Auch ohne Topspieler Philipp Kohlschreiber sieht sich die deutsche Davis-Cup-Mannschaft gegen Polen in der Favoritenrolle. In der Weltgruppe soll der Klassenerhalt geschafft werden.
Philipp Kohlschreiber und Alexander Zverev sind allgegenwärtig. Überall auf der schmucken Tennisanlage um das Steffi-Graf-Stadion im feinen Berliner Westen sind die Gesichter der beiden Vorzeigespieler zu sehen. Zwar wirbt der Deutsche Tennis Bund weiter auf allen Plakaten mit dem Duo, doch im wichtigen Davis-Cup-Duell gegen Polen fehlen sie.
Der Klassenerhalt in der Weltgruppe soll ab Freitag trotzdem geschafft werden. "Wenn die Nummer eins ausfällt, ist das kein Zuckerschlecken. Aber ich denke, dass wir so gut aufgestellt sind, dass wir Polen bezwingen können. Das ist das große Ziel", sagte Teamchef Michael Kohlmann drei Tage vor dem ersten Einzel. Die schwierigste Phase seiner Amtszeit sei das für den 42-Jährigen aber keineswegs: "Auch früher haben schon Topspieler abgesagt."
Kohlschreiber laboriert nach wie vor an den Folgen einer Stressfraktur im Fuß und hatte seine Teilnahme an der Relegation am Montagabend absagen müssen. Vor dem 32 Jahre alten Augsburger hatte bereits Hoffnungsträger Alexander Zverev seinen Verzicht erklärt. Dem 19-Jährigen war der Belagwechsel von Hardcourt auf Sand zu beschwerlich und sein Terminplan insgesamt zu eng. Auch Dustin Brown verzichtete.
"Absagen beschäftigen uns nicht"
"Wir müssen das so akzeptieren. Sie haben aus unterschiedlichen Gründen abgesagt", erklärte Kohlmann und meinte: "Die Absagen beschäftigen uns jetzt aber überhaupt nicht, das ist kein Thema. Jetzt geht es nur noch darum, das Wochenende erfolgreich zu gestalten."
Kohlmann nominierte für Kohlschreiber den zunächst als Trainingspartner vorgesehenen Daniel Masur nach. Zudem kämpfen Florian Mayer, Jan-Lennard Struff und Daniel Brands gegen Deutschlands ersten Abstieg seit 13 Jahren. Wer bis Sonntag wann zum Einsatz kommen wird, hat Kohlmann noch nicht entschieden. "Wir haben einige Formationen im Kopf. Ich habe mich aber noch auf keine festgelegt", sagte Kohlmann vor der offiziellen Auslosung am Donnerstag.
Der Ex-Profi setzt auf Erfahrung: "Es geht gegen den Abstieg, und es ist eine gewisse Erwartungshaltung vorhanden, deswegen ist da schon Druck da", betonte Kohlmann und forderte: "Jetzt müssen eben andere in die Bresche springen. Es ist für keinen der Spieler eine extra Belastung, nur weil Philipp nicht dabei ist."
"Jeder top vorbereitet"
Vor allem Mayer, mit 32 Jahren ältester Spieler im Team, soll Verantwortung übernehmen. "Motivieren muss man keinen. Jeder weiß, um was es geht. Jeder ist top vorbereitet und wird mit der Situation hier klarkommen", sagte Mayer.
Die Partie wird auf der Anlage des LTTC Rot-Weiß im Steffi-Graf-Stadion an der Hundekehle stattfinden. Berlin ist nach 25 Jahren erstmals wieder Gastgeber für den Davis Cup. 1991 gewann Deutschland mit Boris Becker und Michael Stich in der Deutschlandhalle das Viertelfinale in der Weltgruppe gegen Argentinien mit 5:0.
Deutschland und Polen standen sich bislang dreimal im Davis Cup gegenüber. Das DTB-Team führt in der Statistik mit 2:1. Die Polen treten ohne ihren Topspieler Jerzy Janowicz an. Kamil Majchrzak ist als Weltranglisten-305. der bestplatzierte Spieler im Kader der Gäste - und zeigt sich besonders angriffslustig. "Wir sind besser als Deutschland, wir sind jung und schlagen euch in Berlin", sagte der 20-Jährige. Hubert Hurkacz, Lukasz Kubot und Marcin Matkowski komplettieren das polnische Aufgebot.
