Am Donnerstag geht das Spektakel wieder los. Tausende Darts-Fans pilgern zur WM in den legendären Londoner Ally Pally. 18 Tage lang dreht sich alles um den Präzisionssport mit den fliegenden Pfeilen. sport.de macht den Favoritencheck. Wer kann Michael van Gerwen dieses Jahr überhaupt gefährlich werden? Gelingt Gary Anderson der? Was macht die Legende Phil Taylor? Und wie sind die Chancen der beiden deutschen Teilnehmer?
Michael van Gerwen: Dominant wie nie zuvor
Der 27-Jährige ist der Mann, den es in London zu schlagen gilt. Das hat "Mighty Mike" in der laufenden Saison mit sagenhaften 25 Turniersiegen unter Beweis gestellt. Die Vormachtstellung des Holländers wird von Jahr zu Jahr größer. Sein Vorsprung in der Geldrangliste Order of Merit ist schwindelerregend.
Eine Hoffnung seiner Gegner liegt im Modus der WM. Beim Jahres-Highlight brauchen die Darter drei Leg-Gewinne, um einen Satz für sich zu entscheiden. Während sich Klasse und Power van Gerwens auf lange Strecke meist durchsetzen, kann einen Satz bis Drei in der Weltspitze fast jeder mal gewinnen.
Zudem muss MvG beweisen, dass er dem psychischen Druck als haushoher Favorit inzwischen Stand halten kann. Im Vorjahr scheiterte im Achtelfinale überraschend mit 3:4 an seinem Landsmann und Idol Raymond van Barneveld.
Jetzt will es der Darts-Dominator besser machen und nach 2014 zum zweiten Mal im Ally Pally triumphieren. "Was ich dieses Jahr geschafft habe ist phänomenal und ich bin wirklich stolz auf mich, denn niemand hat je zuvor so viele Turniere in einem Jahr gewonnen", sagt van Gerwen: "Das gibt meinem Selbstvertrauen für die WM noch einmal einen großen Schub."
Gary Anderson: Mit Formanstieg zum Hattrick?
Der "Flying Scotsman" hat die letzten beiden Ausgaben der WM gewonnen. Wie so oft war Anderson vor dem Highlight des Jahres nicht gut in Form. Doch der Schotte kann auf der großen Bühne des Alexandra Palace fast immer sein bestes Darts ins Board bringen. Man muss ihn deswegen auch dieses Jahr auf der Rechnung haben.
Wie viele Darts-Fans wünscht sich der Titelverteidiger ein Traumfinale gegen die Nummer eins. "Ich würde liebend gerne im Finale gegen Michael van Gerwen spielen. Ich spiele gerne gegen ihn und ich glaube, dass er nicht so gerne gegen mich spielt“, sagte Anderson gegenüber britischen Medien.
Seit einiger Zeit spielt Anderson mit einer speziellen Brille, mit der er nach eigener Aussage aber "gut klar kommt". Es sind eher die neuen Pfeile, die ihn beschäftigen. Die Schwankungen im Spiel sind so groß, dass der Schotte mit Blick auf die WM verriet: "Vielleicht wechsle ich noch zurück zu meinen alten Darts."
Phil Taylor: Die letzte große Bühne?
Wie so oft in den letzten Jahren gibt es auch 2016 wieder das Gerücht, dass der größte Darts-Spieler der Geschichte seine Karriere im Ally Pally beenden könnte. Phil Taylor hat seinen Zenit langsam überschritten und bringt vor allem unter Druck nicht mehr sein bestes Spiel ans Oche.
Nach einem schwachen Jahr 2015 hat sich "The Power" aber noch einmal in die Weltspitze zurückgekämpft. Im Finale der Champions League of Darts in Cardiff gewann Taylor seinen ersten Major-Titel seit 2014 und schlug dabei Michael van Gerwen sowohl in der Vorrunde als auch im Finale deutlich.
Wer den 56-Jährigen aus Stoke-on-Trent kennt, weiß, dass er alles dafür tut, zu gewinnen. "Für mich geht es momentan ausschließlich um die Kombination aus Training und Regeneration. Darauf fokussiere ich mich. Meine Vorbereitung wird perfekt sein", sagte er im Vorfeld der WM.
Die Mitfavoriten: "Snakebite" kommt näher - "Jackpot"-Chancen gesunken
Ein starkes Jahr 2016 hatte auch Peter Wright. Der exzentrische Schotte schafft es in zahlreiche Finals. Allerdings zog Wright dort fast immer den Kürzeren, häufig gegen van Gerwen. In London will "Snakebite" den großen Wurf landen und warnt die Konkurrenz: "Ihr habt mein bestes Spiel noch nicht gesehen."
Doppelweltmeister Adrian Lewis hat dieses Jahr niemand so wirklich auf der Rechnung. Nach einem schwachen Jahr geht "Jackpot" als Außenseiter in die WM. Allerdings hatte man ihm auch letztes Jahr nicht viel zugetraut – und Lewis wurde erst im Finale von Gary Anderson gestoppt.
Außenseiterchancen hat auch Dave "Chizzy" Chisnall, der sich zuletzt stark präsentierte und bei den Players Championship erst im Finale MvG unterlag.
Auch Raymond van Barneveld darf man nicht vergessen. Der 49-Jährige weiß, wie man die WM gewinnt und hat letztes Jahr gegen van Gerwen gezeigt, dass er auf dieser Bühne immer Großes produzieren kann.
Österreichs Top-Darter Mensur Suljović feierte 2016 mit seinem ersten PDC-Turniersieg bei den International Darts Open seinen Durchbruch in die Weltspitze. "The Gentle" ist in London für eine Überraschung gut. Seine Titel-Chancen sind allerdings verschwindend gering.
Max Hopp und Dragutin Horvat: Die Chancen der Deutschen
Max Hopp ist als bester deutscher Pfeil-Akrobat für die Hauptrunde gesetzt. Dort trifft der Junioren-Weltmeister von 2015 auf den Holländer Vincent van der Voort.
"Es ist keine leichte, aber auch keine unlösbare Aufgabe", sagte der 20-Jährige. Wenn er sein zweifellos vorhandenes Können auf die große Bühne bringen kann, ist dem "Maximiser" durchaus der eine oder andere Sieg zuzutrauen.
Der zweite deutsche Teilnehmer Dragutin Horvat hat sich die WM-Teilnahme mit dem Gewinn der deutschen Super League Darts gesichert und ist zum ersten Mal im Ally Pally dabei. "Das ist ein Traum – ich bekomme eine einmalige Chance", sagte Dragutin der "Hessischen Niedersächsischen Allgemeinen".
Der WM-Neuling muss in der Quali gegen den Russen Boris Koltsov ran.
Lennart Wegner
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