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Ulli Wegner wird 75: "Kann noch viel geben"

Uli Wegner feiert seinen 75. Geburtstag
Uli Wegner feiert seinen 75. Geburtstag
Foto: © getty, Martin Rose
26. April 2017, 08:10

Ulli Wegner wird am Mittwoch 75 Jahre alt. Der Kult-Trainer kann auch an seinem Geburtstag nicht ohne das Boxen.

Verfrühte Glückwünsche sollen ja Unglück bringen, aber gegen dieses Ständchen hatte Ulli Wegner nichts einzuwenden. Nachdem Arthur Abraham seinen Kampf am Samstag gegen Robin Krasniqi gewonnen hatte, stimmte der Ex-Weltmeister ein "Happy Birthday" mit dem Erfurter Publikum an.

Wegner lauschte gerührt, seinen 75. Geburtstag feiert er aber erst am Mittwoch. Wie? Natürlich in der Trainingshalle. Wegner bereitet Schwergewichtler Kubrat Pulev auf seinen Kampf am Freitag im bulgarischen Sofia gegen Kevin Johnson vor. Die geplante Überraschungsparty in einer Fischerklause in Warnemünde musste Margret Wegner absagen. Ihr Ehemann kann einfach nicht ohne das Boxen, und ans Aufhören denkt der Kult-Coach noch lange nicht.

"Wenn ich das nicht machen würde, würde ich nur durch die Gegend fahren. Das will ich nicht!", sagte Wegner im Interview mit dem "SID": "Seit neun Jahren bekomme ich Rente, mit der würde ich über die Runden kommen. Aber vom Fachlichen her kann ich den Jungs noch unheimlich viel geben."

Strenge Autorität, väterliche Milde

Vor allem Abraham weiß das zu schätzen, beide arbeiten seit 13 Jahren zusammen und haben reichlich Höhen und Tiefen erlebt. "Ich liebe ihn von ganzem Herzen", sagt Abraham über "Herrn Wegner", wie er seinen Trainer noch immer ehrfurchtsvoll nennt: "Er ist für mich ein ganz besonderer Mensch: Trainer, Ersatzvater, Berater, Diktator."

Neben Abraham hat Wegner auch Kämpfer wie Sven Ottke, Markus Beyer, Marco Huck und Yoan Pablo Hernández zu Profi-Weltmeistern geformt. Mit einer Mischung aus strenger Autorität und väterlicher Milde. "Das Alter spielt bei ihm keine Rolle", verrät Abraham: "Er ist noch fitter uns spritziger geworden. Und viel strenger als vorher."

Niederlagen kann Wegner auch mit fast 75 Jahren nur schwer verkraften. "Wenn der Sportler verliert, dann ist doch auch der Trainer eine Pfeife", sagt er: "Drei, vier Tage bist ich traurig, und dann fange ich bei mir an: Warum bist du nicht in seine Seele gekommen?" Die "psychologische Kriegsführung" sei auch heute noch seine größte Stärke: "Ich glaube, dass einige andere die Primzahlen besser können als ich ..."

"Da wird ein Glas Wodka weniger getrunken"

Dass er immer noch als Trainer am Ring steht, sieht Wegner nicht als ein Problem der jungen Trainer-Generation. "Manfred Wolke, Fritz Sdunek und ich haben sicher etwas geschaffen, was mal zum Denkmal wird", sagte Wegner: "Aber es werden sich wieder welche herauskristallisieren, die auch das Niveau haben."

Er selbst hat vor sieben Jahren das Bundesverdienstkreuz bekommen, und dank seiner Entertainer-Qualitäten genießt Wegner eine Popularität, von der die meisten aktiven Boxer nur träumen.

Dass er seinen Geburtstag in Sofia feiern muss, stört Wegner nicht, "da wird dann ein Glas Wodka weniger getrunken". Alleine wird er aber nicht sein: "Es ist erstaunlich, wie viele Anrufe meine Frau von Leuten bekommen hat, die nach Bulgarien kommen wollen. Das macht mich irgendwie stolz."

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