Mit insgesamt 426 nominierten Athletinnen und Athleten tritt das Team des Deutschen Olympischen Sportbundes das Abenteuer Rio de Janeiro an. In 36 Sportarten kämpft Deutschlands Sportelite um Erfolg, Ehre und vor allem Edelmetall bei den XXXI. Olympischen Sommerspielen.
sport.de stellt in der heißen Phase vor der Eröffnungsfeier zwei Wochen lang ambitionierte heimische "Rio-Reiser" vor und macht den Athletencheck. Teil 7 des sport.de-Athletenchecks mit Zehnkämpfer Rico Freimuth.
- Name: Rico Freimuth
- Geburtstag: 14. März 1988 (28 Jahre)
- Wohnort: Halle (Saale)
- Olympische Disziplin: Zehnkampf
- Olympischer Wettkampf in Rio: 17. August (14:30 Uhr 100m, 15:35 Uhr Weitsprung, 17:15 Uhr Kugelstoßen, 22:45 Uhr Hochsprung), 18. August (00:20 Uhr 400m, 14:30 Uhr 110m Hürden, 15:25 Uhr Diskus, 18:25 Uhr Stabhochsprung, 23:35 Uhr Speerwurf), 19. August (02:45 Uhr 1500m, alles MESZ)
- Bisherige Olympia-Bilanz: Sechster in London 2012
- weitere Karriereerfolge: U20-EM-Bronze 2007, WM-Bronze 2015
- persönliche Bestleistung: 8561 Punkte
Die Vorzeichen: "Aktuell bin ich wieder gesund"
Eigentlich zählte Rico Freimuth nach WM-Bronze 2015 zu den diesjährigen Favoriten auf Olympia-Edelmetall. In Peking verbesserte Freimuth seine persönliche Bestleistung auf 8561 und posierte anschließend mit breitem Grinsen und Deutschlandfahne vor den Fotografen.
In der bisherigen Saison musste der Hallenser allerdings herbe Rückschläge einstecken: Nach einer Schulterverletzung und einem Muskelfaserriss in der Wade flog der 28-Jährige beim Wettkampf in Götzis nach drei ungültigen Versuchen im Weitsprung raus, in Ratingen zwang ihn seine Wade zur Aufgabe.
Die einstige deutsche Medaillenhoffnung wurde aufgrund der Leistungen bei der letztjährigen WM für die Spiele in Rio nominiert, laboriert allerdings immer noch an einer Entzündung der Supraspinatus-Sehne in der Schulter. Im exklusiven Gespräch mit sport.de verriet der Zehnkämpfer jedoch, dass ihn dies bei der Vorbereitung auf Olympia nicht wirklich behindert: "Aktuell bin ich wieder gesund und kann gut durchtrainieren. Ich kann damit umgehen. Ich habe Schmerzen, kann aber alles machen."
Momentan befindet sich Freimuth noch im Trainingslager, am 11. August tritt der gebürtige Potsdamer die Reise nach Rio an. Anfang Juni meinte er noch, mit seinen Trainingswerten sehr zufrieden zu sein. Die bisherigen Wettkampfleistungen stimmen ihn aber keineswegs optimistisch: "Die Saison ist scheiße gelaufen!"

Wenn der Decathlon am 17. August im Estádio Nilton Santos traditionell mit dem 100-Meter-Sprint beginnt, wird Rico Freimuth nicht mit der Ambition an den Start gehen, auf dem Treppchen zu landen: "Ich muss realistisch bleiben. Ich habe so viel Trainingsrückstand, dass ich mir nicht einbilden muss, irgendwas aufzuholen oder um die Medaillen mitkämpfen kann."
Im sport.de-Interview sprach er noch davon, eine Medaille gewinnen zu wollen. Durch die mehr als holprige Vorbereitung sieht sich der 28-Jährige nicht mehr mit hohen Erwartungen belegt: "Dadurch, dass ich eine schwierige Saison hatte und nur mit Glück nach Rio fahre, ist der Druck komplett weg. Ich gehe da ganz locker ran und versuche, einen ordentlichen Zehnkampf zu machen. Ich will einen guten Jahresabschluss finden."
Seinen aktuellen Leistungsstand kann der Hallenser schwer einschätzen: "Ich habe keine Ahnung, was ich drauf habe, deswegen habe ich auch keine große Klappe." Freimuths diesjährige Wettkampfleistungen in Gotha, Götzis und Ratingen waren ob der beschriebenen Verletzungen noch weit von seinen Bestleistungen entfernt.
Die Konkurrenz: "Damian Warner wird schwer zu schlagen sein"
Als klarer Favorit gilt auch in diesem Jahr der Amerikaner Ashton Eaton, der bei den letzten beiden Weltmeisterschaften und bei den Spielen in London jeweils die Goldmedaille abstaubte und aktuell den Weltrekord im Zehnkampf hält.
Für Rico Freimuth ist nach Eaton ein Kanadier nicht zu unterschätzen: "Damian Warner wird für die anderen ganz schwer zu schlagen sein." Der 26-Jährige präsentierte sich zuletzt in Topform und stellte in fünf der zehn Disziplinen in diesem Jahr seine persönliche Bestleistung auf.
Eine deutsche Hoffnung ist der Ulmer Arthur Abele. Der diesjährige Sieger des Zehnkampf-Meetings in Ratingen schraubte dabei seine Bestleistung auf starke 8605 Punkte und übertrumpfte damit sogar Teamkollege Rico Freimuth.
Die sport.de-Prognose: Medaille in weiter Ferne
Rico Freimuth war in der bisherigen Saison sicherlich einer der Pechvögel unter den Rio-Reisern. Als ehrlicher Kämpfer wird der Athlet aber alles aus sich herausholen und um jeden einzelnen Punkt kämpfen. Eine Platzierung auf dem Treppchen erscheint jedoch äußerst unwahrscheinlich.
Ashton Eaton und Damian Warner werden für den Hallenser in der derzeitigen Form nicht zu toppen sein, die restliche Konkurrenz tritt den Wettbewerb um die Bronzemedaille an. Ein Rang unter den Top Ten wäre für den von Verletzungen zurückgeworfenen Freimuth schon ein großer Erfolg. Und wenn dies nicht gelingt, will Freimuth nächstes Jahr bei der WM in London wieder angreifen.
Medaillenwahrscheinlichkeit: 15 Prozent
Lionard Tampier


