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Kein "Seeler-Effekt": Beim HSV brodelt es

Seit Wochen sieht man nur hängende Köpfe beim HSV
Seit Wochen sieht man nur hängende Köpfe beim HSV
Foto: © getty, Martin Rose
06. November 2016, 19:36

Der Hamburger SV ist an Uwe Seelers 80. Geburtstag unter die Räder gekommen. Trainer Gisdol ruft schon den Existenzkampf aus, Vorstandsboss Beiersdorfer schließt einen Rücktritt aus.

Uwe Seeler wollte sich seinen 80. Geburtstag von diesem desolaten HSV nicht verderben lassen. "Hamburger geben nicht auf", sagte das Klub-Idol des Bundesliga-Dinos beim Abschied aus dem Volksparkstadion trotzig. Seeler, als Spieler ein nimmermüder Kämpfer, ein Vorbild, war an seinem Ehrentag erneut trauriger Zeuge einer abstiegsreifen Vorstellung seines heruntergekommen Herzensklubs geworden.

"Ich bin natürlich enttäuscht und hätte mir ein paar weniger Geschenke für die Dortmunder in der ersten Spielhälfte gewünscht", sagte der Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft nach der 2:5 (0:3)-Pleite des Hamburger SV gegen die fokussierte Borussia und sprach damit ganz im Sinne des hilflos wirkenden Trainers Markus Gisdol. Nach der vierten Niederlage im fünften Liga-Spiel unter seiner Leitung fühlte sich der 47-Jährige bereits bemüßigt, den Überlebenskampf an der Elbe auszurufen.

Durchhalteparolen für den mit 33 Mio. verstärkten Kader

"Es ist für die Mannschaft und den Verein eine sehr schwere Situation", startete Gisdol seine emotionale Rede, das Gesicht gerötet, die Augen weit aufgerissen. Die Erwartungshaltung vor der Saison sei in einem "nicht angemessenen Maße" aufgebaut worden: "Die Realität heißt mit unserer Mannschaft nichts anderes als reiner Existenzkampf." Ab sofort, ab dem 11. Spieltag. Mit einem Kader, der für rund 33 Millionen Euro verstärkt worden ist.

Nichts war es gewesen mit dem "Uwe-Seeler-Effekt", auf den der ganze Klub an diesem besonderen Tag gesetzt hatte. Nach dem kurzem Schwelgen in früheren, erfolgreichen Zeiten, wurde den stolzen HSV-Fans die ganze Brutalität der Gegenwart vorgeführt. "Es ist nicht so einfach, stabil zu bleiben und die Richtung vorzugeben", sagte Gisdol am Tag nach dem neuerlichen Rückschlag: "Wenn jetzt in Hamburg schon wieder der Trainer schuld sei soll, wäre es natürlich etwas komisch. Wir überprüfen uns aber auch täglich und wissen, dass wir es hinbekommen."

"Außer Uwe, könnt ihr alle gehen"

Das sah am Samstag jedoch nicht so aus. Insbesondere von BVB-Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang, der gleich viermal (4., 23., 27., 48.) traf, wurde die überforderte Defensive des Tabellenletzten vor unlösbare Probleme gestellt. "Außer Uwe könnt ihr alle gehen", skandierten Hamburgs Anhänger schon vor dem Halbzeitpfiff, die Stimmung an der Elbe kippt immer mehr.

Aubameyang profitierte bei seiner Gala von eklatanten Fehlern von Hamburgs Ex-Nationaltorhüter René Adler, Kapitän Johan Djourou, des erfahrenen Emir Spahić und vom früh ausgewechselten Cleber. "Ich kann ihnen nicht den Kopf runterreißen, weil sie es nicht mit Absicht machen", sagte Gisdol, dessen taktische Umstellung in der Defensive auf eine Dreierkette überhaupt nicht funktionierte.

Der einzige Lichtblick für Seeler war Nicolai Müller, der sich mit einem Doppelpack (55., 81.) wie Dortmunds Ousmane Dembélé (76.) noch in die Torschützenliste eintrug. Doch selbst bei Daueroptimist Seeler schwindet langsam die Hoffnung. Der HSV habe "keine gute Mischung, nur Suppe", hatte die Ikone zuletzt in der Analyse des Kaders gesagt: "Ich habe schon ein bisschen Fladder." Und die ist an seinem runden Geburtstag nicht weniger geworden.

Beiersdorfer will bleiben - kommt Hochstätter?

Die Gesamtverantwortung für den Niedergang trägt Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer, der am Sonntag erneut einen Rücktritt auschloss. "Ich stelle mich der Verantwortung und werde es auch in Zukunft tun", sagte der 52-Jährige, dem nun schnellstmöglich ein Sportdirektor an die Seite gestellt werden soll.

Nach der Absage des ehemaligen Kapitäns Nico-Jan Hoogma ist auch mit dem früheren Schalker Sportvorstand Horst Heldt keine Einigung erzielt worden, wie die "Sport Bild" berichtet. Dafür kam ein neuer Name ins Spiel: Laut Informationen des "NDR" zeigt der HSV starkes Interesse an Christian Hochstätter. Der frühere Nationalspieler ist Sportvorstand des Zweitligisten VfL Bochum. Zuletzt wurde auch Jens Todt (Karlsruher SC) gehandelt.

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