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Ismaël: "Keine Zeit! Alles muss sitzen"

Valérien Ismaël möchte mit dem VfL Wolfsburg wieder Erfolg haben
Valérien Ismaël möchte mit dem VfL Wolfsburg wieder Erfolg haben
Foto: © getty, Maja Hitij
10. Januar 2017, 13:04

Valérien Ismaël, Chefcoach des VfL Wolfsburg, rechnet im Interview der "Deutschen Presse-Agentur" mit einer besseren Rückrunde des Tabellen-13. Aber der Chefcoach weiß: Der Start gegen Hamburg und Augsburg muss gelingen.

Es hat sich zuletzt personell einiges getan. Sind Sie mit den bisherigen Kaderveränderungen zufrieden?

Valérien Ismaël: Es ist wichtig, dass man merkt, dass sich etwas tut. Die Hinrunde mit 16 Punkten und wie sie gelaufen ist, das hat uns nicht zufrieden gestellt. Wir wissen, dass was passieren muss. Daran arbeiten wir mit Olaf Rebbe unter Hochdruck. Es war klar, dass unser Weg korrigiert werden muss.

Yunus Mallı gilt als ihr wichtigster Transfer. Was erwarten Sie sich speziell von ihm?

Von Yunus erwarten wir, dass er seine individuelle Qualität einbringt. Er ist ein Spieler, der durch Einzelaktionen, durch seine Passqualität und über Standardsituationen den Unterschied machen kann. Er hat die Genialität in seinem Spiel. Wir hoffen auch, dass er die Effektivität, die er in Mainz hatte, auch bei uns zeigt.

Sie haben insgesamt vier Spieler für das Mittelfeld und den Angriff geholt. Planen Sie für die Abwehr noch Verstärkungen?

Wir sind auf den Abwehrpositionen sehr gut aufgestellt. Luiz Gustavo, der auf der Innenverteidiger-Position spielen kann, ist in Topform. Mit ihm, Ricardo Rodríguez, Jeff Bruma und Robin Knoche sind wir für die Bundesliga sehr gut aufgestellt.

Bleibt die Abwehr-Dreierkette ihr bevorzugtes System?

Ich erwarte viel Flexibilität von meinen Spielern. Sie müssen mehr als nur ein System spielen können. Sehr viele Mannschaften in der Bundesliga spielen mit Dreierkette. Wir wissen aber auch, dass wir im 4-2-3-1 stark besetzt sind. Das sind die beiden Systeme, mit denen wir in die Rückrunde gehen.

Sie wirken sehr fokussiert und konzentriert in diesen Tagen. Ist der Druck so groß, dass der Start mit den Heimspielen gegen Hamburg und Augsburg gelingen muss?

Der Druck ist immer da. Wir sind fokussiert, weil wir nur wenig Zeit haben. Zum Trainingsauftakt haben wir den Spielern gesagt, dass jetzt die Vorbereitung auf das Spiel gegen Hamburg beginnt. Das müssen wir im Trainerteam auch vorleben. Wir sind nicht in einer Situation, in der alles gut läuft. Wir haben keine Zeit, zu schauen, wie sich alles entwickelt. Alles, was wir jetzt machen, muss sitzen.

Mario Gomez hat gesagt, dass die Rückrunde besser wird für den VfL. Ist das auch Ihr Gefühl?

Ich habe ein gutes Gefühl, was die Bereitschaft angeht. Wir haben neue Spieler mit Qualität dazu bekommen. Das hat man im Training schon gespürt. Der Konkurrenzkampf ist noch größer geworden. Das hat uns vielleicht in der Vorrunde gefehlt. Es gibt viele Anzeichen, dass wir jetzt auf dem richtigen Weg sind.

Also muss der VfL nicht bis zum Schluss um den Klassenverbleib zittern?

Der Start wird sehr wichtig für uns. Die beiden Heimspiele am Anfang sind richtungsweisend.

Die Situation in Wolfsburg mit dem Mutterkonzern Volkswagen ist speziell. Verspüren Sie hier mehr Druck als anderswo?

Der Druck ist überall groß, wenn die Ergebnisse nicht gut sind. Ein Verein wie Wolfsburg kann nicht zufrieden sein, wenn man zu wenig Punkte hat. Ich bin auch nicht zufrieden. Die Lage bleibt kritisch, aber wir schauen optimistisch in die Zukunft. Die Eindrücke aus dem Trainingslager sind gut. Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Die Liga ist ausgeglichener als sonst. Kann jemand anders als Bayern München Meister werden?

Das Spiel gegen Leipzig hat es doch gezeigt: Man hat vielleicht geglaubt, dass die Bayern in dieser Saison nicht so gut drauf sind. Aber wenn es darauf ankommt, dann sind sie da. Ich glaube schon, dass Bayern wieder Meister wird. Leipzig fehlt noch ein gutes Stück, um Meister zu werden.

Kann Leipzig das Niveau denn insgesamt halten oder folgt ein Einbruch?

Ich glaube schon, dass sie eine gute Rolle spielen werden. Sie werden am Ende oben dabei sein.

Der Fußballmarkt in China spielt verrückt. Beeinflusst das mit den Unsummen dort auch die Bundesliga?

Nein, das glaube ich nicht. Jeder kann das einordnen. Was in China passiert, ist für manchen vielleicht nicht nachvollziehbar, aber dieses Land kann perspektivisch der größte Fußballmarkt der Welt werden. Aber dadurch ist der Markt in Deutschland oder Europa nicht verrückt geworden. Die Bundesliga lässt sich von solchen Summen nicht beeinflussen. Dass man sich das vielleicht überlegen muss als Spieler, wenn man ein Angebot bekommt, ist klar. Aber man sollte sich auch bewusst sein, dass das eine völlig andere Kultur ist.

ZUR PERSON: Der frühere Bundesligaprofi Valérien Ismaël (41) folgte zunächst als Interimstrainer auf den beurlaubten Dieter Hecking und wurde später zum Chefcoach befördert. Zum Ende der völlig verkorksten Hinserie geriet aber auch er wieder unter Druck und stand bereits vor der Ablösung. Nach zwei Siegen zum Ende des Jahres 2016 durfte der Deutsch-Franzose aber bleiben.

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