Die deutschen Ski-Rennläufer schlagen sich ohne "Vorläufer" Felix Neureuther weiter herausragend: allen voran Stefan Luitz - und ein gewisser Alexander Schmid. Auch Fritz Dopfer fährt zu Olympia.
Eigentlich wollte Alexander Schmid am Samstag frühzeitig nach Hause fahren. Den zweiten Durchgang bei einem Weltcup-Rennen hatte der Ski-Rennläufer aus dem Allgäu ja noch nie erreicht - und mit Startnummer 40 beim Riesenslalom in Val d'Isere bestand wenig Hoffnung, dass sich das ändert. Aus dem Vorhaben wurde nichts. Alexander Schmid musste am Abend zur Siegerehrung - als sensationeller Sechster.
Alexander Schmid? 23 Jahre ist er alt, und dass sich Stefan Luitz mit dem zweiten Rang hinter Alexis Pinturault aus Frankreich erneut wie ein Medaillenanwärter für die Olympischen Spiele präsentierte, geriet angesichts seiner beiden Husarenritte fast zur Nebensache. "Wahnsinn, eine unglaubliche Überraschung", sagte Cheftrainer Mathias Berthold über Schmid, der zudem völlig unverhofft nun auch Olympiateilnehmer sein wird.
Sieben Herren für Olympia qualifiziert
Trotz des Ausfalls von Felix Neureuther: Mittlerweile sind schon sieben deutsche Männer für Olympia qualifiziert. Im Slalom am Sonntag, den bei starkem Schneefall Gesamtweltcupsieger Marcel Hirscher aus Österreich dank furioser Aufholjagd von Rang acht gewann, wurde Fritz Dopfer starker Siebter und sicherte sich damit das Ticket für Pyeongchang. Der WM-Dritte von 2015 war ein Jahr lang wegen eines Beinbruchs ausgefallen.
Der erneut herausragende Luitz, ebenfalls ein Allgäuer, freute sich über den Erfolg seines Kumpels Schmid beinahe noch mehr als über seine eigene Leistung. "Das Gefühl ist unbeschreiblich, diesmal noch ein bisschen mehr wegen dem Alex", sagte der 25-Jährige, der zum sechsten Mal auf dem Podium stand. Ein wenig Kritik musste er sich dennoch anhören: "Das letzte Bisschen, um zu gewinnen, hat gefehlt im zweiten Lauf", sagte Cheftrainer Berthold.
"Felix fehlt uns in enorm"
Luitz kündigte prompt an, "da weiterzumachen, wo ich aufgehört habe, man darf sich nicht auf den zwei Podiums ausruhen". Zudem freute sich der neue "Vorläufer", dass er und die Teamkollegen in der Lage sind, den Ausfall von Neureuther zu kompensieren. "Es ist gut, dass der Alex kommt und zeigt, was möglich ist", sagte Luitz, "ich bin froh, dass wir trotz des Ausfalls vom Felix - er fehlt uns natürlich enorm - die Lücke ein bisschen schließen konnten."
Tatsächlich liefern die deutschen Männer seit dem Ausfall von Neureuther eine Spitzenplatzierung nach der anderen ab. Luitz hatte schon eine Woche zuvor mit Rang drei in Beaver Creek geglänzt. Dass nun auf dem "schwierigsten Riesenslalom-Hang im Weltcup", wie Maier betont, ein international nahezu Unbekannter mit Startnummer 40 erst auf Rang acht und im Finale dann sogar auf Rang sechs vorfährt, ist nicht minder bemerkenswert.
Das Team springt in die Bresche
"Es ist total cool, dass das Team für Felix in die Bresche springt", betont Maier, der über Neureuthers Bemühungen sehr vorsichtig sagt: "Es wäre natürlich schön, wenn Felix bei Olympia dabei sein könnte. Ich habe es aber in den letzten Jahren nie gesehen, dass es ohne Operation gegangen wäre. Aber es gibt immer einen Ersten, warum soll es nicht der Felix sein."
Zunächst aber freute sich Maier über Schmid. Der hatte im März 2015 hatte Schmid mal einen Europacup-Riesenslalom gewonnen, das bislang beste Rennen seines Lebens aber fuhr er am Samstag. "So etwas", staunte Maier über den coolen Allgäuer, "habe ich selten gesehen." Zwischenzeitlich saß Schmid im zweiten Lauf sogar in der "leader box" - erkennbar fassungslos. "Es war unglaublich, das hätte ich nicht im Traum gedacht", sagte er.