Trainer-Newcomer Julian Nagelsmann von 1899 Hoffenheim steckt ausgerechnet vor dem Duell gegen den FC Bayern München am Samstag (ab 15:30 Uhr im Liveticker) in der schwierigsten Phase seiner bisher Karriere. Ganz unschuldig ist der 30-Jährige daran nicht.
Vor nicht einmal einem Jahr sagte Julian Nagelsmann, dass der Fußball durchaus “vorhersehbar" sei. Bei Siegen werde man auf Händen getragen. Laufe es einmal nicht so, hagele es negative Schlagzeilen.
Damals, inmitten seines kometenhaften Aufstiegs als Fußballlehrer, versicherte Nagelsmann, dass ihn auch schwierige Zeiten nicht aus der Bahn werfen würden.
Genau das muss Nagelsmann jetzt beweisen. Denn die Zeit, in der Hoffenheims Trainer scheinbar nichts falsch machen konnte, ist vorbei.
Sympathische, unbekümmerte Auftritte im "Aktuellen Sportstudio" und bei anderen Medien, die Champions-League-Playoffs gegen den großen FC Liverpool und überschwängliche Lobeshymnen aus allen Winkeln der Fußballwelt geraten langsam in Vergessenheit.
Wirbel um Nagelsmanns Zukunft lähmt Hoffenheim
Die Gründe dafür liegt nicht nur im sportlichen Bereich. Zwar steht Hoffenheim in der Liga nur auf Platz neun, schied sowohl in der Europa League als auch im DFB-Pokal früh aus und holte aus den letzten 13 Partien nur 13 Punkte.
Doch vielmehr sorgt der Wirbel um Nagelsmanns persönliche Zukunft sowie dessen Umgang mit den Spekulationen für Unruhe im ansonsten so beschaulichen Kraichgau - und eine negativere Wahrnehmung von Nagelsmann in Fußball-Deutschland.
Die Diskussion über seinen baldigen Wechsel zu einem großen Klub schlug hohe Wellen in Öffentlichkeit. Immer wieder wurde der Shooting-Star der Trainerriege mit Borussia Dortmund und Bayern München in Verbindung gebracht - auch dank eigener Aussagen.
Nagelsmanns vielzitierter Spruch über eine mögliche Zukunft in München ("Ich bin in meinem Leben sehr glücklich, der FC Bayern würde mich noch etwas glücklicher machen") war da nur die Spitze des Eisbergs.
Hopp stellt klar: Nagelsmann muss bleiben!
In Sinsheim kamen solche Worte verständlicherweise nicht gut an. Auch da der Coach bei der TSG einen Vertrag bis 2021 besitzt, welcher erst ab 2019 eine Ausstiegsklausel beinhaltet.
"Julian weiß, dass wir darauf bestehen, dass der Vertrag, den wir ursprünglich im Februar 2016 gemacht haben, erfüllt werden muss", sagte Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp zu Jahresbeginn deutlich.
Nagelsmann reagierte, erneut auf zumindest unglückliche Art und Weise. "Wenn Dietmar Hopp und Hansi Flick (Sportdirektor, Anm. d. Red.) möchten, dass ich den Vertrag erfülle, dann erfülle ich den", erklärte er unlängst.
In Hoffenheimer Fan-Foren regte sich daraufhin Widerstand. Die TSG-Anhänger warfen Nagelsmann vor, dem Klub nur unfreiwillig treu zu bleiben. Wut und Enttäuschung machten sich breit.
Nicht wenige Beobachter ziehen Parallelen zwischen der weiter schwelenden Trainerdiskussion und dem extrem schwachen Rückrundenstart der TSG, der vergangenes Wochenende in der krachenden 1:4-Heimpleite gegen Bayer Leverkusen gipfelte. Dass ausgerechnet jetzt das Auswärtsspiel bei den formstarken Bayern ansteht, macht die Lage nicht besser.
Auch die Bayern zweifeln offenbar an Nagelsmann
Und auch in München wuchsen in den letzten Monaten offenbar die Zweifel, ob Nagelsmann tatsächlich der Richtige für den wichtigsten Trainerposten im deutschen Vereinsfußball ist. Laut übereinstimmenden Medienberichten strichen die Bayern den jüngsten Chef-Coach der Bundesligageschichte inzwischen von ihrer Kandidatenliste.
FCB-Coach Jupp Heynckes, aller Voraussicht nach nur noch bis zum Saisonende im Amt, äußerte schon vor Monaten Zweifel: "Für Julian Nagelsmann wäre es vielleicht gut, wenn er noch ein paar Jahre in Hoffenheim bleibt und internationale Erfahrung sammelt. In einem kleinen Verein kann man noch Fehler machen."
Wie es aussieht, könnte sich Nagelsmann also erst einmal wieder voll auf Hoffenheim konzentrieren. Genau das hat er auch vor. "Ich werde zu keinem anderen Verein mehr äußern", versprach er vor dem Duell mit den Münchnern.
Inwieweit sich dies positiv auf die sportlichen Leistungen der TSG auswirken kann oder gar einen Erfolg in München beflügeln kann, muss man abwarten. Das ist zum jetzigen Zeitpunkt noch alles andere als "vorhersehbar".
Moritz Wollert































