Die Königsklasse des Motorsports blickt auf eine mittlerweile jahrzehntelange Tradition zurück. Am Dienstag vor 75 Jahren wurde am 13. Mai 1950 im englischen Silverstone der erste Formel-1-Grand-Prix überhaupt ausgetragen. Ein Autorennen, das Geschichte schrieb.
Die Vorgeschichte: Der internationale Automobilverband FIA einigte sich bereits in den Nachkriegsjahren der Spät-Vierziger auf ein Regelwerk für eine neue Motorsportserie, welche alle zuvor gekannten Rennserien in ihrer Größe, Dauer und ihrem Einfluss in den Schatten stellen sollte.
Auch die Automobile selbst sollten PS-stark und beständig wie nie werden, hierzu wurde ebenfalls ein entsprechendes Reglement mit Bauvorschriften formuliert. Das Regelwerk für die neue Eliteklasse des Motorsports wurde schnell als "Formel 1" bekannt.
Die Rennserie: Die neue Formel 1 umfasste einen Kalender von sieben Rennen, welche in der Zeit vom 13. Mai bis zum ersten Septemberwochenende 1950 ausgetragen wurden. Neben dem Premierenrennen in Silverstone folgten sechs weitere Stationen, von denen drei weitere auch heute immer noch angesteuert werden: Monte Carlo in Monaco, Spa-Francorchamps in Belgien und Monza in Italien.
Die Fahrer: 24 Fahrer waren für das erste Rennwochenende der Formel-1-Geschichte gemeldet. Sie verteilten sich neben mehreren Werksteams wie Alfa Romeo, Talbot-Darracq oder Maserati auf mehrere britische, irische und französische private Rennställe. Viele Teams gingen nur mit einem Fahrer an den Start, Alfa Romeo dafür gleich mit einem Quartett. Nicht dabei war übrigens die Scuderia Ferrari, die erst am zweiten Rennwochenende in Monaco ihr Debüt gab.
Das Rennen: 70 Runden wurden auf dem Silverstone Circuit absolviert, was einer Gesamtdistanz von 325,43 Kilometern entsprach. Schätzungsweise 200.000 neugierige Motorsportfans waren an die Strecke des Flugplatzkurses gekommen, um die 21 Piloten zu beobachten, die sich für das Rennen qualifiziert hatten - darunter auch die britische Königsfamilie um König George und Kronprinzessin Elisabeth.
Das Rennen wurde zu einer einzigen Machtdemonstration von Alfa Romeo, dem dominierenden Konstrukteur seiner Zeit. Die vier Autos von Alfa Romeo starten von den Plätzen eins bis vier ins Rennen, erst dahinter folgte mit Prinz Bira im Maserati der erste Nicht-Alfa-Pilot.
Die ersten Runden des "Großen Preises von Europa", wie das Rennen von den Veranstaltern getauft wurde, waren von großer Spannung geprägt. Das Alfa-Romeo-Trio Guiseppe Farina, Luigi Fagioli und Juan Manuel Fangio lieferte sich mehrere heiße Zwei- und Dreikämpfe um die Führung. Trotz hart geführter Rad-an-Rad-Duelle kam es zu keinem Crash, nach einigen Runden behauptet Farina seine Spitzenposition und führt das Rennen anschließend bis zum Ende an.
Der Sieger: Der erste Sieger eines Formel-1-Rennens hieß demnach Guiseppe Farina. Am Ende betrug sein Vorsprung auf Fagioli weniger als drei Sekunden. Im Laufe der weiteren Premierensaison der Königsklasse gewann Farina auch noch die Rennen in der Schweiz und zum Abschluss in seiner Heimat Italien, sodass der damals 43-jährige Turiner der erste Formel-1-Weltmeister der Geschichte wurde.

Im Jahr 1966 starb Farina im französischen Chambéry bei einem Autounfall auf öffentlicher Straße.
Die Kuriositäten des Wochenendes:
- Das Rennen wurde an einem Samstag gestartet. In Großbritannien waren Sportveranstaltungen an einem Sonntag damals noch unüblich.
- Lokalmatador Reg Parnell landete am Ende mit 52 Sekunden Rückstand nur auf dem dritten Platz. Hauptgrund für den Rückstand: Parnell kollidierte im Rennen mit einem Hasen und beschädigte sich seinen Kühlergrill.
- Der spätere Fünffach-Weltmeister Juan Manuel Fangio prallte nach einem Fahrfehler in einen Strohballen. Er schied mit defekter Ölleitung aus.
- Der erste Nicht-Alfa-Fahrer Yves Giraud-Cabantous erreichte erst mit zwei Runden Rückstand das Ziel
- Von 21 gestarteten Rennfahrern sahen nur elf die Zielflagge.
- Sowohl in einem ERA- als auch in einem Maserati-Boliden wurden während des Rennens die Piloten ausgetauscht. So übernahm Tony Rolt den ERA von Peter Walker, Brian Shawe-Taylor fuhr außerdem im Maserati für Joe Fry weiter. Mit dem Rennausgang hatten beide Teams allerdings nichts zu tun.


