Nach fast einjähriger Pause kehrt Reck-Olympiasieger Fabian Hambüchen an die Geräte zurück - zumindest in der Bundesliga. Ein internationales Comeback ist und bleibt äußerst unwahrscheinlich.
Er turnt wieder! Wenn Reck-Olympiasieger Fabian Hambüchen am Samstag in der Römerhalle von Heilbronn-Neckargartach an die Geräte zurückkehrt, ist der deutsche Vorturner allerdings kein Hochleistungssportler mehr - sondern ein immer noch ambitionierter Wettkämpfer, der seinen Riegenkollegen von der KTV Obere Lahn in der Bundesliga ein bisschen unter die Arme greift.
Ehrgeizig wird Deutschlands Sportler des Jahres nicht nur als Athlet lebenslang bleiben, aber sein Blick hat sich geweitet, sein Engagement ist vielfältiger: Häuslebauer, Buchautor, Gesellschafter der Deutschen Sportlotterie, Marketing-Azubi, dazu TV-Termine und diverse Rote Teppiche: Langeweile kennt der Wetzlarer nach wie vor nicht.
Und doch: Das kleine sportliche Comeback an zunächst drei von sechs Geräten war Hambüchen wichtig, dafür hat sich der Ausnahmeathlet nach seiner Schulteroperation über Monate hinweg in der Reha gequält. "Schließlich liebe ich diesen Sport nach wie vor, auch wenn ich nicht mehr das volle Risiko gehe und bei 100 Prozent bin", sagt Hambüchen.
Trainerjob nicht ausgeschlossen
Dem Hessen ist eben auch wichtig, ohne gesundheitlichen Dauerschaden und chronische Schmerzen aus seiner beispiellosen Karriere herauszukommen. Auch deshalb ist eine internationale Reaktivierung für die Weltmeisterschaften 2019 in Stuttgart äußerst unwahrscheinlich. Hambüchen: "Ich möchte später auch noch problemlos in der Lage sein, meine Kinder beim Spielen hochzuheben."
Momentan ist Nachwuchs noch nicht geplant, Hambüchen denkt stattdessen über einen längeren Aufenthalt in den USA ebenso nach wie über einen Wechsel ins Trainerfach. Schließlich geht sein Vater und langjähriger Coach Wolfgang Hambüchen in naher Zukunft in Wetzlar in Rente. Auch ein Amt beim Deutschen Turner-Bund, mit dem er früher viel und gerne über Kreuz lag, ist nicht ausgeschlossen.
Neues Buch auf dem Markt
Im richtigen Moment "den Absprung wagen" ist eben die Kunst - und nicht von ungefähr der Titel von Hambüchens zweitem autobiografischen Buch, das am Montag erscheint, zwei Tage vor seinem 30. Geburtstag. Eine erste Veröffentlichung mit Hilfe des heutigen "Sky"-Journalisten Kai Psotta vor sieben Jahren trug ihm wegen der einen oder anderen pubertären Schlüpfrigkeit so manchen Spott ein, diesmal soll es auf 256 Seiten ernsthafter zugehen.
"Es soll ein Ratgeber für junge Sportler und ihre Eltern sein, die mentalen Aspekte stehen diesmal im Vordergrund", sagt Hambüchen. Kein schlechter Ansatz, denn dank der intensiven sportpsychologischen Zusammenarbeit mit seinem Onkel Bruno Hambüchen galt und gilt der Ausnahmeathlet als äußerst nervenstark. Ob nun in der Bundesliga oder bei Olympischen Spielen.