Drei Wochen vor Olympia zeigt Altmeister Timo Boll, dass man ihn für Rio noch nicht abschreiben sollte. Den Traum von der noch fehlenden olympischen Einzel-Medaille hat der 35-Jährige noch nicht aufgegeben.
Seine Jagd nach einer olympischen Einzel-Medaille hat Tischtennis-Ass Timo Boll noch nicht beendet. Zumindest dieses Signal sendete der 35-Jährige mit dem Sieg am Samstag beim Testturnier im westfälischen Hamm an die Konkurrenz. Drei Wochen vor Beginn der Sommerspiele in Rio schlug Boll unter anderem im Halbfinale seinen Teamkollegen Dimitrij Ovtcharov - abschreiben darf man den Rekordeuropameister vor seiner fünften Olympia-Teilnahme keineswegs.
Der Traum lebt
"Natürlich habe ich diesen Traum von der Olympia-Medaille noch immer", sagte Boll nach einem lockeren 3:0-Erfolg im Endspiel gegen seinen weißrussischen Dauerrivalen Vladimir Samsonov: "Man muss sich hohe Ziele stecken, auch wenn sie manchmal noch so fern erscheinen. Ich werde weiter Gas geben, es wieder probieren. Vielleicht klappt es ja noch."
Dabei ist sich Boll nur allzu bewusst, dass die Voraussetzungen für das langersehnte Edelmetall, das ihm in seiner beeindruckenden Medaillensammlung noch immer fehlt, schon einmal besser waren. Nachdem er sich im September einer Knie-OP unterzogen hatte, wurde er zuletzt immer wieder von Krankheiten zurückgeworfen. Das Olympia-Jahr 2016 begann für den Routinier wenig verheißungsvoll.
Zeitweise nur noch Nummer 14 der Welt
Negativer Höhepunkt war das Erstrunden-Aus bei den Korean Open im Juni, durch das Boll in der Weltrangliste auf Platz 14 abrutschte. Angesichts des schlechtesten Rankings seit 2001 verpasst der frühere WM-Dritte voraussichtlich die für Rio angestrebte Setzung unter den besten Acht. Bereits im Achtelfinale droht ihm damit ein Duell mit einem der beiden chinesischen Topfavoriten Ma Long oder Zhang Jike.
Wohl auch deshalb gibt sich Boll trotz des kleinen Prestigeerfolgs beim mit etlichen europäischen Spitzenspielern besetzten Turnier in Hamm zurückhaltend. "Die anderen werden bis Rio sicher noch zwei Schippen drauflegen", meinte er. Bundestrainer Jörg Rosskopf wollte das Ergebnis ebenfalls nicht überbewerten: "Wir leiten daraus mit Sicherheit keinen Anspruch auf eine Medaille ab. Im Endeffekt war es nur ein kleiner Leistungstest."
Wieder eine Team-Medaille?
Zumindest für den Mannschaftswettbewerb dürfte der Auftritt von Hamm Rosskopf allerdings Mut machen. Boll und Ovtcharov lieferten sich ein Duell auf hohem Niveau, daneben überzeugte auch das dritte Teammitglied Bastian Steger mit dem Halbfinal-Einzug. DTTB-Sportdirektor Richard Prause hofft nach den Spielen von 2008 (Silber) und 2012 (Bronze) jedenfalls auf eine weitere Mannschaftsmedaille: "Wir sind auf einem guten Weg, um diese kleine Tradition fortsetzen zu können."

