Die ganz großen Namen zogen die Bundesligisten zum Ende der Winter-Transferperiode nicht an Land. Stattdessen setzten viele Klubs auf junge Spieler mit großem Potenzial. Wer von den Neuen wird zum Glücksgriff, wer zum Risiko? sport.de nimmt die Top-Deals unter die Lupe.
Alexander Isak (AIK Solna -> Borussia Dortmund)
Mit dem 17-jährigen Schweden hat sich der BVB vor allem eins ins Boot geholt: viel Potenzial. Dass Isak dieses besitzt, steht außer Frage. Ob der Stürmer trotz seines jungen Alters schon reif genug für den Sprung in die Bundesliga ist, steht auf einem anderen Blatt. Auch, wie der Youngster sich mit seiner Reservistenrolle abfinden wird, bleibt abzuwarten.
Fest steht: An Pierre-Emerick Aubameyang kommt Isak nicht vorbei. Was bleibt in einer Saison, in der sich der BVB Stand jetzt keine Ausrutscher leisten darf, ist ein Platz auf der Bank. Keine leichte Situation für einen Spieler, der in den letzten Wochen und Monaten derart gehypt wurde.
Klubboss Hans-Joachim Watzke bezeichnet den "Dortmunder Weg" oft als alternativlos. Der Verein geht auf diesem Weg bewusst Risiken ein, die sich manchmal auszahlen (Dembélé) und manchmal nicht (Merino). Ein ähnliches Ratespiel geht der Klub auch mit der Personalie Isak ein. Die knappen zehn Millionen Euro Ablöse erscheinen angesichts der Tatsache, dass der Schwede gerade einmal 29 Spiele im Seniorenbereich auf dem Buckel hat, als durchaus kostspieliges Risiko.
Walace (Grêmio Porto Alegre -> Hamburger SV)
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge wird der HSV-Anhang den Transfer des Brasilianers Walace betrachten. Einerseits haben die Hanseaten endlich mal in die Zukunft investiert und einen Spieler geholt, der mit seinen 21 ein Mann für die kommenden Jahre ist.
Gleichzeitig betonte Sportchef Jens Todt, dass der Mittelfeldspieler nicht als "Soforthilfe" dienen soll. Dabei würden die Hamburger genau das in dieser Phase brauchen - einen Spieler, der den Rest der Mannschaft mitreißen kann, seinen Teamkollegen auch mal die Leviten liest und die Rolle des Chef-Antreibers übernimmt.
Walace wird dieses Anforderungsprofil (noch) nicht erfüllen können. Bisher kennt der Olympiasieger nur den brasilianischen Fußball. Der Sprung nach Deutschland ist nicht nur aufgrund der klimatischen Verhältnisse gewaltig. Hinzu kommt: Beim HSV herrscht selten Ruhe, Umfeld und Verantwortliche wollen Leistung sehen. Für einen jungen Spieler wie Walace könnten die unüberhörbaren Nebengeräusche rund um den Bundesliga-Dino schnell zum Stolperstein werden.
Dayot Upamecano (RB Salzburg -> RB Leipzig)
Die Liaison zwischen Red Bull Salzburg und RB Leipzig hat sich für die Sachsen im Winter einmal mehr ausgezahlt. Obwohl zahlreiche Top-Klubs an Dayot Upamecano interessiert waren, bekam der Tabellenzweite der Bundesliga den Zuschlag. Sowohl für den Verein als auch für den Spieler ist die aktuelle Konstellation ein echter Glücksgriff - trotz der vergleichsweise hohen Ablöse von rund zehn Millionen Euro.
Sportlich steckt der Aufsteiger in einer mehr als komfortablen Situation, kann sich durchaus auch Experimente erlauben. Für den 18-Jährigen heißt das: Er wird seine Chancen bekommen. Sollte der Plan aufgehen, wird der gebürtige Franzose über kurz oder lang den bereits 31-jährigen Marvin Compper in der Innenverteidigung der Sachsen beerben und damit die nächste Planstelle schließen, die bei den Leipzigern noch offen war.
Riechedly Bazoer (Ajax Amsterdam -> VfL Wolfsburg)
Mit "Problemkindern" kennt man sich in Wolfsburg mittlerweile aus. Auf den ersten Blick gehört auch Zwölf-Millionen-Mann Riechedly Bazoer in diese Kategorie. Sein Wechsel in die VW-Stadt wurde nur möglich, weil sich der 20-Jährige mit Ajax-Coach Peter Bosz überwarf. Der Trainer warf dem Mittelfeldspieler mangelnde Einstellung vor - ein Thema, das auch bei den Wölfen in den vergangenen Monaten übermäßig präsent war.
Dennoch scheint dem VfL ein guter Fang gelungen zu sein. Bazoer hat schon jetzt über 100 Pflichtspiele auf dem Buckel, lief dazu sechs Mal für die niederländische Nationalmannschaft auf und hat bereits 15 Europapokal-Spiele hinter sich. Mit ihm haben sich die Wölfe einen potenziellen Nachfolger für Luiz Gustavo (29) sowie zukünftigen Nebenmann von Maxi Arnold (22) geholt. Viel spricht dafür, dass den Niedersachsen ein echter Coup mit glänzender Perspektive gelungen ist.
Leon Bailey (KRC Genk -> Bayer Leverkusen)
Das größte jamaikanische Talent hat die Werkself stolze zwölf Millionen Euro gekostet. Eine stattliche Summe für einen 19-Jährigen. Allerdings hat Bailey für seinen Ex-Klub Genk in 77 Pflichtspielen angedeutet, dass er das Zeug hat, auch in einer größeren Liga Fuß zu fassen. Unter Beweis gestellt hat er das unter anderem in zwölf Europapokalspielen, in denen er zwölf Mal in der Startelf stand und sieben Tore erzielte.
Für Bayer macht der Transfer vor allem mit Blick auf die Zukunft Sinn. Sollten die im Ausland begehrten Julian Brandt und Hakan Çalhanoğlu den Verein im Sommer verlassen, stünde mit Bailey ein potenzieller Nachfolger auf Anhieb bereit. Mit seiner Schnelligkeit und Offensivdrang ist er zudem ein Spieler, der perfekt in das System von Roger Schmidt passt.
Christian Schenzel




























