Aufatmen bei Nico Rosberg und dem Mercedes-Team. Der Deutsche behält seine Pole-Position beim Grand Prix von Ungarn in Budapest.
Um diese hatte er zittern müssen, nachdem er wegen eines mutmaßlichen Verstoßes unter gelber Flagge in seiner schnellsten Runde vor die Sportkommissare zitiert worden war. Nach der Anhörung entscheid das Vierer-Gremium rund um den früheren Formel-1-Weltmeister Alan Jones aber, dass Rosberg in Q3 unter gelber Flagge ausreichend verzögert habe und sprach keine Strafe gegen ihn aus.
Zuvor hatte sich "Motorsport-Total.com" von der FIA bestätigen lassen, dass die Rennleitung den Mercedes-Piloten zum Rapport einbestellt hatte - um 19:45 Uhr Ortszeit. Rosberg war sich jedoch weiter keiner Schuld bewusst: "Ich habe getan, was ich tun musste", findet er trotz Bestzeit im betroffenen Sektor.
Dass es überhaupt zu einem Nachspiel gekommen war, musste den WM-Führenden wundern, denn die Sache schien längst abgehakt. In Richtung der Journalisten sagte er noch kurz vor dem Bekanntwerden der FIA-Ermittlungen in seiner Presserunde dezent entgeistert: "Ich habe nicht erwartet, dass ich über gelbe Flaggen verhört werde. Ich habe nicht realisiert, dass es so ein großes Thema ist."
Bereits kurz nach dem Zeittraining waren auch Toto Wolff und Niki Lauda zu seiner Verteidigung geschritten, ihrer Meinung nach auf Basis entlastenden Datenmaterials, das sowohl Zeitverlust als auch das Lupfen des Gaspedals dokumentieren würde. Dennoch schien bei Mercedes allen klar zu sein, wie kritisch und kontrovers der Fall Rosberg ist. "Es ist definitiv ein heikles Thema. Die Regeln sind die Regeln und man muss sich daran halten", sagte Toto Wolff auf den tödlichen Unfall Jules Bianchis angesprochen, der sich ebenfalls unter gelben Flaggen, aber bei Nässe ereignete.
Fall Jules Bianchi macht das Thema noch sensibler
Dennoch traut er den Piloten es zu, sich auch unter Adrenalineinfluss zugunsten der Sicherheit zu zügeln: "Es sind die besten Fahrer der Welt. Sie müssen die Situation unter ihrer Kontrolle haben und einschätzen, welche Geschwindigkeit für die Situation angemessen ist. Ich finde, wir können Formel-1-Fahrern vertrauen." Doch die Buchstaben des Gesetzes sagen etwas anderes als Wolff.
Im International Sporting Code, dem Internationales Sportgesetzbuch für den Motorsport unter der Ägide der FIA, heißt es, bei doppelt geschwenkten gelben Flaggen müsse das Tempo "deutlich reduziert" werden und es dürfe nicht überholt werden. Die Piloten müssten sich darauf vorbereiten, die Richtung zu wechseln oder anzuhalten. War aber Nico Rosberg darauf vorbereitet, als er laut der Telemetrie nur 30 Meter lang das Gas lupfte und wohl nur rund eine Zehntelsekunde verlor?
"Warum war dort noch Gelb?"
"Ich fahre dort draußen sicher. Wenn doppelt gelbe Flaggen geschwenkt werden, gehe ich von einem Problem vor mir aus. Natürlich", wehrt sich Rosberg und bezweifelt es, dass die Warnung überhaupt noch nötig gewesen wäre, weil Unfallopfer Fernando Alonso längst die Szenerie verlassen hatte - aber immer noch in Schleichfahrt unterwegs war. "Also auf der Strecke war keiner. Warum war dann dort noch Gelb?", trotzt Rosberg der Entscheidung der Rennleitung. "Ich habe gewusst, dass dort Gelb sein wird. Mein Ingenieur hat mich in der schnellen Runde davor gewarnt."

