Henrik Rödl war nach dem erfolgreichen Start in die WM-Qualifikation mächtig stolz. Dass wegen eines Streits im Basketball reihenweise Nationalspieler fehlen, interessiert den neuen Bundestrainer eher wenig.
Für Henrik Rödl war der tobende Streit tagelang überhaupt kein Thema. "Wir haben alle Türen zugemacht und auf nichts von draußen gehört", sagte der neue Bundestrainer nach seinem gelungenen Debüt und konzentrierte sich ganz auf Basketball. Dass ihm wegen der Probleme zwischen dem Weltverband FIBA und der EuroLeague reihenweise Leistungsträger in der WM-Qualifikation fehlen, interessiert den 48-Jährigen eher am Rande.
"Ich habe Probleme damit, bei solchen Spielen über Politik zu reden. Das erweckt den Eindruck, als wären diese Jungs nicht gut. Das sind aber gute Jungs", sagte Rödl. Der 48-Jährige gab sich in der Messe Chemnitz viel Mühe, die Spieler zu loben, die da sind und den wichtigen Auftaktsieg über Georgien (79:70) möglich gemacht hatten. "Es hat Spaß gemacht zuzuschauen. Es ist ein junges Team, das Fehler macht, aber unglaublich viel Energie hat."
Es lief lange etwas holprig, das war nicht anders zu erwarten. Denn Rödl musste auf gleich fünf nominierte Profis verzichten, da die EuroLeague während der neu eingeführten Länderspielfenster keine Pause macht. Auch am Montag, wenn es in Schwechat gegen Gastgeber Österreich geht, wird das so sein. "Dieser Kader bleibt", stellte Rödl klar.
"Riesenvorteil" für Ersatzspieler
Der Europameister von 1993, Nachfolger des US-Amerikaners Chris Fleming, genoss trotz der schwierigen Begleitumstände seine Premiere. "Der Moment ist ein besonderer. Es ist eine Ehre. Ich freue mich über das Vertrauen, das in mich gesetzt wurde", sagte Rödl. Viel besser gefiel dem neuen Chefcoach des Deutschen Basketball Bundes aber der Auftritt seiner aus der Not zusammengestellten Gruppe. Es sei perspektivisch ein "Riesenvorteil", dass einige Leute spielen, die normalerweise keine Chance auf Einsätze hätten.
"Ich freue mich, wie die Mannschaft funktioniert hat. Ich bin ganz stolz auf das, was die Jungs da geleistet haben", sagte Rödl. Dass es hier und da knirschte, nahm er gelassen zur Kenntnis. Mit Dominic Lockhart (Göttingen), Andreas Obst (Erfurt) und Joshiko Saibou (Berlin), die ihr Debüt im A-Team gaben, war der Trainer insgesamt zufrieden. "Es ist klar, dass nicht immer alles einfach aussieht und dass Fehler passieren. Das ist normal."
Routiniers gingen voran
Die Verantwortung übernahmen andere. "Maik Zirbes und Robin Benzing waren in der Offensive nicht zu stoppen", sagte Rödl. Die erfahrenen Kräfte gingen voran. Vor allem Kapitän Benzing, mit 25 Punkten der Topscorer, riss das Team mit. "Er war schon im Sommer eine der großen Schlüsselfiguren für unseren Erfolg", sagte Rödl und sprach von der EM, bei der es die DBB-Auswahl bis ins Viertelfinale geschafft hatte.
Bei aller Freude über die Premiere musste Rödl dann aber doch wieder über den Zwist reden. "Ich weiß, dass das ein Thema ist. Es ist eine Situation, die gelöst werden muss", sagte der frühere Fleming-Assistent. "Das ist nicht gut für den Basketball. Die Leute müssen sich einigen." Wenn die besten Spieler da wären, "könnten die Fenster Spaß machen", sagte Rödl: "Im Fußball gibt es das auch, da machen alle Pause. Es ist nicht unsere Entscheidung."






