Die Cleveland Indians haben ihren erste Chance zum Gewinn der World Series gegen die Chicago Cubs nicht genutzt. Trotzdem spricht alles dafür, dass sie ihrer Stadt den zweiten großen Titel innerhalb von viereinhalb Monaten holen.
Es ist ja nicht so, als nahe nun der Weltuntergang für die Cleveland Indians. Ja, sie haben das fünfte Spiel der World Series im Baseball bei den Chicago Cubs knapp verloren, das schon. Aber das nächste findet in Cleveland statt, ein möglicherweise entscheidendes siebtes dann auch. Und von den bislang 34 Mannschaften, die in der finalen Serie der Saison mit 3:1 vorne lagen, haben nur fünf es nicht geschafft, den Titel zu gewinnen. Und noch führen die Indians 3:2.
Also: Alles wird gut! Oder? Nun ja. Die Stadt Cleveland galt bislang als eine Stadt der Verlierer. Ihre ehemals vier Mannschaften aus den vier großen Profiligen in Nordamerika blieben seit 1964, seit die Browns Champions der NFL wurden, gemeinsam 147 Spielzeiten ohne Titel. Erst Mitte Juni gelang es den Basketballern der Cavaliers um LeBron James, die "Stadt der Qual" zu erlösen. Folgt der ersten nun gleich eine zweite Konfetti-Parade? Gemach, gemach!
3:1-Führung nicht immer genug
Von den bisher 81 Mannschaften, die in einer Best-of-seven-Serie in den Playoffs 3:1 führten, haben immerhin zwölf diesen Vorsprung noch verdaddelt - zuletzt im Halbfinale 2007, genau, eben die Indians. Die Boston Red Sox holten den Rückstand auf, sie gewannen danach die World Series und beendeten eine 86 Jahre dauernde Qual ohne Titel. Ihr Coach damals: Terry Francona, heute bei den Indians. Ihr Manager damals: Theo Epstein, heute bei den Cubs.
Und nun? Die Cubs hatten die ersten beiden Spiele im Wrigley Field verloren, ehe ihre Schlagmänner dann doch noch aus einem "slump", wie sie das in Amerika nennen, herausfanden. 3:2 gewannen sie das fünfte Spiel, und obwohl die Statistik gegen sie spricht, haben sie auf einmal Oberwasser. "Hat irgendjemand von denen gesagt, dass sie nach Cleveland zurückwollen, gerade jetzt, im November?", stichelte Cubs-Catcher Miguel Montero.
Kipnis warnt vor angeschlagenen Cubs
Auf den Flachbildschirmen im "clubhouse" der Cubs standen nach dem Spiel zwei wichtige Mitteilungen. Die erste: Abfahrt des Busses zum Flug nach Cleveland am Montag, 19 Uhr Ortszeit. Die zweite: "Es wird dazu ermutigt, im Flugzeug Halloween-Kostüme zu tragen." Die Cubs mögen mit dem Rücken zur Wand stehen, ihr Coach Joe Maddon aber sorgt wieder mal für Lockerheit: Auch während der Saison reisen er und die Spieler schon mal verkleidet durch die Gegend.
Einer Mannschaft wie den Cubs, sagte Jason Kipnis, Second Baseman der Indians, "willst du lieber kein Momentum geben", also keinesfalls das Gefühl: Da geht noch was. Aber geht noch was? Die Chancen der Cubs, ihren ersten Titel seit 1908 zu gewinnen, stehen nicht wirklich gut. Statistisch betrachtet. Sechsmal lagen sie in einer Best-of-seven-Serie 1:3 zurück. Sechsmal verloren sie.