Die kuriose Pressekonferenz von Christoph Harting im Anschluss an seine Goldmedaille schlägt hohe Wellen in Deutschland. Grund genug, die besten Aussagen des 25-Jährigen noch einmal zusammenzufassen.
Frage: "Herr Harting, können Sie bitte kommentieren, wie der Tag für Sie gelaufen ist?"
Christoph Harting: "Schönen guten Tag, ich freue mich Sie zur Pressekonferenz, die relativ schweigend verlaufen wird, begrüßen zu dürfen. Ich habe in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit Medien gemacht. Kurzes Statement von mir - ich bin kein PR-Mensch, ich beantworte echt ungern fragen. Ich bin Sportler und verstehe mich auch als solcher. Ich bin nicht der Medienhengst, ich suche nicht nach Öffentlichkeit. Ich genieße den Wettkampf, ich genieße die Bühne dort, alles andere überlasse ich den anderen, die mehr sagen wollen."
Frage: "Wie haben Sie die Siegerehrung erlebt? Ihnen ist etwas runtergefallen und es schien, als konnten Sie nicht stillstehen?"
Harting: "Ich habe ein kleines Andenken bekommen, eine kleine Figur, die ist mir runtergefallen. Ich habe eine neue bekommen. Ich bin ein Mensch der Rhythmus braucht, der Rhythmus liebt, der gute Musik über alles schätzt. Es ist schwer zur Nationalhymne zu tanzen, habe ich festgestellt."
Frage: "Haben Sie vor dem Wettkampf mit ihrem Bruder gesprochen, was hat er Ihnen gesagt?"
Harting: "Ich denke das Ganze habe ich mit der ersten Frage beantwortet."
Frage: "Sie haben gesagt, Sie seien kein Medienhengst. Wie meinen Sie das?"
Harting: "Man muss das differenziert betrachten. Ich bin spätestens mit dem Olympiasieg eine Person des öffentlichen Lebens. Das heißt, es gibt eine relativ große Interessengemeinde, die nicht nur die Leichtathletik, sondern auch den Wurf verfolgt. Der Name Harting wird jetzt noch mehr mit besonderem Interesse verfolgt. Jetzt gibt es aber mehrere Arten von Persönlichkeiten, ich versuche es herunterzubrechen auf extrovertiert und introvertiert. Extrovertierte Menschen legen Wert darauf, dass sie genau darauf achten, wie sie von außen wahrgenommen werden, wahrgenommen werden wollen und repräsentieren sich dementsprechend. Als introvertierte Person, so bezeichne ich mich selbst zumindest, fühle ich mich hier völlig fehl am Platz. Dass ich hier sitze, mit Ihnen rede, das ist nicht meins. Ich fühle mich völlig unwohl. Ich glaube, das drückt auch so ein bisschen aus, was Sie versuchen herauszufinden. Ich muss vor keinem von Ihnen versuchen, besonders gut dazustehen. Was Sie über mich denken, ist mir vollkommen egal. Ich finde, dass man nach einem Olympiasieg zu allererst die Möglichkeit haben sollte, mit den Personen zu feiern, die einem am nächsten stehen, meine Familie. Ich habe es bis jetzt, ich weiß nicht, zwei Stunden nach dem Wettkampf, nicht geschafft diese zu erreichen und fühle mich deshalb hundeelend."
Frage: "Die Frage ist für Robert Harting ..."
Harting (lacht bitter): "Das war's, Du kannst gehen. Holy Jesus."
Scharfe Kritik von allen Seiten
Mittlerweile hat sich Harting nach seinem fragwürdigen Verhalten bei der Siegerehrung in Rio de Janeiro einen Rüffel von seinem Trainer Torsten Lönnfors eingefangen: "Keine Ahnung, was das sollte, ich verstehe es nicht. Christoph muss aufpassen, dass er jetzt nicht frei dreht", sagte Lönnfors der "Bild"-Zeitung.
Auch Dagmar Freitag, Vorsitzende des Sportausschusses im Deutschen Bundestag, hat nach den Vorgängen die Athleten in Rio de Janeiro an ihre repräsentativen Aufgaben erinnert.
"Bei Olympischen Spielen ist man natürlich als Athlet, aber auch als Mitglied der deutschen Nationalmannschaft. Da dürfen die Medien und die Öffentlichkeit erwarten, dass sich die Athletinnen und Athleten auch als Repräsentanten unseres Landes erweisen", sagte Freitag: "Zu dieser Erwartung zählen grundsätzlich auch ein entsprechendes Auftreten und ein adäquater Umgang mit den Medien." Freitag, die in Rio vor Ort ist, betonte, dass sie die betreffenden Szenen nicht gesehen habe.
"Für dieses Verhalten schäme ich mich"
Hartings unorthodoxes Verhalten während der Siegerehrung, als er unter anderem beim Abspielen der Nationalhymne mitpfiff, hatte zum Teil heftige Kritik in Sozialen Medien hervorgerufen. "ZDF"-Sportchef Dieter Gruschwitz äußerte sich kritisch zu der Tatsache, dass Harting dem übertragenden Sender ein Interview verweigert hatte. "Das ist ein einmaliger Vorgang und besonders bedauerlich für die vielen Fans vor dem Fernseher", so Gruschwitz.
Sebastian Beyer, früherer Hallen-Europameister und Freiluft-Europameister im Weitsprung, stimmte am Samstag auf seiner Facebook-Seite in die Kritik ein: "Gold im Diskus ist echt super geil!!! Aber für dieses Verhalten schäme ich mich in Deutschland vor dem TV! Sorry aber dann würde ich lieber auf diese Medaille verzichten...."
Die Tageszeitung "Die Welt" schrieb in einem Kommentar von einer verheerenden Wirkung. "Sensationell hatte Christoph Harting bei den Spielen von Rio seinen verletzten Bruder Robert als Diskus-Olympiasieger beerbt. Sein anschließendes Verhalten aber war eines Goldmedaillengewinners nicht würdig." "Bild.de" schrieb am Samstag von einem "Arroganz-Auftritt nach Diskus-Gold".
Auch Chef de Mission Michael Vesper hat das Verhalten von Harting gerügt. "Was Christoph Harting bei der Siegerehrung gezeigt hat, war nicht gut", sagte der Delegationsleiter der deutschen Olympiamannschaft in Rio: "Er ist Teil unserer Mannschaft und Botschafter unseres Landes. Wenn er die Bilder anschaut, wird er das sicher einsehen."
Ähnlich äußerte sich DOSB-Präsident Alfons Hörmann. "Wenn er es selber ansieht, wird er erkennen, dass er sich mehr Ruhe und Konzentration hätte gönnen müssen", sagte Hörmann im Deutschen Haus von Rio. "Ich habe aber auch Verständnis für einen Athleten, der im Überschwang seiner Gefühle bei seinem größten Erfolg sich nicht so gibt, wie man es sich wünschen würde", ergänzte er.
Man sehe, dass man "innerhalb einer Familie einen unterschiedlichen Weg gehen kann. Das scheint bei den Hartings klassisch der Fall zu sein", sagte Hörmann mit Blick auf den im Vergleich zu seinem Bruder eher extrovertierten Robert Harting.

