Auf der Pressekonferenz zur Vergabe der TV-Rechte erklärt DFL-Geschäftsführer Christian Seifert, warum er jetzt die Vereine in der Pflicht sieht und kein Freund davon ist, der Premier League nachzueifern.
Herr Seifert, wie zufrieden sind Sie mit dem Abschluss der neuen TV-Verträge ab 2017?
Christian Seifert: "Ein 85-prozentiges Wachstum im deutschen Medienmarkt ist ziemlich gut. Das empfinde ich nicht als normal. Wir sind mit diesem Ergebnis sehr zufrieden. Wir danken auch den Medienunternehmen, die erhebliche Summen in die Bundesliga investieren. Aber es gehen auch Verpflichtungen mit diesen Zahlen einher."
Was meinen Sie konkret mit diesem Hinweis?
"Die Klubs werden uns in den nächsten Jahren für die internationale Vermarktung auch sportliche Argumente liefern müssen. Die DFL kann nicht zaubern. Und auf Dauer gesehen, wird der spannende Abstiegskampf in der Bundesliga nicht genügend Argument sein, um international substanziell zu wachsen. Im Profisport und im Profifußball ist man ja irgendwie gewohnt, dass das Geld vom Himmel fällt. Das ist aber nicht so. Da müssen ziemlich viele Menschen ziemlich hart arbeiten. Damit meine ich nicht die DFL, sondern die Medienpartner. Und ich wollte zum Ausdruck bringen, dass es unsere Aufgabe ist, den Medienpartnern zu helfen, dieses Geld zurückzuverdienen. Das müssen die Klubs leisten."
Was fehlt jetzt noch, um die Premier League anzugreifen?
"Ich bin kein Freund davon, dass wir der Premier League hinterherlaufen. Um den Abstand zu ihr zu verkleinern, brauchen wir einen Pay-TV-Anbieter, mit zwölf Millionen Kunden, die 49 Pfund im Monat zahlen. Aber wir müssen uns erst einmal auf unsere Stärken konzentrieren."
Was meinen Sie damit?
"2005 waren wir kurz davor, von Rumänien in der UEFA-Fünfjahres-Wertung überholt zu werden. In der Zwischenzeit werden wir unser Ziel deutlich erreichen, zu den drei größten Fußballligen der Welt zu gehören. Nicht jede sportliche Leistung eines Bundesligisten, die wir in den letzten Jahren und Monaten gesehen haben - insbesondere in den internationalen Wettbewerben - lassen sich mit einem Fernsehvertrag aus England erklären."
Also stehen die Klubs in der Pflicht?
"Jetzt sind die Klubs dran, dieses Geld erfolgsversprechend und sinnvoll zu investieren. Auf nationaler Ebene funktioniert die Bundesliga sehr, sehr gut. International würde sicherlich mal ein Titel helfen. Wenn die letzten sechs europäischen Titel alle nach Spanien gegangen sind, hat das nichts mit einem englischen TV-Vertrag zu tun."
Woher kommt das Wachstum in den neuen Verträgen?
"Das Wachstum kam beim letzten Mal ja quasi ausschließlich aus dem Pay-Segment. In diesem Jahr sind auch die Free-Rechte und die frei empfangbaren Rechte signifikant gestiegen. Wir haben jetzt drei neue Medienpartner im Portfolio."
Erwarten Sie in den nächsten Jahren noch ein weiteres Wachstum?
"Es ist jetzt ein bisschen früh, darüber zu sprechen. Klar ist aber, dass wir mit Blick auf die Partnerstruktur und die Auswahl der Partner uns natürlich Gedanken machen, wie es weiter geht. Die Entwicklung in diesem Bereich ist so dynamisch und wird noch von weiteren Strategiewechseln geprägt sein, dass wir sehen werden, wo wir 2021 stehen. Solange das Produkt gut ist, und die Menschen Fußball und die Bundesliga sehen wollen, wird sich immer jemand finden, der dieses Recht haben möchte."