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Rydzek: Der Kombi-Kannibale ist noch hungrig

Johannes Rydzek  greift nach dem vierten Gold
Johannes Rydzek greift nach dem vierten Gold
Foto: © getty, Giovanni Auletta/Agence Zoom
02. März 2017, 12:54

Johannes Rydzek wurde nach seinem dritten Kombinations-Gold mit Lobeshymnen überschüttet. Seine Dominanz birgt aber auch Risiken für die gesamte Disziplin.

"La-La-La!": Johannes Rydzek hielt sich die Ohren zu, als die düpierte Konkurrenz auf der Sieger-Pressekonferenz ein weiteres Loblied auf Lahtis Kombinierer-König anstimmte. "Dabei will ich doch einfach nur Spaß haben und meine Rennen genießen", sagte Rydzek, dem der Trubel nach seinem dritten Gold-Coup bei der WM in Finnland doch ein wenig viel war. Er macht Spaß, die Mitbewerber machen großen Augen.

"Er ist einfach der Beste, und er ist noch lange nicht am Ende", sagte der Franzose Francois Braud, am Mittwoch Dritter bei Rydzeks zweitem Einzel-Gold. Der zweitplatzierte Japaner Akito Watabe, verbeugte sich höflich "vor einem großartigen Typen und Athleten". Und natürlich, das musste dann auch der nun insgesamt fünfmalige Weltmeister Rydzek zugeben, "ist es ja besonders schön, so etwas aus dem Mund von Kontrahenten zu hören".

Rydzek vor historischem Titel

Damit musste es dann aber auch gut sein, schließlich ist Rydzeks finnische Gold-Mission noch nicht beendet. Am Freitag (ab 15:00 Uhr im sport.de-Liveticker) geht es in den Teamsprint und um den letzten Titel, den sich der Kombi-Kannibale noch nicht gekrallt hat - den halten seit der WM 2015 Braud und sein schon zurückgetretener Landsmann Jason Lamy Chappuis.

"Ich freue mich schon", sagt Rydzek: "Mal schauen, was noch geht." Die deutschen "Dominierer" stehen vor der historischen Krönung: Noch nie hat ein Kombinierer viermal WM-Gold in einem Jahr geholt, noch nie ist das auch nur einer Nation gelungen. Der erfolgreichste Kombinierer der WM-Geschichte und der erfolgreichste Deutsche bei nordischen Titelkämpfen ist Rydzek ohnehin schon.

Die bundesdeutsche Hegemonie, das ist die Schattenseite des Gold-Glanzes, sorgt allerdings auch für ein Stück internationaler Gleichgültigkeit. "Meine Freunde haben mir gesagt, dass sie sich das nicht mehr im Fernsehen anschauen, weil ohnehin immer die gleichen gewinnen", sagte Braud.

Deutsche Dominanz sorgt für Langeweile

Klar: Die zweite Einzel-Konkurrenz war anders als der deutsche "Sweep" mit Rydzek, Frenzel, Rießle, Kircheisen auf den ersten vier Plätzen des Auftakt-Rennens eine spannende Angelegenheit - aber auch nur, weil es die Deutschen kollektiv auf der Schanze verblasen hatte. Dennoch siegte einer in Schwarz-Rot-Gold, zum 20. Mal in 21. Einzelrennen des Winters - nur in Sapporo, als Rydzek, Frenzel, Rießle fehlten, durfte Watabe gewinnen.

Es ist eine Situation, die an jene Gähn-Generation der 90er erinnert, die von Japan um Kenji Ogiwara beherrscht wurde. Auf dem Höhepunkt des Nippon-Nonplusultras gewannen sie den Team-Wettbewerb der WM 1993 - mit fast vier Minuten Vorsprung auf Norwegen und achteinhalb auf die drittplatzierten Deutschen.

Rydzek: "Mix aus allem, macht erfolgreich"

Der Weltverband FIS schraubte daraufhin an den Wettbewerbsformen, machte die Formate weniger sprunglastig, bis schließlich Japans Jubelära vorbei war, andere Nationen konkurrenzfähig waren. Müssen also Rydzek und Co. befürchten, von der FIS eingebremst zu werden?

Wahrscheinlich nicht - schließlich sind die Deutschen sowohl auf der Schanze wie in der Loipe eine Klasse für sich, ihnen wäre jedes Wettkampfformat recht. "Es ist ein Mix aus allem, der uns erfolgreich macht", sagt Rydzek. Die Ohren wird er sich wohl noch oft zuhalten müssen.

WM 2017 Lahti

1DeutschlandJohannes Rydzek26:41.60m
2JapanAkito Watabe+4.80s
3FrankreichFrançois Braud+13.00s
4ÖsterreichMario Seidl+17.40s
5ÖsterreichWilhelm Denifl+26.50s

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