Eddy Merckx gilt als der größte Radfahrer aller Zeiten. Kurz vor der Straßenrad-Weltmeisterschaft in Katar äußerte sich der Belgier zur Doping-Thematik - und sprach Jan Ullrich sein Mitleid aus.
"Ja, er tut mir ein bisschen leid", sagte Merckx der "Sport Bild": "Er hat in Deutschland nicht den Stellenwert, den er verdient. Er fuhr in schlechten Zeiten. Das war nicht seine Schuld. Er war ein großer Rennfahrer, ist ein netter Kerl." Jan Ullrich hatte 1997 als bisher einziger Deutscher die Tour de France gewonnen, wurde später allerdings des Dopings in den sechs Jahren nach 1998 überführt. Den Tour-Titel durfte er behalten.
Nach den großen Skandalen um den Doping-Arzt Fuentes und Lance Armstrong sieht Merckx das heutige Anti-Doping-System als ausreichend an. "Es wird so viel wie in keiner anderen Sportart kontrolliert. Was soll man noch tun?", so der fünffache Tour-de-France-Sieger. Generell wolle er aber "nicht über Doping sprechen. Kein Interesse. Früher waren die Zeiten nicht so schlimm." Er sei gegen leistungssteigernde Mittel.
Deutsche in Katar favorisiert
Im Gegensatz zu seiner aktiven Zeit hätte sich allerdings technisch viel verändert, erklärt der Belgier. "Die Radprofis sind über Funk mit den Sportlichen Leitern im Begleitauto verbunden und werden immer genauestens über die Zeitabstände informiert. Wir sind einfach drauflosgefahren. Für die Zuschauer war das interessanter." Deswegen kritisiert er auch den britischen Tour-Sieger 2016 Chris Froome für seine berechnende, kühle und unspektakuläre Fahrweise.
Bei der WM, die am Sonntag beginnt, tippt Merckx auf einen deutschen Sieger. "Der Kurs ist sehr flach. Daher sind André Greipel und Marcel Kittel die Topfavoriten. Die Deutschen haben tolle Sprinter. Sie gefallen mir sehr. Kittel hat eine tolle Ausstrahlung, ein Sonnyboy. Und Greipel ist sehr, sehr schnell. Mark Cavendish ist aber ein starker Konkurrent", sagte der "Kannibale", wie Merckx auch genannt wird, und ergänzte: "Ein Teil der Strecke führt durch die Wüste. Dort weht ein starker Wind. Er kann alles durcheinanderwirbeln. Dann hat auch John Degenkolb eine gute Chance, Weltmeister zu werden. Er muss darauf hoffen, dass es nicht zum Massensprint kommt, sondern sich vorher eine Gruppe absetzt."






