Die neuen Manipulationsvorwürfe gegen Videochef Hellmut Krug waren der Ethikkommission des Deutschen Fußball-Bundes in der vergangenen Woche noch nicht bekannt.
Nach "SID"-Informationen wurden die Anschuldigungen bei der Aussprache der Beteiligten am 30. Oktober mit dem früheren Bundesaußen- und Justizminister Klaus Kinkel nicht vorgebracht. Eine nachträgliche Ermittlung scheint nicht geplant zu sein.
Die "Bild"-Zeitung berichtete am Montag, das zumindest der DFB aber von den grundsätzlichen Vorwürfen gegen Krug gewusst habe, weil die Schiedsrichter Manuel Gräfe und Felix Brych davon bereits am 17. Oktober beim gescheiterten "Friedensgipfel" berichten haben sollen.
Krug soll in seiner Funktion als Supervisor in der Videozentrale in Köln (unerlaubterweise) Einfluss auf die Entscheidungen der Video-Assistenten genommen haben. Damals, als über die Mobbing-Vorwürfe gegen den Leiter des Videoprojektes und Herbert Fandel, den Vorsitzenden der DFB-Schiedsrichterkommission, gesprochen wurde, soll es um das Spiel von Borussia Mönchengladbach gegen Hannover 96 (2:1) am 30. September gegangen sein.
DFB zieht Krug ab
Im Anschluss, so die Vorwürfe, soll Krug auch bei der Partie von Schalke 04 gegen den VfL Wolfsburg (1:1) am 28. Oktober eingegriffen haben, indem er den eigentlichen Video-Assistenten Marco Fritz zweimal bei Strafstoß-Entscheidungen zu Gunsten der Königsblauen überstimmt haben soll. Krug und Fritz bestreiten das.
Die Ethikkommission hatte nach dem Schlichtungsgespräch mit allen Beteiligten in der vergangenen Woche einen Kompromiss vorgeschlagen, der vom DFB angenommen wurde. Krug wurde aus der Schiedsrichterkommission abgezogen, Fandel darf nicht mehr bei den Schiri-Lehrgängen anwesend sein. Gräfe wurde untersagt, sich weiter öffentlich zu äußern. Außerdem wird der Unparteiische nicht mehr als Videoassistent eingesetzt - vor allem, um die beruflichen Berührungspunkte mit Krug zu minimieren.
Laut der "Sport Bild" beschloss der DFB während einer DFB-Sitzung in Frankfurt/Main mit Präsident Reinhard Grindel, Vizepräsident Ronny Zimmermann und Schiri-Chef Lutz Michael Fröhlich, Krug auch als Projektleiter des Videobeweises abzusetzen.