Jan-Lennard Struff hat die große Chance vergeben, dem ersatzgeschwächten deutschen Davis-Cup-Team in Portugal den Weg zum Klassenerhalt in der Weltgruppe zu ebnen. Nach dem überraschenden Sieg des Rückkehrers Cedrik-Marcel Stebe verlor der favorisierte Warsteiner gegen den Weltranglisten-107. Pedro Sousa deutlich mit 2:6, 5:7, 6:7 (5:7).
Unterstützt von Boris Becker, der in der DTB-Auswahl sein Debüt als Head of Men's Tennis gab, hatte Stebe die Gäste zum Auftakt in Führung gebracht. Fünf Jahre nach seinem letzten Davis-Cup-Einsatz setzte sich der Linkshänder aus Vaihingen/Enz gegen den portugiesischen Spitzenspieler Joao Sousa nach 2:36 Stunden mit 4:6, 6:3, 6:3, 6:0 durch.
Vor dem Doppel am Samstag steht es damit 1:1. "Hätte uns das vorher jemand gesagt, wären wir damit zufrieden gewesen", sagte Becker, der erstmals in seiner Funktion als Head of Men's Tennis zur deutschen Delegation gehört: "Stebe hat toll gekämpft, da keimte schon ein Funken Hoffnung auf das 2:0 auf. Struff hatte schwierige Bedingungen, das war fast schon orkanartig."
Nachdem Stebe mit Satz und Break in Rückstand gelegen hatte, tauchte Becker in der Box auf, und das Match drehte sich. Zuvor hatte der dreimalige Wimbledonsieger Struff auf dessen Einzel vorbereitet. "Er hat mich schon angespornt", sagte Stebe: "Wenn Boris da ist, will man gutes Tennis spielen. Ich nehme jeden Krümel mit, den er mir gibt."
"Um mich zu schlagen, musst du schon vier Stunden spielen"
Seinen dritten Einzelsieg im Davis-Cup wollte er jedoch nicht nur auf Beckers Tipps zurückführen. "Eine meiner Stärken ist, dass ich zurückkommen und dem Gegner zeigen kann: Um mich zu schlagen, musst du schon vier Stunden spielen."
Stebe war wie Yannick Hanfmann und Doppelspieler Tim Pütz nur durch die Absagen der Top-Spieler Alexander Zverev, Mischa Zverev und Philipp Kohlschreiber ins Team gerutscht. 2012 hatte er die Mannschaft des Deutschen Tennis Bundes mit einem Sieg gegen den Australier Lleyton Hewitt vor dem Abstieg aus der Weltgruppe der 16 besten Nationen gerettet.
Das DTB-Team hatte im Februar in Bestbesetzung mit den Zverev-Brüdern, Kohlschreiber und Struff überraschend gegen Belgien verloren und war so in Abstiegsgefahr geraten. Becker gelang es nicht, die Führungsspieler für den Davis Cup zu begeistern. Teamchef Michael Kohlmann muss daher mit einer B-Mannschaft auskommen. Für das Doppel hat er Hanfmann und Pütz nominiert, darf allerdings noch kurzfristig umstellen.






