Nach seiner Entlassung als Vorstandsvorsitzender des Hamburger SV wehrt sich Dietmar Beiersdorfer gegen angeblich verfehlte Transferpolitik, gesteht kaum Fehler ein und schießt zudem scharf gegen Ex-Coach Bruno Labbadia.
"Klar bin ich enttäuscht und kann die Entscheidung auch nicht verstehen", sagte Beiersdorfer gegenüber "Bild" zu seinem Aus beim HSV. Natürlich sei die sportliche Perspektive auf dem Papier keine gute gewesen, aber: "Man wünscht sich mehr Vertrauen und Loyalität, für die Dinge, die ich zusammen mit unserem Team auf den Weg gebracht habe."
Der Aufsichtsrat habe auch jemanden gesucht, "der nach außen stärker auftritt und auch mal auf den Tisch haut", und solch eine Charakteristik habe er eben nicht zu bieten. "Ich habe meinen eigenen Stil und von dem bin ich überzeugt. Er passt zum HSV, zumindest wie ich unseren HSV sehe."
Spitzen in Richtung Labbadia
Zur Entlassung von Bruno Labbadia, der die Hanseaten noch in die Saison geführt hatte, äußerte sich Beiersdorfer nur indirekt, dafür durch die Blume aber umso deutlicher: "Ich bin glücklich, dass sich die Trainer-Entscheidung hin zu Markus Gisdol inhaltlich bestätigt hat." Viele Teams mit "teilweise schlechteren Kadern" seien dem Nordklub überlegen gewesen, wenn es darum ging, weitaus schneller Fußball zu spielen. Ein klarer Seitenhieb in Richtung Labbadia. "Wir haben zu viel in die Breite gespielt und das vertikale Spiel nicht draufgehabt."
Doch der Geschasste legte weiter nach und kritisierte die mangelnde taktische Raffinesse des Ex-Trainers: "Es war zu diesem Zeitpunkt richtig, einen Trainer zu holen, der nicht im Schwerpunkt über die Ansprache und die Emotion kommt, sondern über den Inhalt." Bei Gisdol sei nun endlich "eine Linie zu sehen", er mache den Job "mit wahnsinnig viel Akribie, Einsatz und einem klaren Kopf".
Beiersdorfer verteidigt seine Millionenausgaben
Dass der HSV im Sommer fast 33 Millionen Euro verpulverte, sieht der 53-Jährige anders. "Ich möchte unseren Kader immer noch nicht gegen viele andere in der Liga tauschen. Auch wenn Halilović nicht spielt, ist er ein guter Spieler. Man sieht auch, welche Möglichkeiten Kostić, Wood, Waldschmidt, Santos und Mathenia haben", betonte der ehemalige Vorstandsvorsitzende und fügte hinzu: "Wir haben sehr gut eingekauft."
Insgesamt sei es aber "die schwerste Transfer-Periode meines Lebens" gewesen, "wirklich nervenaufreibend". Auch damit spielte Beiersdorfer auf Unstimmigkeiten mit Labbadia an, die im Sommer geherrscht haben sollen: "Es gab viele Reibungen über die Ausrichtung."
Stadion-Auszeit?
Bis zum 22. Dezember möchte Beiersdorfer die Geschäfte an seinen Nachfolger, Heribert Bruchhagen, übergeben. Danach wird der 53-Jährige endgültig freigestellt. Ins Stadion wird er dann wahrscheinlich erst einmal nicht mehr kommen. "Nach meinem Abschied 2009 habe ich über zwei Jahre gebraucht, um komplett über die Situation hinwegzukommen." Obwohl er sich dort laut eigener Aussage "guten Gewissens sehen lassen" könnte. "Ich habe immer die Interessen des Klubs vertreten. Ich kann in den Spiegel gucken und aufrecht gehen."