.
Die DHB-Frauen kämpfen gleichzeitig um ihren dritten Titel. Ihre Situation bei der Doppel-WM ist die gleiche wie die ihrer männlichen Kollegen: Die Teams müssen sich innerhalb kürzester Zeit zusammenfinden.
Denn aufgrund der Bundesliga-Saison, die erst am Sonntag mit der DM in Stuttgart endete, ist nicht nur die Belastung der Aktiven immens, sondern auch die Vorbereitung kurz.
Dennoch gibt sich Grambusch zuversichtlich. "Wir sind individuell auf einem wahnsinnig guten Level, da ist die deutsche Liga anderen Ländern überlegen, das ist unser Vorteil", meinte der Kapitän von Bundesligist Rot-Weiß Köln: "Wir sind so kurz nach der DM auf einem hohen Niveau, das wir mitnehmen können."
Konkurrenz für deutsche Mannschaft ist groß
Auf dieses Niveau müssen die DHB-Männer bauen. Um als Mannschaft zu funktionieren, müssen ein Drei-Tage-Lehrgang im Januar und zwei weitere Testspiele am Montag und Dienstag gegen den frischgekürten Hallen-Europameister Österreich und den EM-Zweiten Belgien ausreichen.
Während die beiden Vorbereitungsgegner nach der EM Mitte Januar auf eingespielte Teams setzen - Deutschland hatte mit einem Perspektivteam Bronze erkämpft - schickt Hallen-Weltmeister Niederlande ein sogenanntes Expertenteam nach Berlin, das überwiegend aus talentierten Spielern besteht, die kurz vor dem Sprung in die Nationalmannschaft stehen.
Um mit der starken Konkurrenz mithalten zu können, "müssen wir uns in den ersten Spielen zusammenfinden. Gerade weil es im Hallenhockey darauf ankommt, wie man als Team funktioniert", glaubt Grambusch: "Die Egos müssen zurückgeschraubt werden, dann kann das richtig gut werden."