In den diesjährigen Playoffs haben NFL-Fans die Crème de la Crème der Quarterback-Riege bestaunen dürfen. Die beiden Besten haben gesiegt und treten sich am 6. Februar im Superbowl gegenüber. Wer wird gewinnen?
Die New England Patriots gegen die Atlanta Falcons. Tom Brady gegen Matt Ryan. Am Sonntag treffen die zwei im NRG Stadium in Houston aufeinander. Die Behauptung, dass sich das größte Sportereignis der Welt zwischen diesen beiden entscheiden wird, ist vermutlich keine Übertreibung. Für Brady wäre es der fünfte Superbowl-Triumph im siebten Anlauf. Für Ryan ist es die erste Teilnahme am Endspiel.
Ohne Zweifel spricht die Erfahrung ganz klar für Brady. Seit nunmehr 17 Jahren spielt der Ehemann von Gisele Bündchen in der härtesten Liga der Welt. Einer Liga, in der die Durchschnittsdauer einer Karriere bei gerade einmal knapp über drei Jahren liegt. Seine 39 Lenzen sieht man Brady dabei nicht an. Assoziationen mit sehr guten Weinen, die mit der Zeit bekanntlich auch besser werden, liegen nahe.
Tom Brady, Mr. Superbowl
Was die Regular Season betrifft, so muss sich TB12 hinter den Quarterback-Legenden Brett Favre und Peyton Manning einordnen. Die Postseason ist allerdings klares Brady-Territorium: Er führt in Completions (788), Passing Yards (8.628), Touchdown-Passes (61), Fourth-Quarter-Comebacks (6) und Game-Winning-Drives (9). 49ers Ikone Joe Montana kommt dem Veteranen noch am nächsten, was Playoff-Siege angeht. Montana durfte 16 Mal jubeln - Brady verließ den Platz 24 Mal als Gewinner.
Doch auch wenn der Superbowl Teil der Postseason ist, eigentlich ist er ja doch seine ganz eigene Kategorie. Auch hier hält "Tom Terrific" die Rekorde in Completions (247), Passing Yards (1.605), and Touchdown-Passes (13). Mit Sieg Nummer fünf wäre er zudem Rekordhalter unter allen Starting Quarterbacks. Der kurze Ausflug in die Vergangenheit macht deutlich, warum Brady nicht nur ein zukünftiger Hall-of-Famer ist, sondern auch regelmäßig in Diskussionen um den "Greatest of All Time" genannt wird.
Seine Zeit in der Liga hat ihn fehlerallergisch werden lassen. In seinen letzten zehn Spielzeiten warf der Routinier durchschnittlich gerade einmal 7,4 Interceptions. In der aktuellen Saison sind es gar nur zwei Pässe, die beim Gegner landeten. Kein derart passlastiger Quarterback kann solche Statistiken vorweisen.
Matt Ryan, der Dirigent
Sein Gegenüber hat sich in diesem Jahr auch diszipliniert verhalten in Sachen Interceptions. Nur sieben Mal warf der 31-Jährige zum falschen Mann. Das mag auf den ersten Blick nicht wie ein Fabelwert erscheinen, allerdings verschafft Ryan seinem Team pro Passversuch durchschnittlich fast ein neues First-Down (9,4 Yards). Das ist nicht nur ligaspitze, es bedeutet auch, dass "Matty Ice" nicht nur auf vermeintlich einfache Pässe setzt.
In der Geschichte der NFL hat kein QB jemals mindestens 350 Pässe geworfen und solche Zahlen aufgelegt. Dank der historischen Saison winkt Ryan der MVP-Award. Generell scheint es, als habe der Routinier in diesem Jahr endlich sein volles Potenzial abgerufen. Ruhig und gelassen fungierte er als Dirigent seiner Offense. Und die war nicht zu stoppen: 34,4 Punkte pro Spiel. Ligaspitze. Mit 4.944 Yards pro Partie muss er sich zudem nur hinter Saints-Spielmacher Drew Brees einordnen.
Dabei steht der Atlanta-Star aber nicht nur für Quantität. In Sachen Präzision konnten ihm nur zwei QBs etwas vormachen. Seine 69,9 Prozent sind sogar etwas besser als Bradys 67,4. Problematisch könnte für Ryan aber die O-Line der Falcons werden. 37 Sacks musste er einstecken. Zum Vergleich: Bei Brady waren es nur 15.
Wer hat zittrige Hände?
Es ist schwer zu sagen, wer von beiden am Sonntag die Vince-Lombardy-Trophy, womöglich sogar die Superbowl-MVP-Trophäe in den texanischen Nachthimmel recken darf. Neben den üblichen Faktoren wie Tagesform oder Leistung der Offense und Defense wird es interessant sein zu sehen, wie Ryan sein erstes NFL-Endspiel wegsteckt.
Auf Seiten der Patriots wird Tom Brady keine zittrigen Hände haben. Er weiß, wie man auch das letzte Spiel der Saison gewinnt. Spielt Matt Ryan auf seinem bisherigen Niveau weiter, so könnte auch er am Sonntag erfahren wie es ist das Football-Jahr als Gewinner zu beenden. Fans würden dann in jedem Fall auf ihre Kosten kommen.
Simon Lürwer



































