Pierre-Emerick Aubameyang wechselt von Borussia Dortmund zum FC Arsenal - mit großen Konsequenzen für alle Beteiligten. sport.de blickt auf drei Gewinner und drei Verlierer des Aubameyang-Transfers.
Verlierer des Aubameyang-Transfers:
Die BVB-Verantwortlichen:
Noch im vergangenen Sommer wurden für Aubameyang ganz andere Summen aufgerufen. "L'Equipe" berichtete unter anderem von einem 80-Millionen-Angebot aus China, bei dem der Angreifer 50 Millionen Euro jährlich hätte einstreichen können. Doch der BVB ließ Aubameyang nicht gehen, weder nach China noch zu PSG, Real oder Milan, die ebenfalls als Interessenten gehandelt wurden.
Sportlich völlig nachvollziehbar, brachen Sportdirektor Michael Zorc und BVB-Boss Hans-Joachim Watzke damit aber auch ein Versprechen, das sie dem Gabuner gegeben hatten. Das Wechsel-Veto sorgte wohl erst für den im Hintergrund schwelenden Unmut des Bundesliga-Torschützenkönigs. "Wir hatten eine Vereinbarung mit Dortmund, dass ich im Sommer wechseln durfte. Es ist nicht passiert", erklärte der 28-Jährige im Herbst und sprach von "Enttäuschung"
Stattdessen versuchten Zorc und Co. den Stürmer mit einer Vertragsverlängerung und einhergehender Aufstockung der Bezüge zu besänftigen - auch ein nicht unbeträchtliches Handgeld dürfte dabei geflossen sein. Erfolgsversprechend war diese Taktik offenbar nicht. Das Herz des stark gefühlsgeleiteten Aubameyang schien längst woanders zu sein.
Die Verantwortlichen des BVB ignorierten die Vorzeichen und bekamen den extrovertierten Charakter des Stürmers nicht mehr in den Griff. Erst im eskapaden-schwangeren Januar 2018 gab Zorc schließlich zu: "Ich erkenne ihn nicht wieder." Doch da war es längst zu spät. Aubameyang hatte längst für eine Spaltung innerhalb des Teams gesorgt, die sportlichen Leistungen der gesamten Mannschaft litten bedenklich. Nun verlässt der beste Torjäger den angeschlagenen BVB mitten in der Saison - für deutlich weniger Geld als noch im Sommer.
Der Fan:
Protzige Autos, kostümhafte Outfits und extrovertiertes Auftreten: Aubameyang verzückte das Dortmunder Fan-Herz nicht nur durch Tore am Fließband, sondern auch mit seiner ganz eigenen Art auf und neben dem Platz. Der Gabuner war bei weiten Teilen der Anhängerschaft jahrelang durchaus beliebt. Er ist der Typ von Spieler, den sich das Publikum aufgrund seines Show-Effektes wünscht. In dieser Hinsicht wird Aubameyang nicht nur dem BVB, sondern auch der Bundesliga fehlen.
Pierre-Emerick Aubameyang:
Der Gabuner hätte sich ein Denkmal in Dortmund setzen können. Schließlich war der Stürmer mit der eingebauten Tor-Garantie in den letzten Jahren nicht wegzudenken beim BVB. In der laufenden Saison gab es in Liga-Partien ohne Aubameyang nicht einen Sieg.
Und doch hat sich der 28-Jährige sein positives Bild insbesondere in den letzten Wochen durch seine Eskapaden (Familie im Mannschaftshotel, zwei Suspendierungen, Hallenkick, Twitter-Streit mit Journalisten) zu einem beachtlichen Teil selbst zerstört. Anders noch als bei seinen Masken-Jubel-Aktionen oder einer versteckten Werbebotschaft in der Frisur zwang Aubameyang den BVB förmlich zu einer weitreichenden Reaktion und provozierte seinen Verkauf. Ein unrühmlicher Abgang.
Gewinner des Aubameyang-Transfers:
Pierre-Emerick Aubameyang:
Wechsel erzwungen, Ziel erreicht: Der Stürmer darf sich auf Einsätze bei seinem (aktuellen) Wunsch-Klub in der Premier League freuen. Dass er dafür noch mit einem doppelt so hohen Gehaltsscheck als bisher entlohnt wird, ist sicherlich ein netter Nebeneffekt.
Den Westenhellweg in Dortmund hat er nun hinter sich gelassen, Trips nach Mailand kann er in Zukunft reduzieren, bietet London als Metropole doch alles, was das vergnügungssüchtige Herz des Fußball-Profis begehrt. Aubameyang geht nicht nur als Verlierer sondern auch als Gewinner aus der Transfer-Saga hervor.
Arsène Wenger:
Der nicht unumstrittene Teammanager der Gunners hat endlich bewiesen, dass er bereit ist, viel Geld in gestandene Spieler zu investieren. Zuvor war er von den englischen Medien immer wieder für seine extreme Sparsamkeit kritisiert worden.
"Geld ausgeben und dafür auch einen Top-Spieler bekommen - das ist der Unterschied", betonte der Franzose immer wieder und ließ seinen Worten nun Taten folgen. Klappt der Neuaufbau des FC Arsenal mit Aubameyang (und auch mit Henrikh Mkhitaryan) könnten die Kritiker schnell verstummen.
Peter Stöger:
Natürlich könnte der BVB-Trainer auch unter den Verlierern geführt werden, schließlich muss er nun ohne seinen besten Stürmer auskommen und das Spiel der Schwarzgelben in einer ohnehin heiklen Phase weiter anpassen. Und doch hat sich der Österreicher in den letzten Wochen durch seine bemerkenswerte Souveränität im Umgang mit seinem ehemaligen Problemkind als Gewinner ausgezeichnet.
Ohne Umschweife benannte Stöger die Sachlage nach den Verfehlungen des 28-Jährigen und lamentierte nicht. "Über manche Dinge kann man als Trainer hinwegsehen, einige muss man moderieren, bei anderen muss man handeln. Dieses Mal mussten wir handeln", sagte der 51-Jährige gegenüber der "Sport Bild" - und tat dies hiernach mit der gebotenen Konsequenz.
Chris Rohdenburg



























