Benedikt Wagner holt nach einem wundersamen Siegeszug EM-Gold - für Deutschlands Top-Säbelfechter ist die Olympia-Generalprobe dagegen missglückt. 44 Tage vor Beginn der Spiele in Rio scheiterten die Asse Max Hartung und Matyas Szabo bei der EM früh.
Umso lauter war der Jubel im deutschen Lager um Wagner: "Endlich hat er es geschafft. Das ist eine herausragende Leistung", kommentierte Sportdirektor Sven Ressel die erste internationale Einzelmedaille des 26-Jährigen. Im Schlussgefecht behielt Wagner gegen den Franzosen Vincent Anstett mit 15:13 die Oberhand.
Wagner, Team-Weltmeister von 2014 und -Europameister von 2015, erwischte in der Arena von Torun einen Sahnetag. 15:8 gegen den Franzosen Maxence Lambert, 15:10 im Achtelfinale gegen Italiens Olympia-Zweiten Diego Occhiuzzi, danach das 15:13 gegen den Weißrussen Alexander Bujkewitsch - das war Bronze.
Aber Wagner wollte trotz einer Verletzung an der rechten Patellasehne noch mehr. Und es kam so, im Halbfinale gegen Russlands einstigen Junioren-Weltmeister Kamil Ibragimow aber erst nach einem Kraftakt: 8:14 lag Wagner hinten, setzte dann aber alle weiteren Treffer und siegte 15:14.
Aufholjagd-Experte Wagner
"Ein Gefecht ist halt erst bei 15 zu Ende", bemerkte der nicht für Olympia qualifizierte Deutsche. Auch gegen Anstett lag er 0:6 und 4:8 zurück; am Schluss aber triumphierte Wagner und brüllte seine Freude über den Titel laut heraus.
Max Hartung und Matyas Szabo freuten sich mit Wagner. Sie selbst aber waren enttäuscht. "Ich war nicht sehr konzentriert, hatte einen schlechten Tag. Das darf mir bei den Olympischen Spielen nicht passieren", sagte der Weltranglistenfünfte Hartung nach seinem Aus unter den Top 32 beim 12:15 gegen Anstett. Bei der WM 2015 war Hartung im Einzel und mit dem Team Dritter geworden.
Bundestrainer-Sohn Szabo erwischte es gar schon im 64er-Tableau beim 8:15 gegen Ibragimow. Die Plätze 23 für den Vorjahres-EM-Zweiten Hartung und 39 für den ehemaligen Team-Weltmeister Szabo sind wahrlich nicht befriedigend. "Man kann auf jeden Fall sagen, dass es eine misslungene Olympia-Generalprobe war", kommentierte Szabo sein Scheitern.
Hübers nur auf Platz 43
Für Richard Hübers endete die EM in Polen nach dem 5:15 in Runde eins gegen Russlands einstigen Weltmeister Nikolaj Kowalew auf Rang 43. Nun versuchen sie, am Samstag ihren europäischen Team-Titel von 2015 erfolgreich zu verteidigen. "Mit der Mannschaft wollen wir ein bisschen Spaß haben", kündigte Hartung an.
Nach Florett-Bronze für Carolin Golubytskyi und André Sanita scheiterte Monika Sozanska an diesem Vorhaben. Die Olympia-Zehnte von 2012 verlor im Degen-Viertelfinale gegen Rumäniens WM-Fünfte Simona Gherman mit 10:13. "Gherman gehört zu den Besten weltweit. Bei mir hat das Quäntchen Glück gefehlt", sagte die Leipzigerin. Neue Europameisterin wurde Gherman mit 9:5 im rumänischen Finale gegen Ana Maria Popescu.