Normalerweise läuft im slowakischen Spiel alles über Marek Hamšík. Da war es umso überraschender, dass der Topscorer den größten fußballerischen Erfolg des kleinen Landes nur als Mitläufer erlebte.
Beim 0:0 im letzten EM-Gruppenspiel gegen England hatte der technisch versierte Mittelfeldprofi vom SSC Neapel nicht viel zu melden, er verdribbelte sich ein ums andere Mal und gab keinen einzigen Torschuss ab. Doch auch ohne eine Gala ihres Stars sicherten sich die Osteuropäer den nötigen einen Punkt, der bei der ersten EM-Teilnahme seit der Unabhängigkeit 1993 das Achtelfinal-Ticket einbrachte.
"Ein historisches Weiterkommen", wie die auflagenstärkste Tageszeitung "Novy Cas" stolz befand, nachdem die deutsche Mannschaft mit ihrem Sieg gegen Nordirland die letzten Restzweifel daran ausgeräumt hatte. Die Nachrichtenagentur "TASR" beurteilte den Einzug in die K.o.-Runde als "herrlich", Assistenztrainer Štefan Tarkovič kommentierte: "Mit dem Einzug ins Achtelfinale haben wir unser selbst gestecktes Ziel erreicht."
"Hamšík ist der beste Spieler, den wir haben"
Dass es in der Addition der drei Vorrundenspiele für die Runde der letzten 16 reichte, haben die Slowaken dann natürlich doch zu großen Teilen Hamšík zu verdanken. Beim einzigen Sieg - dem 2:1 gegen Russland - glänzte er mit einem Zaubertor und einer genialen Vorarbeit. "Hamšík ist der beste Spieler, den wir haben", hob das Internetportal "Sport.sk" hervor, wenngleich der 28-Jährige gegen England "nicht zu seiner typischen Vorbereitungs- und Torschuss-Symphonie" gekommen sei. Dennoch: Hamšík sei "bewundernswert in seiner Beweglichkeit".
Der slowakische Trainer Ján Kozák hält die Klasse seines Mittelfeld-Regisseurs sogar für ausreichend für die Bewerbung bei einem Weltverein. Jüngst war in italienischen Medien kolportiert worden, Juventus Turin sei an einer Verpflichtung des Slowaken interessiert. "Er hätte es wirklich verdient, für einen ganz großen Club zu spielen", sagte Kozák nach dem Russland-Spiel. Auch beim 3:1-Sieg gegen Deutschland in der EM-Vorbereitung hatte Hamšík stark gespielt und mit einem Weitschuss-Tor Aufmerksamkeit generiert.
Wahrscheinlich weiter in Neapel
Der Weg für einen Wechsel im Sommer scheint also bereitet. Doch abgesehen von allen sportlichen Aspekten ist Hamšík auch einer, dem an Vereinstreue enorm viel liegt. Seit neun Jahren spielt er schon in Neapel; zuletzt hatte er einmal geäußert, beim SSC gerne eine Vereinsikone "wie Totti in Rom oder Del Piero in Turin" werden zu wollen. Dafür müsste er noch ziemlich lange bleiben - auch über das Ende seines bis 2018 datierten Vertrages hinaus. Tatsächlich berichtete der Edeltechniker zuletzt, trotz aller Möglichkeiten auch kommende Saison "wahrscheinlich" weiter in Neapel zu spielen.








