Aus den verrauchten Ecken dunkler Spielunken erhebt sich der Dartsport in Deutschland zum populären, massentauglichen Breitensport.
Obwohl der beste deutsche Darter Max Hopp nicht für die WM in London qualifiziert ist. Dafür treten in Martin Schindler und Kevin Münch am Dienstag ein Neuling und ein Rückkehrer an.
Vier Stunden trainiert Schindler täglich. Für "The Wall" ein ungewöhnlich hohes Pensum, in Vorbereitung auf das prestigeträchtigste Turnier des Jahres aber unabdingbar. "Ich möchte mich unter den Top 32 der Welt etablieren und eines Tages will ich vielleicht sogar der Beste sein", sagte der ambitionierte 21-Jährige dem Darts-Magazin "180".
Bis dahin ist es ein weiter Weg. Bei der Weltmeisterschaft im altehrwürdigen Londoner Alexandra Palace ist der Strausberger zum ersten Mal dabei. Qualifiziert hat sich der kleingewachsene, kräftige Darter in seinem ersten Profijahr über die europäische Rangliste. Neben Hopp gilt er als größte deutsche Nachwuchshoffnung.
Auftaktgegner Whitlock zählt zur Weltspitze
"Zusammen mit Martin möchte ich die Messlatte in den nächsten Jahren höher legen und Darts zu einem Berufsziel machen", sagte Hopp. Bei dieser WM muss Schindler allerdings ohne seinen guten Freund auskommen. Darts-Experte Elmar Paulke traut ihm dennoch einiges zu.
"Schindler hat konstant gut gespielt und sich die WM-Teilnahme dadurch absolut verdient", schwärmte Paulke, bremste aber auch die Erwartungen: "Er kennt die Bühne im Ally Pally noch nicht, das kann ein Nachteil sein. Die WM ist schließlich eine ganz andere Hausnummer."
Eine Hausnummer ist auch Auftaktgegner Simon Whitlock am Mittwoch. Der australische Publikumsliebling gehört seit Jahren zur Weltspitze und ist nach einer Schwächephase wieder in Form. "Whitlock will unbedingt 2018 die Premier League spielen und macht sich dadurch enorm Druck", mahnte Paulke: "Das könnte für Schindler eine Chance sein."
Münch will Vollzeitprofi werden
Auch das Erstrundenlos von Kevin Münch hat es in dem zweimaligen Weltmeister Adrian Lewis in sich. Um gegen den Ziehsohn von Legende Phil Taylor antreten zu dürfen, müsste Münch am Dienstag aber zunächst die Vorrunde gegen den extrovertierten Russen Aleksandr Oreshkin gewinnen. Paulke glaubt an einen Sieg des Deutschen.
"Ihm wird die Erfahrung seiner ersten Teilnahme 2012 helfen. Außerdem hat er nicht den Druck, dass er mit Darts sein Geld verdienen muss." Der Bochumer hat im Sommer seine Ausbildung zum Landschaftsgärtner abgeschlossen und betreibt den Sport nebenbei semiprofessionell.
"Das wird sich ab Januar alles ändern", gibt sich Münch selbstbewusst. Mit 29 Jahren will er Spitzhacke endgültig gegen Pfeile tauschen und doch noch den Schritt zum Vollzeitprofi wagen.
Zumindest an WM-Erfahrung hat Münch seinem debütierenden Landsmann einiges voraus. 2012 zog er in die zweite Runde ein. Das Achtelfinale hat noch nie ein Spieler aus Deutschland erreicht. Das soll sich bei diesem Turnier ändern - auch ohne Leitfigur Hopp.

 
	 
	
	 
	
	 
	