Die Nerven bewahrt und dem Gastgeber die Grenzen aufgezeigt: Die deutschen Handballerinnen haben bei der Europameisterschaft dank einer überzeugenden Leistung ihre Minimalchance auf das Halbfinale gewahrt.
Die Mannschaft von Bundestrainer Michael Biegler gewann in Göteborg gegen Schweden 28:22 (12:9) und muss nun auf eine Niederlage Frankreichs gegen Serbien hoffen. Zumindest das Spiel um Platz fünf am Freitag gegen Rumänien ist dem Team aber schon sicher. Emily Bölk war mit fünf Treffern die beste Werferin der Auswahl des Deutschen Handballbundes.
"Es war eine tolle Mannschaftsleistung. Diesem Druck muss man erstmal standhalten", sagte Biegler nach der Partie: "Toll, diese Mannschaft kann stolz auf sich sein."
Deutschland zeigte über weite Strecken eine konzentrierte und engagierte Leistung. Im Vergleich zum 20:20 gegen Spanien leistete sich die DHB-Auswahl deutlich weniger einfache Fehler und ließ sich auch nicht von der Atmosphäre im Scandinavium von Göteborg beeindrucken. Dabei wirkten sie auch im Kopf deutlich frischer als die Gegnerinnen.
Woltering überragt
Biegler, der nach den schwierigen ersten Minuten im Spanien-Spiel deutliche Selbstkritik geübt hatte, brachte vor allem im zweiten Durchgang einige Spielerinnen, die sonst nicht in der ersten Reihe stehen. Dabei veränderte sich die Spielanlage allerdings nicht, Konzentration und Zug zum Tor blieben weiter hoch.
Das DHB-Team begann gut und druckvoll in der Offensive, konnte immer wieder die schwedische Deckung überwinden. "Wir waren von Anfang an hellwach", bestätigte Torhüterin Woltering. Allerdings zeigte sich Johanna Bundsen, die Torfrau des Gastgeber, ebenso stark aufgelegt und entschärfte einige Würfe.
Auf der anderen Seite ein ähnliches Bild: Schweden legte meist ein Tor vor, kam immer wieder zu gefährlichen Würfen. Doch die deutsche EM-Rekordspielerin Clara Woltering zeigte in ihrem 39. Spiel bei einem kontinentalen Turnier erneut eine überragende Leistung und glänzte allein im ersten Durchgang mit zehn Paraden, was einer Quote von 53 Prozent gehaltenen Bällen entspricht.
Schweden von der Rolle
Gleichzeitig ließ Deutschland zwei einfache Tempogegenstöße der Schwedinnen zu, was Biegler, der ein besonderes Augenmerk auf Deckung und Rückzug legt, missfiel. Dennoch spielte die DHB-Sieben zum Ende der ersten Hälfte besser und zog auf drei Tore davon.
Zu Beginn des zweiten Durchgangs wirkte Schweden völlig von der Rolle. Vier einfache Fehler plus drei schnelle Paraden von Woltering in den ersten fünf Minuten nutzte Deutschland zur zwischenzeitlichen 16:9-Führung. Dabei setzte Biegler mit Alicia Stolle, Lone Fischer und Kerstin Wohlbold auf Spielerinnen, die bislang nicht auf viel Einsatzzeit gekommen waren.
Auch wenn beim DHB-Team nicht alles rund lief, hielt es den Vorsprung ohne Probleme und kam auch in der Schlussphase nicht mehr in Bedrängnis. "Zum Schluss konnten wir es richtig genießen in dieser Atmosphäre, die immer leiser wurde", sagte Torhüterin Woltering nach dem Spiel.
Schweden - Deutschland 22:28 (9:12)
Tore: Alm (4), Hagman (4/4), Gulldén (3/1), Lagerquist (2), Sand (2), Strömberg (2), Blohm (1), Blomstrand (1), Ekenman-Fernis (1), Oden (1), Roberts (1) für Schweden; Bölk (5), Wohlbold (4), Behnke (3), Hubinger (3), Naidziniavicius (3/2), Fischer (2), Huber (2), Loerper (2), Stolle (2), Kramer (1), Lang (1) für Deutschland