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"Gold-Gunda" wird 50

Gunda Niemann-Stirnemann wird 50
Gunda Niemann-Stirnemann wird 50
Foto: © getty, Sandra Behne
06. September 2016, 11:12

Ihrer sechsköpfigen Trainingsgruppe hat Gunda Niemann-Stirnemann für Mittwoch zumindest einen halben freien Tag gegeben. Immerhin. "Ich habe im Plan nur Training am Vormittag eingetragen. Am Nachmittag hat meine Gruppe ausnahmsweise frei", sagte "Gold-Gunda" dem "SID". Für die Geste gibt es einen guten Grund. Am 7. September wird die beste Eisschnellläuferin des 20. Jahrhunderts 50 Jahre alt.

Das Eis bestimmt auch heute noch große Teile ihres Lebens. Seit dem Frühjahr betreut sie eine neue Trainingsgruppe: drei Jungen und drei Mädchen, allesamt B1-Junioren. "Ich habe ganz tolle Sportler. Sie gehen an ihre Grenzen", schwärmt sie. Gunda Niemann-Stirnemann kann das gut einschätzen.

Vor allem Disziplin und Härte haben ihre unvergleichliche Laufbahn möglich gemacht. Drei Olympiasiege, 19 WM- und acht EM-Titel waren die herausragenden Erfolge, dazu kamen bis heute unerreichte 98 Weltcupsiege sowie 19 Weltrekorde über 3000 und 5000 m.

"Ich habe es geliebt, hart zu trainieren und an die persönlichen Grenzen zu gehen. Dann las ich in der Zeitung von 'Gunda Gnadenlos' und war geschockt. Ja, ich war gnadenlos zu mir selbst und deshalb auch lange Zeit erfolgreich", sagt sie heute.

Mit 17 zum ersten Mal auf Schlittschuhen

Dabei stand die Spätstarterin erst 1983 im Alter von 17 Jahren zum ersten Mal auf Schlittschuhen. Die Gründe für den Wechsel: "Für Volleyball und Leichtathletik war ich nicht gut genug, beim Radfahren störten die dicken Beine."

Der Beginn war entsprechend beschwerlich. "In der neuen Trainingsgruppe waren alle technisch besser als ich. Ich kämpfte, um mithalten zu können. Meine Laktatwerte waren dann zu hoch. Das wurde kritisiert, aber das war die Basis für meine späteren Erfolge", erinnert sie sich.

Zwei Jahre später gewann Gunda Kleemann, so ihr Mädchenname, im heutigen Chemnitz bei der Kinder- und Jugendspartakiade ihre erste Goldmedaille. Es war der Start einer märchenhaften Karriere.

Chefin der Erfurter Trainingsgruppe

Heute, knapp elf Jahre nach ihrem Rücktritt im Oktober 2005, arbeitet sie am Rande der Bahn in der nach ihr benannten Halle in Erfurt. Erstmals übernahm sie im März 2014 die Erfurter Trainingsgruppe. Zu der gehörte auch Patrick Beckert, den sie 2015 zu WM-Bronze über 10.000 m führte. "Die Arbeit mit Patrick war eine riesige und schöne Erfahrung. Er will und kann hart und konsequent trainieren", sagte Niemann-Stirnemann.

Das vergangene Jahr war jedoch nicht einfach. Nach einer Knieoperation musste die Thüringerin eine fünfmonatige Zwangspause einlegen. Dazu kam ein Konflikt mit ihrem Arbeitgeber, der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft, der zu ihren Gunsten ausging. Die Wogen haben sich inzwischen geglättet. Und so kann sich Niemann-Stirnemann ganz ihrer sechsköpfigen Gruppe widmen.

Nur nicht an diesem Mittwochnachmittag, da hat sie frei. "Ich freue mich auf den Tag. Ich bin gesund, munter, dynamisch. Ich habe eine Familie, in der ich mich wohlfühle", sagt die einstige Ausnahmeläuferin.

Zur Familie gehört neben Ehemann und Manager Oliver Stirnemann auch Tochter Victoria, ebenfalls ein Eisschnelllauf-Talent. Die 14-Jährige trainiert bei Gabi Fuss. Diese hatte Gunda Niemann-Stirnemann 1992 zu ihren ersten beiden Olympiasiegen geführt. "Gabi hat mich an die Weltspitze gebracht. Jetzt sprechen wir als Kollegen miteinander. Das ist schön", sagt das Geburtstagskind.

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