Da klatschte sogar Rumäniens Turnlegende Nadia Comaneci Beifall: Unter den Augen der fünfmaligen Olympiasiegerin haben die deutschen Athletinnen bei den Kunstturn-Europameisterschaften im rumänischen Cluj-Napoca einen glänzenden Start hingelegt und gleich sechs Plätze in den Medaillenentscheidungen erkämpft.
Besonders erfolgreich war dabei Kim Bùi. Die bereits 28 Jahre alte Stuttgarterin präsentierte sich vor 7700 Zuschauern im erstmals ausverkauften Sala Polivalenta in Top-Verfassung, die "Turn-Oma" darf im Mehrkampf, am Stufenbarren und am Boden noch einmal an die Geräte.
Beeindruckend war aber auch das EM-Debüt der elf Jahre jüngeren Tabea Alt. Die Weltcup-Gesamtsiegerin überraschte mit Rang drei im Sechskampf und geht am Schwebebalken alles andere als chancenlos in die Medaillenentscheidung. Die Olympia-Vierte Elisabeth Seitz war Beste am Stufenbarren und greift am Doppelreck nach ihrer ersten EM-Medaille seit sechs Jahren. Der Chemnitzer WM-Dritten Pauline Schäfer gelang am Boden der Sprung in den Endkampf.
Seitz erturnt Tageshöchstwert
Freudestrahlend schloss Bundestrainerin Ulla Koch ihre Mädchen nach einer rundum gelungenen Vorstellung in die Arme. "Ich bin sehr glücklich mit diesem Wettkampf. Besonders am Schwebebalken habe ich ordentlich was vorgelegt", sagte die 17 Jahre alte Alt, die den Rest des Tages regenerieren wollte: "Kein Training mehr, die Übungen sitzen!"
Im Sog der DTB-Pokalgewinnerin erturnte Seitz mit 14,566 Zählern den Tageshöchstwert am Barren und hat in dieser Verfassung am Samstag in der rumänischen Metropole reelle Siegchancen.
"Wahnsinn, ich habe das Maximale rausgeholt!"
Die Sportsoldatin löste mit ihrer Kür auch bei Teamchefin Koch Begeisterung aus: "Die Mädchen waren großartig. Da bleibt mir ja nichts anderes übrig als zu strahlen." Seitz, die keinen Mehrkampf turnte, kann und will sich ganz auf ihren Endkampf am Barren konzentrieren. "Diesmal hatte ich noch ein Fehlerchen drin, im Finale will ich noch besser sein", sagte die 23-Jährige.
Bùi, die erstmals bei einem internationalen Championat gleich dreimal im Finale steht, war nach dem Wettkampf total euphorisiert: "Wahnsinn, ich habe das Maximale rausgeholt!"
Die europäischen Titelkämpfe werden am Freitag (12 Uhr/MESZ) mit dem Mehrkampf der Männer fortgesetzt. Für den Deutschen Turner-Bund gehen der Berliner Philipp Herder und Lukas Dauser aus Unterhaching an die Geräte.