Seit drei Tagen ist Alexander Nouri beim SV Werder im Amt. Am Sonntag ersetzte er den beurlaubten Viktor Skripnik und führt das Team der Bremer am Mittwochabend (20:00 Uhr) in das Spiel gegen den FSV Mainz 05 und wird wohl auch am Wochenende gegen den VfL Wolfsburg auf der Bank sitzen.
Vorerst ist der 37-Jährige jedoch nur als Interimslösung eingeplant, kann sich aber laut anhaltenden Gerüchten bei gutem Verlauf auch Hoffnungen auf eine langfristige Anstellung als Chef-Trainer machen. sport.de hat mit Tobias Duffner gesprochen, dem dienstältesten Profi in der bisher von Nouri trainierten Zweitvertretung der Bremer. Der Torwart kennt den Coach genau und gibt interessante Einblicke in die Art, wie der neue Mann an der Linie mit den Spielern umgeht.
Duffner hat eine enge Bindung zum Verein, spielte schon in der Jugend beim SVW und kehrte 2010 ans Weserstadion zurück. Seitdem spielte der Keeper 18 Partien in der Regionalliga und schaffte mit seinem Team den Aufstieg in die 3. Liga, wo er bisher 26 Mal zum Einsatz kam. Er trainierte zu Beginn seiner Werder-Zeit unter anderem unter Thomas Wolter, der nun übergangsweise wieder als Coach der zweiten Mannschaft zur Verfügung steht, später unter Viktor Skripnik, bis dieser Ende 2014 zum Chef-Trainer ernannt wurde und arbeitet seit mittlerweile zwei Jahren eng mit Alexander Nouri zusammen. Der 32-jährige Torwart ist einer der Hauptansprechpartner des Coaches und kennt ihn genau.
"Alex ist emotional, authentisch, kann super motivieren und lebt Fußball", lobt Duffner und fügt an: "Er lebt brutal den Teamgedanken. Das heißt: Er holt sich jeden Einzelnen mit ins Boot." Es gebe ja durchaus Trainer, die sich "um die ersten elf, zwölf, dreizehn Spieler kümmern , aber ihm ist es wichtig, auch wenn man harte Entscheidungen treffen muss, dass die Leute, die davon betroffen sind, das auch verstehen."
Jeden Einzelnen motivieren und packen
Eine große Stärke Nouris sei es, die Spieler möglichst oft an seinen Entscheidungen teilhaben zu lassen. "Er will gar nicht immer alles vorgeben, sondern ist auch offen, mit der Mannschaft über gewisse Dinge zu diskutieren und die Meinung der Spieler mit einzubeziehen. Weil er der Meinung ist, dass alle davon überzeugt sein müssen, wenn etwas auf dem Platz umgesetzt werden soll." Damit alle von seinem Plan überzeugt sind, "horcht er immer ganz gut in die Mannschaft rein."
Der neue Coach sagte bei seiner Vorstellung, dass es ihm wichtig sei, "die Köpfe frei zu bekommen und in die Herzen der Spieler zu kommen." Duffner glaubt, dass das klappen kann: "Letztendlich will er die Begeisterung, die er selbst auf den Platz bringt, auch bei jedem Einzelnen entfachen. Da möchte er wahrscheinlich jeden Einzelnen motivieren und packen. Nach dem Motto: Wir stehen hier als Team auf dem Feld, feuern alles raus und was soll uns dann schon groß passieren. Darum geht's, dass jeder mit der Lust am Fußball auf den Platz geht, alles andere abschüttelt und mit Spaß am Spiel als Team zum Sieg kommt."
"Spaß an der Freude"
Dass es bei den Bremern nicht nur kürzlich, sondern auch in den letzten Jahren immer wieder in der Defensive haperte und die Stabilität fehlte, wird so schnell nicht zu beheben sein, glaubt der Keeper. "In der Kürze der Zeit ist es sicherlich schwierig, da etwas zu verändern", sagte der 32-Jährige, fügte jedoch hinzu: "Was er definitiv gut kann, ist die Mannschaft zu motivieren und jedem Einzelnen das Selbstvertrauen zurückzugeben, was in den letzten Wochen vielleicht ein bisschen gefehlt hat, weil er eben ein emotionaler Typ ist und das Ganze lebt. Diese Geschlossenheit könnte dann als Nebeneffekt auch ein besseres Miteinander auf dem Platz und in der Verteidigung hervorbringen.
Überhaupt werde Nouri dem Team bei aller Fokussierung auf die schwierigen Aufgaben auch die Lust am Spiel zurückbringen, glaubt Duffner. "Bei Trainings greift Alex ein, will, dass man voll konzentriert dabei ist. Immer. Aber vor allem auch mit 'Spaß an der Freude'. Es ist ihm ganz wichtig, dass die Spieler mit Freude zum Training kommen. Und dass jeder es genießt, dass er so einen geilen Job hat."
Während in der Drittliga-Mannschaft des SV Werder vieles über den Team-Gedanken geht und der Coach es geschafft hat, seine Jungs zu einer verschworenen Einheit zu formen, könnte Nouri der große Kader des Bundesliga-Teams vor größere Probleme stellen, glaubt der Torwart: "Ich glaube schon, dass es das schwieriger macht, wenn man eine größere Gruppe hat. Je mehr Spieler man im Kader hat, umso mehr sind natürlich auch tendenziell unzufrieden, wenn sie nicht spielen. Das ist sicherlich eine Herausforderung."
Falscher Eindruck von Skripnik
Duffner hofft und glaubt zudem, dass einige Werder-Talente langfristig schneller in den Lizenzspieler-Kader rutschen könnten, falls Nouri am Ruder bleibt: "Für die Jungs in der U23 ist es immer eine tolle Gelegenheit, wenn "unser Trainer" nach oben geht. Aber das ist bei der Struktur im Verein eigentlich immer gegeben. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass es den ein oder anderen gibt, der hochrutscht."
Abschließend zog Duffner noch einen Verglich zwischen Nouri und Skripnik. Mit dem ehemaligen Werder-Coach arbeitete er zwischen 2013 und 2014 zusammen. "Natürlich unterscheiden die beiden sich. In der Öffentlichkeit ist es auch vielleicht so rübergekommen, dass Viktor kein emotionaler Typ ist", glaubt der Torwart. "Er hat eine andere ruhige Art, an der Seitenlinie zu coachen. Aber für ihn war das immer eine emotionale Angelegenheit. So habe ich Viktor auch kennengelernt. Für ihn ist Werder Bremen sein Verein. Das geht ihm schon nah. Aber Alex ist in dem Bereich aktiver, der lebt das Spiel halt mit allem, was er hat. Und Viktor lebt das Spiel für sich eher im Innern."




























