Alles war angerichtet für ein spanisches Duell in Austin: Marc Márquez (Honda) und Maverick Viñales (Yamaha) hatten sich schon in den Trainings und im Qualifying ein packendes Fernduell geliefert. Ein Zweikampf im Rennen schien vorprogrammiert. Doch schon Ende der zweiten Runde war klar, dass es dazu an diesem Sonntag nicht mehr kommen wird, denn Viñales schlitterte mit seiner Yamaha in die Auslaufzone .
Auf Position vier hinter dem Honda-Duo und Teamkollege Valentino Rossi liegend stürzte der Spanier in Kurve 18 über das Vorderrad und schied aus. Der erhoffte Hattrick nach den Siegen in Katar und Argentinien war Geschichte. Zudem ging Viñales ohne Punkte nach Hause und musste die WM-Führung an Rossi abgeben, der Zweiter wurde. Zugleich sitzt ihm nun Márquez, der in Austin zum fünften Mal in Folge siegte, auf WM-Platz drei wieder näher im Nacken.
Warum er so früh im Rennen stürzte, kann sich Viñales nicht erklären. "Ich habe keinen Fehler gemacht", betont der 22-Jährige. "Das Vorderrad ist mir an einem wirklich seltsamen Punkt weggerutscht. So bin ich in meiner Karriere noch nie gestürzt." In den Daten ließen sich keinerlei Auffälligkeiten ablesen. Tempo und Linie seien gleich gewesen. Auch am Set-up seien keinerlei Änderungen vorgenommen worden, die den Crash erklären könnten.
Nicht am Limit: Viñales rätselt über seinen Sturz
Umso größer war Viñales' Ärger: "Wenn ich gegen Márquez kämpfe, 100 oder 110 Prozent gebe und dann stürze, kann ich das verstehen. Aber so zu stürzen, in der zweiten Runde... Das ist enttäuschend. Ich konnte es nicht glauben." Als möglichen Schuldigen für den plötzlichen Ausfall nennt der Yamaha-Piloten den Vorderreifen. Er fuhr wie Teamkollege Rossi mit dem Medium-Variante. Doch fühlte sich diese laut Viñales anders an als noch im Warm-up.
"Der Vorderreifen war nicht so gut wie noch am Morgen", stellt der Spanier klar. "Er hatte nicht denselben Grip." Offenbar vermutet er, einen faulen Michelin-Reifen erwischt zu haben. Denn mit dieser Gummimischung hatte Viñales am Wochenende bis dato keinerlei Probleme. Auch im Rennen war er sich sicher, damit gut mithalten zu können: "Ich habe mich stark gefühlt mit den Medium-Reifen. Damit wollte ich am Ende des Rennens attackieren."
Doch dazu sollte es nicht mehr kommen. Stattdessen herrschten Frustration und Verwirrung in der Yamaha-Box: "Wenn man so stürzt, ist das nicht normal. Das verwirrt. Aber zum Glück habe ich mich nicht verletzt", versucht Viñales der Situation etwas Positives abzugewinnen. Reifenhersteller Michelin will er keinen Vorwurf machen: "Ich kann Michelin nichts vorwerfen. Sie machen einen tollten Job. Die Reifen haben das ganze Wochenende über gut funktioniert."
Viñales über die WM: "Arbeite Rennen für Rennen"
Deshalb glaubt Viñales auch, dass er unter normalen Umstände mit Márquez hätte kämpfen können. "Wir waren die Einzigen, die auf dieser Strecke mit Marc mithalten konnten", sagt er und analysiert: "Die Rundenzeiten waren nicht sehr schnell. Wenn Marc nicht gesehen hätte, dass ich gestürzt bin, glaube ich, dass er versucht hätte, tiefe 2:04er-Zeiten zu fahren. Aber er war clever genug, hat nur ein bisschen attackiert. Ich gratuliere ihm. Er hatte ein wirklich gutes Wochenende."
Was die Weltmeisterschaft angeht, ist dem 22-Jährigen trotz des Nullers nicht Bange, auch wenn er weiß, dass sich das vor allem am Ende eines Saison rächen kann. "Das ändert nichts an meiner Herangehensweise. Ich arbeite Rennen für Rennen", betont Viñales. Er will den Sturz schnell abhaken: "Wir müssen das vergessen und nach vorne schauen. So, als ob wir die WM noch einmal beginnen. 100 Prozent geben und versuchen, zu gewinnen."
