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Unerfahrene deutsche Equipe will um Medaillen reiten

Laura Klaphake gehört mit 23 Jahren zu den besten Reiterinnen in Deutschland
Laura Klaphake gehört mit 23 Jahren zu den besten Reiterinnen in Deutschland
Foto: © getty, Christof Koepsel
21. August 2017, 14:50

Bei der EM in Göteborg tritt eine deutsche Springreiter-Equipe an, die es in dieser Zusammensetzung noch nie gegeben hat. Die Devise von Bundestrainer Otto Becker lässt deshalb Raum für vieles: Alles kann, nix muss.

Viele große Namen fehlen, doch Otto Becker lässt keine Zweifel an seiner jungen Springreiter-Equipe bei der EM in Göteborg zu. "Die Besten sind hier", sagt der Bundestrainer zwei Tage vor Beginn der Wettkämpfe im Ullevi-Stadion. Jung sei die Mannschaft, auch weitgehend unerfahren, aber keineswegs zu unterschätzen. "Wir wollen natürlich eine Medaille", sagt Becker, "aber auch eine total missglückte Runde wäre keine Katastrophe. Alles kann, nix muss."

Der dreimalige Weltcupgewinner Marcus Ehning hat nach dem Rücktritt der langjährigen Leitfigur Ludger Beerbaum dessen Rolle übernommen, "perfekt und vorbildlich", wie Becker findet. Ehning ist mit seinen 43 Jahren der "Senior" der deutschen Equipe, die beiden Youngster Maurice Tebbel (23) und Laura Klaphake (23) könnten seine Kinder sein. Vierter im Bunde ist Philipp Weishaupt, auch er erst 32, Ersatzreiterin Simone Blum ist noch vier Jahre jünger.

Aachen als Mutmacher 

Trotz ihrer Jugend haben speziell Tebbel, Klaphake und Blum in diesem Jahr einen Riesensatz gemacht. Tebbel steuerte beim CHIO in Aachen zwei Nullrunden zum erneuten Sieg im Nationenpreis bei, Klaphake holte bei der DM in Balve erstmals den Titel bei den Amazonen, Blum den in der gemeinsamen Wertung von Männern und Frauen. "Sie haben sich perfekt und sehr konzentriert vorbereitet", sagte Becker: "Die Stimmung ist super, alles passt."

Problemlos absolvierten die deutschen Pferde am Montag die tierärztliche Vefassungsprüfung, den sogenannten Vet Check. Pret a tout (Ehning), Convall (Weishaupt), Catch me if you can (Klaphake), Chacco's Son (Tebbel) und Alice (Blum) sind wie ihre Reiter topfit und haben bereits ihre Boxen in der großzügigen Stallanlage hinter dem Stadion bezogen.

Am Montagabend stand das erste Flutlicht-Training auf dem Programm, Pferde und Reiter müssen sich vor ihrem ersten Wettkampf am Mittwoch auf die Atmosphäre in dem 40.000 Zuschauer fassenden Stadion einstellen. "Natürlich fehlt hier und da die Erfahrung, wenn man das alles schon mehrfach mitgemacht hat, geht es leichter", sagt Becker, verweist aber auf Aachen: "Da waren es auch bei Flutlicht 40.000 Besucher, und trotzdem haben wir gewonnen."

Becker vermisst Beerbaum 

Becker, 2000 Olympiasieger und 2003 Europameister mit der deutschen Mannschaft, ist also voller Zuversicht, dass sein junges Team in Göteborg einen tollen Job machen wird. Dennoch vermisst er einen ganz besonders. "Ludger fehlt mir", gibt Becker zu: "Er hat auch mich als Bundestrainer ganz anders gefordert, ich musste immer präsent sein, das hat auch mir sehr viel gebracht." Beerbaum, der am Samstag 54 Jahre alt wird, war nach Olympiabronze in Rio aus der deutschen Mannschaft zurückgetreten.

Eine Frage wollte Becker aber nun ganz und gar nicht durchgehen lassen. Bei seinem Amtsantritt im Jahr 2009 seien die Reiter ja Gleichaltrige gewesen, später dann wie seine Söhne - und heute zum Teil wie seine Enkel? "Jetzt mal langsam", sagte der 58-Jährige mit gespielter Entrüstung: "Wir wollen doch nun wirklich die Kirche im Dorf lassen."

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